Erstürmung der Tomburg-Kaserne Rheinbach Kasernenchefs schießen mit Kamelle

Rheinbach · Rund 200 Uniformierte und Kostümierte der Rheinbacher Karnevalsgesellschaften von Kernstadt und Ortschaften erstürmen die Rheinbacher Soldatenunterkunft im Schatten der Tomburg.

 Prinz Volker I. aus Queckenberg musste sich den Weg freisägen.

Prinz Volker I. aus Queckenberg musste sich den Weg freisägen.

Foto: Axel Vogel

Sie lassen nichts unversucht: Nur diejenigen, die am meisten Portepee auf den Flecktarn-Schulterklappen haben, schicken die Soldaten der Rheinbacher Tomburg-Kaserne in die erste Verteidigungsreihe. Denn: Rund 200 Uniformierte und Kostümierte der Rheinbacher Karnevalsgesellschaften von Kernstadt und Ortschaften stehen vor dem Tor und begehren Einlass. Zum 50. Mal blasen die närrischen Heerscharen zum Jeckensturm auf die sonst streng gesicherte Bundeswehrliegenschaft.

„Und werfen“, rief Kasernenkommandant Oberstleutnant Matthias Ansperger den Kasernenverteidigern um den Standortältesten Brigadegeneral Wolfgang E. Renner und Oberst Otto Jarosch vom Kommando Strategische Aufklärung zu, als die Jecken dem Kasernentor immer näher kamen.

Mit kistenweise Kamelle versuchten sich die Soldaten zu verteidigen, worüber Willi Hohn, Kommandant der Rheinbacher Stadtsoldaten, nur müde lächeln konnte. „Is dat alles, wat'e drup hätt?“, fragte Hohn. Hatten sie: Da das kurzweilige Zusammentreffen von närrischen und militärischen Uniformträgern erstmals 1965 und somit vor 50 Jahren über die Bühne ging, hatten sich die Herrn der Festung im Schatten der Tomburg eine besondere Verteidigungsstrategie überlegt: Wie einst die Eroberer von mauerumwehrten Städten und Burgen sollten die Jecken ihr handwerkliches Geschick unter Beweis stellen, forderte Renner.

Die Tollitäten höchstpersönlich bat er an die Säge, um dicken Brettern den Garaus zu machen: Kernstadtprinz Heiko I. und seine Lieblichkeit Prinzessin Sandra I. (Otten), Volker I. (Ruberg) und Sandra I. (Ulrich) aus Queckenberg und Bernd I. (Weckauf) und Hilde I. (Hartung) aus Oberdrees. Und obgleich die Soldaten ein extra stumpfes Werkzeug ausgesucht hatten, meisterten die Jeckenregenten ihre Aufgabe mit Bravour.

Bei der zweiten Aufgabe waren die Kommandanten der Rheinbacher Karnevalsvereine gefragt: Sie mussten Nägel in einem Holzblock versenken. Klingt simpel, ist es aber nicht, angesichts der enormen Länge der Nägel. Somit mussten die Kinder die Situation retten: Das Kinderprinzenpaar Fenya I. Orth) und Prinz Felix I. (Kramer) bekamen zur Aufgabe, ein Lied zu erkennen. Ein Strahlen umspielte die jungen Regenten, als die ersten Takte ertönten: „Einmol Prinz zu sin“, riefen beide unisono. Korrekt, die Kasernenverteidiger gaben sich geschlagen.

Ohne Ausweiskontrolle durfte jeder in die Liegenschaft, um der „Aftererstürmungsparty“ beizuwohnen. „Das war nicht abwendbar gewesen“, meinte Renner und begrüßte jeden, der Einlass begehrte, mit Handschlag.

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