Beteiligung an Politik Junge Leute sollen in Rheinbach mitreden

Rheinbach · Initiative will Jugendparlament mit frischen Ideen neues Leben einhauchen. Bei der letzten Wahl 2016 fanden sich nicht genügend Kandidaten.

Das Angebot klingt ausgesprochen verlockend: Stefan Raetz, Chef der Rheinbacher Verwaltung, nimmt sich Zeit und lädt Jugendliche zum regelmäßigen Meinungsaustausch ins Rathaus ein. Nicht nur der Bürgermeister schenkt dabei den jungen Leuten zweimal im Jahr sein Ohr: Mit am runden Tisch in Raetz' Dienstzimmer sitzen auch diejenigen, die letztlich im Rat der Stadt den Arm heben, wenn eine Entscheidung ansteht – die fünf Fraktionen im Stadtrat.

Der halbjährliche „Jugendgipfel“ von Jugendlichen, Bürgermeistern und Fraktionsvertretern ist nur eine der zündenden Ideen, mit denen dem Rheinbacher Stadtjugendparlament (SJP) neuer Odem eingehaucht werden soll. Mitte Juli dieses Jahres hatte der Jugendhilfeausschuss das Konzept einstimmig auf den Weg gebracht (der GA berichtete). Dass dieser Weg allerdings viel schneller zum Ziel finden sollte, fordert Rheinbachs Vizebürgermeister Claus Wehage (CDU) im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Der Christdemokrat warnt vor einer Verschleppung.

Mangel an Bewerbern

Zwar habe die Verwaltung dem Ausschuss ein „prima Konzept“ vorgelegt, so Wehage. Dass allerdings erst 2018 wieder ein neues SJP zusammentreten soll, dafür hat der langjährige Kommunalpolitiker wenig Verständnis. Hintergrund: Die letzte Wahl zum SJP fiel 2016 in Ermangelung der nötigen Anzahl von Bewerbern aus.

Im ersten Schritt sollen ehemalige Angehörige der Jugendvertretung aus der Wahlperiode 2014/15 zusammen mit Interessierten einen Fragebogen entwickeln, um die Interessen der jungen Leute bis zum Alter von 21 Jahren zu ermitteln. Erst wenn diese Befragung ausgewertet ist, soll die Umsetzungsphase beginnen.

Nachwuchsparlamentarier können gestalten

Dass das Jugendparlament, das 2001 erstmals zusammentrat, schon früher tagen könnte, davon ist Wehage überzeugt. „Er fürchtet eine „Ablehnung auf Dauer“ falls das Gremium sich zu lange Zeit lässt, in neuer Zusammensetzung zu tagen. Schon 2001 sei das SJP gegründet worden, um das politische Engagement der Heranwachsenden zu erhöhen – und das aktive Mitmachen. Andererseits sollten die jungen Leute auch Verantwortung übernehmen – ohne diese jedoch zu gängeln, wie Wehage betont.

Der 78 Jahre alte Kommunalpolitiker sieht insbesondere die Werbung für ein Engagement im Parlament der jungen Altersgruppe in Rheinbach als einen Schlüssel zum Erfolg. Mit dem neuen Konzept, welches die Möglichkeiten des SJP erkennbar erweitert, sei ein attraktives Paket geschnürt worden. Die Jugendparlamentarier, die unter anderem von allen weiterführenden Schulen der Glasstadt stammen, könnten nun „an der überschaubaren Kommunalpolitik ihres Heimatortes praktisch mitwirken“, resümiert Wehage.

Eigenes Budget liegt bereit

So erhält das Gremium Sitz und Stimme im Jugendhilfeausschuss des Rates und ist zu gemeinsamen Besprechungen mit dem Bürgermeister und Mitgliedern der Ratsfraktionen eingeladen. Die zu treffenden Beschlüsse, so Wehage, beschränkten sich somit nicht nur auf die Ressorts Schule und Jugend. Durch einen Austausch an Informationen würden alle Ratsmitglieder in die Lage versetzt, Jugendprobleme näher gebracht zu bekommen. Nicht zuletzt soll das SJP eine jährliche Finanzspritze erhalten – eine Art eigenes Budget, mit dem sich Herzenswünsche der Heranwachsenden erfüllen lassen.

Außerdem sollte das Engagement auf den Zeugnissen der engagierten Schüler Niederschlag finden. „Bei späteren Bewerbungen finden diese Hinweise durchaus Beachtung“, so Wehage.

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