Gags zündeten nicht Jörg Knör außer Form bei seiner "Jahres-Rück-Show"

RHEINBACH · Der Entertainer und frühere WDR-3-TV-Moderator war schon besser drauf. Mancher Gag zündete nicht bei seinem Gastspiel vor nur zur Hälfte besetzten Zuschauerrängen im Rheinbacher Stadttheater.

 Eigenwillige Impressionen von der Zugfahrt: Jörg Knör bei seinem Auftritt im Rheinbacher Stadttheater.

Eigenwillige Impressionen von der Zugfahrt: Jörg Knör bei seinem Auftritt im Rheinbacher Stadttheater.

Foto: Axel Vogel

Er kam mit der Bahn aus seiner Wahlheimat Hamburg, und was er aus dem Zugfenster auf den letzten Kilometern sah, bot Entertainer Jörg Knör Stoff, um sein Rheinbacher Publikum an vertrauten Stationen abzuholen. Mit seiner „Jahres-Rück-Show! Das war's mit Stars“ im Gepäck, war er in der S 23 unterwegs.

Ob es an der oberflächlichen Betrachtung lag? Er las am Bahnhof Alfter-Witterschlick „After Winterschreck“, was bei ihm nun zu „Arsch auf Grundeis“ wurde. Dabei hätte ihm der Ort als ehemaligem WDR-3-TV-Moderator bekannt sein können.

Die verwitterte Backsteinpracht der Station an seinem Ziel Rheinbach erinnerte Knör an ein verwunschenes Harry-Potter-Schloss. Dass die Autokennzeichen hier mit „SU-“ beginnen, gemahnte ihn an die „Sowjet Union“. Und dann musste er lange warten, bis ihn das Taxi mit seinen Requisitenkoffern ins Stadttheater brachte.

Rheinbacher zwischen "Glühwein-Leiden" und "Beine hoch"

Dort erwarteten ihn gerade mal zur Hälfte besetzte Zuschauerreihen, was er sich mit drei Abkürzungen erklärte: „GL“ wie „Glühwein-Leiden“, „BH“ wie „Beine hoch“ und „ÜT“ wie „Überzeugungstäter“. Zu letzteren zählte er – immerhin – sein Publikum. Dem bot er einen politischen Jahresrückblick, illustriert mit Bildern vom Großbildschirm.

„Wen wird man Ende des Jahres vermissen?“, fragte Knör und kam zunächst auf „eine gewisse Frau Kramp-Karrenpower“. Die neue CDU-Bundesvorsitzende sieht für ihn aus wie eine Religionslehrerin, der man jedoch keineswegs alles glauben müsse.

„Es wird noch ganz furchtbar“, sagte er im Hinblick auf die Klimakonferenz von Kattowitz voraus. Donald Trump mag er ganz und gar nicht, was er in einem Brief mit der Anrede „D.T., liebes Arschloch“ drastisch ausdrückte. Den US-Präsidenten zeigte er als Baby mit riesengroßen Pampers, denn „der macht nur Scheiß“.

Spott für die Politiker dieser Welt

In Brasilien sieht er jetzt einen ähnlichen Typ am Werk: Jair Bolsonaro. Der lasse die Amazonas-Wälder fällen, klagte Knör, um sogleich auf heimische Sünden wie den Hambacher Forst zu sprechen zu kommen. Was der verantwortliche Energiekonzern da anstelle, charakterisierte er mit dem Wortspiel veRWErflich. Die Karrenbauer überschüttete er angesichts des Diesel-Skandals mit Spott.

Für Teil zwei nach der Pause versprach der 59-Jährige weniger politisch zu sein, damit das spärliche, wenn auch wohlwollende Publikum ausharren möge. Doch Knör wirkte unsicher, verhaspelte sich, griff auf Spickzettel zurück.

Seine parodistische Stärke blitzte aber schließlich noch auf: in einer Inge-Meysel-Parodie. Die 2004 verstorbene Schauspielerin versetzte er auf einen Zahnarztstuhl. In ihrer Angst vor dem drohenden Bohrer seufzt sie: „Lieber kriege ich ein Kind.“ Der Dentist entgegnet: „Entscheiden Sie sich, dann muss ich den Stuhl anders einstellen.“

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