Weihnachtsbaumverkauf in der Voreifel Hier kann man Tannen in Rheinbach selber absägen

Rheinbach-Hilberath · Hochsaison bei Alois Winnen in Hilberath: Christbaumverkauf mit Glühwein. Wer will, kann seinen Baum selber absägen. Auf zwei Hektar Fläche stehen rund 2000 Nordmann-Tannen und Blaufichten.

 Auf der Tannenbaumplantage von Stefan Winnen (im Bild) und seinem Vater Alois Winnen bei Hilberath ist derzeit viel los. Hier hilft Stefann Winnen der zehn Jahre alten Ariana aus Bonn beim Umlegen des Weihnachtsbaums

Auf der Tannenbaumplantage von Stefan Winnen (im Bild) und seinem Vater Alois Winnen bei Hilberath ist derzeit viel los. Hier hilft Stefann Winnen der zehn Jahre alten Ariana aus Bonn beim Umlegen des Weihnachtsbaums

Foto: Axel Vogel

In der Adventszeit herrscht bei Alois Winnen Hochbetrieb. Seit rund 30 Jahren verkauft der Hilberather auf seiner Plantage an der L492 selbst gezogene Weihnachtsbäume. 2000 Nordmann-Tannen und Blaufichten – mal hoch gewachsen, mal klein, mal buschig, mal lichter – stehen auf zwei Hektar dicht an dicht, 500 Bäume hat Winnen in diesem Jahr zum Abschlag freigegeben. Dort können Käufer noch bis kurz vor Weihnachten jeden Tag ihre Traumtanne erstehen.

Viele sind Stammkunden. Einige kommen zum ersten Mal und sind nur den roten Schildern mit weißer Schrift an der Landstraße zwischen Hilberath und Todenfeld nachgefahren. In seinem beheizten Bauwagen sitzt Winnen seit der zweiten Adventswoche und wartet auf Kunden, unterstützt am Wochenende von Ehefrau Waltraud und den Söhnen Marco und Stefan. Dann wird mit den Kunden auch ein Gläschen Glühwein getrunken und geschwätzt. „Zwei Drittel sind Stammkunden. Oftmals kennt man sich schon seit Jahren“, erzählt der Rentner.

Früher einmal Getreideflächen

Die Flächen wurden ursprünglich für den Anbau von Roggen, Weizen und Hafer genutzt. Dann gab Winnen die Landwirtschaft auf und arbeitete die nächsten Jahrzehnte als Lkw-Fahrer in Bonn. Die Flächen blieben übrig. Und so verlegte er sich auf die Anpflanzung und den Verkauf von Weihnachtsbäumen. Ursprünglich als Hobby gedacht, „können wir die Einnahmen für einen kleinen Urlaub verwenden“, schmunzelt der Plantagebesitzer.

Sieben bis acht Jahre braucht eine Tanne bis sie die Richtige Größe für einen Christbaum hat. Die Pflege kostet Zeit. Der Rasen muss regelmäßig gemäht und immer wieder muss Unkraut gejätet werden. „Früher habe ich es genossen, nach der Arbeit hier oben zu stehen, körperlich zu arbeiten, um dadurch den Kopf frei zu kriegen“, lacht Winnen. Die Größe seiner Bäume, die verkauft werden, variiert zwischen einem Meter und 2,50 Meter, wobei „es mir lieber ist, wenn die größeren Bäume verkauft werden, damit die Kleinen noch genügend Zeit zum Wachsen haben“, sagt er.

Wer von seinen Kunden den Baum selber schlagen möchte, kann sich bei Familie Winnen eine Bügelsäge ausleihen oder die eigene Säge mitbringen. Laut Stefan Winnen legen aber nur noch rund 40 Prozent der Kunden selbst Hand an. „Die wenigsten wollen am Boden liegen“, so der 38-jährige Junior. Zu denen gehört die zehnjährige Ariana Emons, die im Vorfeld das Sägen mit ihrem Opa geübt hat. Für ihre Familie ist es Tradition, mit geschmierten Brötchen und warmem Kakao zum Tannenkauf nach Hilberath zu fahren. „Für uns muss der Baum keine Schönheit sein. Wichtig ist uns die richtige Spitze. Mehrere Triebe finden wir nicht toll“, erklärt Mutter Claudia Emons.

Die Wahl des richtigen Baumes fiel bei Familie Krömer aus Rheinbach ziemlich schnell. Nur um die zwei Meter hoch musste sie sein. „Oben wird der Baum abgeschnitten. Da setzen wir dann eine spitze drauf“, erklärt Vater Guido Krömer. Für das Sägen ist Sohn Max – Rheinbachs Kinderprinz in der laufenden Session – zuständig. Dankbar nimmt die Familie den Tipp von Fachmann Stefan Winnen an, dem Baum beim Aufstellen ein wenig Wasser zuzufügen, denn den Bäumen fehlten durch die Trockenheit im Sommer Flüssigkeit.

Hoch gewachsen und buschig und er darf nicht nadeln: Das ist der Wunsch von Wilfried und Ulrike Hauptmann aus Röttgen. „Wir kaufen jedes Jahr hier. Damit möchten wir auch die Leute unterstützen, die die Bäume pflegen“, sagt das Ehepaar. Das spielt auch für Anna Schneider (23) und ihre Mutter Margit Schneider jedes Jahr eine wichtige Rolle. Für sie muss der Baum eine „schöne Seite“ haben. „Entsprechend können wir ihn dann aufstellen. Er darf auch keine krumme odere Mehrfachspitze haben“, so 47-jährige.

Früher hat sie mit ihrem Sohn Sebastian den Baum immer selber geschlagen. Die Zeiten sind vorbei. „Das muss heute nicht mehr sein“, sagt die Adendorferin. Und sie genießt nach dem erfolgreichen Kauf zum Aufwärmen ihren Glühwein. Nicht alle verkauften Tannen gehen in die Region. Vor Jahren wurde eine Hilberather Tanne in Dubai aufgesteIlt.

„Wir hatten mal einen Kunden, der noch zu Karneval eine Tanne gekauft hat, weil der Weihnachtsbaum anfing zu nadeln“, erinnert sich Stefann Winnen an eine skurrile Begebenheit. Er selbst hat keinen Weihnachtsbaum in seiner Wohnung, seine Eltern werden eine Nordmann-Tanne im Wohnzimmer schmücken. Für Winnens gibt es den idealen Baum übrigens nicht: „Die Bäume wachsen wie die Natur es vorsieht.“

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