Grabungen im Brunnen Kein Fluchttunnel in der Tomburg

Rheinbach · Der Freundeskreis der Tomburg stößt bei Grabungen im Brunnen auf Schwierigkeiten. Schließlich ist immer noch ungeklärt, ob von dem Brunnenschacht eine Art Fluchttunnel abzweigt, so wie einige Sagen und alte Berichte vermuten lassen.

 Versuchsweise haben Andreas Herrmann und sein Verein ein Stück des Ofens in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden der Tomburg aufgemauert

Versuchsweise haben Andreas Herrmann und sein Verein ein Stück des Ofens in den ehemaligen Wirtschaftsgebäuden der Tomburg aufgemauert

Foto: Axel Vogel

Was verbirgt sich alles in dem dereinst mehr als 45 Meter tiefen Brunnen der mittelalterlichen Tomburg? Und wie ist er gebaut worden? Diesen Fragen wollten Anfang August Mitglieder des Freundeskreises Tomburg mit ihrem Vorsitzenden Andreas Herrmann mit einem ambitionierten wissenschaftlichen Projekt im wahrsten Sinne des Wortes auf den Grund gehen. Denn: In den 137 Jahren seit der letzten Untersuchung war der Brunnen fast vollständig mit Holz, Steinen und Abfall aus vergangenen Zeiten gefüllt worden. Was unter dem Füllmaterial verborgen lag in dem Brunnen, wollten Herrmann und seine Mitstreiter klären.

Schließlich ist immer noch ungeklärt, ob von dem Brunnenschacht eine Art Fluchttunnel abzweigt, so wie einige Sagen und alte Berichte vermuten lassen. Nachdem sich eine Fachfirma für Brunnenforschung und Herrmanns Ehrenamtler zehn Tage lang in den Brunnen abgeseilt und bis auf zehn Meter Tiefe etliche Kubikmeter Schutt aus dem Schacht entsorgt hatten, steht nach dem vorläufigen Ende der Untersuchung fest: „Der Fluchttunnel konnte nicht ausgemacht werden“, so Herrmann, „dafür wurde der einsturzgefährdete Schacht gesichert und wir haben Erkenntnisse zur Bauweise gewonnen“.

Erste Erkenntnisse stammen aus dem 19. Jahrhundert

Erste genauere Erkenntnisse über den Brunnen stammen aus dem 19. Jahrhundert: „Der Verschönerungsverein hatte den Brunnen 1882 freigelegt, Artefakte geborgen und war in 40 Metern Tiefe auf Wasser gestoßen“, so Herrmann. „Leider sind die Arbeiten nicht dokumentiert worden, so dass wir neu beginnen müssen.“

Während des zehntägigen Projektes war es den Experten, zwei Technikern einer Spezialfirma aus dem thüringischen Kranichfeld bei Weimar, gelungen, den Schutt im Brunnen bis auf rund zehn Meter Tiefe abzutragen. Allerdings wurde nicht das gefunden, was sich Herrmann erhofft hatte: Spuren des Fluchtunnels, auf den einige Quellen wage hindeuten.

Trotzdem will Herrmann nicht ausschließen, dass es ihn tatsächlich gibt: „Der Schacht könnte auch noch tiefer im Brunnen gelegen haben, das ließ sich jetzt nicht mehr klären.“ Wenn die Arbeiten bis auf 20 Meter in die Tiefe vorgedrungen wären, hätte Herrmann sich festgelegt: „Dann kommt wahrscheinlich auch kein Gang mehr“. Was ebenfalls nicht gefunden wurde: Ein Holzboden im Brunnenschacht, von dem immer wieder die Rede war.

Herrmann ist unterm Strich trotzdem höchst zufrieden mit dem Verlauf des Projektes: „Wir haben das angesetzte Budget eingehalten, die Kosten werden rund 25 000 Euro betragen.“ Darin enthalten sei auch noch die Veröffentlichung eines Abschlussberichtes mit den Ergebnissen und eine Infotafel am Brunnen. Außerdem sagt Andreas Herrmann: „Wir haben zudem viel über die Brunnenkonstruktion gelernt.“ Das hing vor allem mit zwei unerwarteten Baustellen zusammen: „An zwei Stellen war das Mauerwerk im Schacht so schwer beschädigt, dass die Schadstellen statisch gesichert, also aufgemauert, werden mussten.“ Leider habe diese Maßnahme auch „einige Zeit und damit weitere vier bis fünf Meter an Tiefe gekostet“, so Herrmann weiter.

Zeitreise in die Zivilisationsgeschichte

Funde aus größerer Tiefe waren dabei immer auch eine Art Zeitreise in die Zivilisationsgeschichte: Als Herrmann und seine Helfer auf die ersten Pfennige stießen, war klar, „dass wir uns vor dem Jahr 2002 befinden“. Im Brunnen lagen diese knapp unterhalb des gemauerten Schachtes, am Beginn des gewachsenen Felses.

Wie wird es jetzt weitergehen? „Wir könnten für eine Fortsetzung der Brunnensanierung sammeln“, erklärte Herrmann. Möglicherweise würden sich dann noch Zivilisationsmüll aus zwei Weltkriegen und der Kaiserzeit finden. Die Alternative wäre für Andreas Herrmann: „Oder aber wir konzentrieren uns auf das Aufmauern von Fundamenten der ehemaligen Wirtschaftsgebäude, was ja auch schon lange geplant ist.“

Wie derartige Rekonstruktionen aussehen können, zeigt ein Teilstück des mittelalterlichen Ofens, das während der Sicherungsarbeiten im Brunnenschacht aufgemauert wurde. Auch Stufen hinauf zu den Wirtschaftsgebäuden wurden versuchsweise aus Bruchsteinen nachgebaut.

Eine Entscheidung, ob beziehungsweise wie es auf der Tomburg weitergeht, steht noch aus. Aber Herrmann verspricht: „Wir werden auf jeden Fall an der Aufarbeitung der Burggeschichte dranbleiben.“ Was aus seiner Sicht auf alle Fälle notwendig ist: „Wir brauchen eine dauerhafte Abdeckung des Brunnenschachts, sonst würden dort wieder Steine und anderer Schutt landen.“

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