Hexenturm-Besichtigung am 10. August Keimzelle des mittelalterlichen Rheinbachs

RHEINBACH · Eine kurzweilige Führung durch den Hexenturm offenbart den Teilnehmern so manche Überraschung.

 Führer Heinz-Dieter Pausch weißt auf die Befestigungen für die Zugbrücke des Hexenturms hin.

Führer Heinz-Dieter Pausch weißt auf die Befestigungen für die Zugbrücke des Hexenturms hin.

Foto: Roland Kohls

Seinen Namen verdankt er dem wohl düstersten Kapitel der Rheinbacher Stadtgeschichte: der Hexenverfolgung im 17. Jahrhundert. Aber eigentlich wurde der Hexenturm als Teil der Rheinbacher Burg und somit der Keimzelle der mittelalterlichen Stadt erbaut. Das versicherte jetzt Heinz-Dieter Pausch, Stadtführer des Eifel- und Heimatvereins Rheinbach, etwa 20 Geschichtsinteressierten bei einer kurzweiligen Führung.

"Wir stehen hier auf wirklich historischem Grund", erklärte Pausch und erzählte von archäologischen Funden, die auf eine Besiedlung bereits vor 5000 Jahren hinweisen. Auch die Römerzeit sei für Rheinbach wichtig gewesen.

Die römische Eifel-Wasserleitung führte einst durch die Stadt nach Köln. Die Erbauer der Burg nutzten sie auch als wertvolle Quelle für Baumaterial. Der neun Meter breite Turm diente laut Pausch als Lager- und Wachtturm, habe ursprünglich keine Haube, sondern Zinnen gehabt und sei rund erbaut worden, damit die damals üblichen Schleuder- und Armbrustgeschosse abprallten.

Er wurde 1190 erstmals erwähnt. 1288, als der Kölner Erzbischof bei der Schlacht bei Worringen "furchtbar Senge kriegte", habe "der Schlaumeier hier", der damalige Rheinbacher Burgherr, die Gelegenheit genutzt. Er habe alle Rechte an sich gezogen, die Stadtmauer erbaut und von jenen, die auf der Aachen-Frankfurter-Heerstraße unterwegs waren, Zoll verlangt, rief Pausch die Vergangenheit seinen Zuhörern plastisch vor Augen. 400 Meter im Quadrat, größer sei das mittelalterliche Rheinbach nicht gewesen.

Vom Erdgeschoss des Turmes aus führen enge Stufen auf das heutige Niveau des Kellerverlieses - ursprünglich habe der Boden zwei Meter tiefer gelegen. Fenster habe es nicht gegeben, Essen sei durch das Loch in der Decke herabgeworfen worden. "Hier wurden die Hexen zwischengelagert", erklärte Pausch. Es sei um die Lösung von "Organisationsfragen" gegangen. Hexenrichter als "selbstständige Unternehmer" waren beteiligt an dem, was vom Besitz der Verurteilten schließlich übrig blieb.

Details zu den Rheinbacher Hexenprozessen, denen 130 Menschen zum Opfer fielen, seien von Hermann Löher überliefert worden, einem Rheinbacher Schöffen, der zunächst an Todesurteilen mitgewirkt hatte, dann selbst beschuldigt worden war und floh.

Auch die weitere Stadtgeschichte streifte Pausch, etwa drei große Brände im 17. Jahrhundert und die französische Besatzungszeit, in der Rheinbach zur Kantonstadt wurde. Die Preußen erhoben Rheinbach zur Kreisstadt, was es bis 1932 blieb. Dass in Rheinbachs Straßen keine Stolpersteine an die Zeit der Judenverfolgung erinnern, bedauerte eine Zuhörerin. Pausch legte nahe, auch an den Stadt- und Nachtwächterführungen teilzunehmen, die vom Eifelverein in Kooperation mit der Stadtverwaltung angeboten werden.

Nächster Termin:

Sonntag, 10. August, 13.30 Uhr, Führung durch den historischen Teil der Stadt Rheinbach mit Schwerpunkt "Mittelalterliche Stadtbefestigung", Treffpunkt Himmeroder Hof.

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