Verkehrsprobleme Hauptstraße in Rheinbach soll entlastet werden

Rheinbach · Der General-Anzeiger hat bei der Rheinbacher Geschäftsleuten nachgefragt: Sie sind gegen eine Fußgängerzone auf der Hauptstraße.

Für die Hauptstraße in Rheinbach ist Entlastung in Sicht. Nach jüngsten Änderung im Bebauungsplan wird es bald an der Ecke Koblenzer/Grabenstraße genug Platz für Busse geben. Damit kann die Grabenstraße in beiden Richtungen befahren und die Hauptstraße könnte verkehrsberuhigt werden.

Der General-Anzeiger wollte wissen, ob die Hauptstraße zur autofreien Fußgängerzone werden sollte: Das Echo ist geteilt. Die Mehrheit der Geschäftsleute ist dagegen. „Auf gar keinen Fall“, sagt etwa Ruth Gelbe von Moden-Gelbe. Als vor langer Zeit der Zwei-Richtungs-Verkehr dort abgeschafft wurde, habe ihr Vater drei Jahre gebraucht, „um das aufzuholen“, erinnert sie sich. Bei Probeläufen, Sperrungen wegen Baustellen habe keine Atmosphäre mehr geherrscht. Alte Menschen würden direkt vor dem Laden abgesetzt. Die bestehenden Bürgersteige seien breit genug. Der Geschäftsführer von Landgraf Schuhe, Achim Giloy, glaubt, dann würde das Leben in der Straße fehlen. Rheinbach sei keine Großstadt, wo Fußgänger alleine die Straße füllen könnten. Auch fehle der Stadt das Geld, um eine Fußgängerzone schön herzurichten.

Passanten stehen dem Vorschlag offener gegenüber. Carina D. wäre für eine Fußgängerzone, wenn das den Geschäften nicht schaden würde. Man komme ja kaum noch über die Straße, klagt sie. Raffaela K. findet eine Fußgängerzone gemütlicher. Dass der Autoverkehr den Geschäften Kunden bringe, kann sie sich nicht vorstellen, es fehle Platz zum Anhalten. Für Marion F. bietet eine Fußgängerzone „mehr Lebensqualität“, ist gemütlicher und stressfreier. Derzeit sei es zu laut und der Gestank der Autos lästig.

Stärkung des Fahrradverkehrs

Bürgermeister Stefan Raetz (CDU) stellt klar: „Wir werden keine Fußgängerzone hinbekommen.“ Er wies im Gespräch mit dem GA auf die vielen Querverbindungen zur Hauptstraße hin. Viele Leute wohnten dort über den Geschäften. „Was wir aber schaffen müssen, ist, dass die Durchfahrt erschwert wird“, sagte Raetz. Viele Lastwagen und Autos hätten dort nichts zu suchen. Er strebe eine Tempo-20-Zone an. Autofahrer würden sich ihren Weg durch Graben-, Schweigel- und Neugartenstraße suchen.

Generell ist für ihn nicht der Stau das Problem: „Wir sind das Problem“. Für unnötige Autofahrten gelte: „Nein, das müssen wir nicht.“ Platz für zusätzliche Radwege sieht Raetz nicht, weil Rheinbach historisch gewachsen sei. Man könnte aber „außerhalb der Richtlinien arbeiten“ und schmalere Radstreifen abmarkieren. Auch Fußgänger brauchten Platz und Raum für Bäume sei rar. Einen „Ringschluss“ der Umgehungsstraße am Waldrand des Weilerfelds lehnt er ab. Das würde das sehr beliebte Naherholungsgebiet durchschneiden, eine Sünde, findet Raetz. Denkbar sei eine Verbindung der von Merzbach kommenden Straße am Waldfriedhof mit der Umgehungsstraße aus Richtung Todenfeld.

Die FDP liegt auf derselben Linie und tritt für eine weitere Beruhigung der Hauptstraße und eine Stärkung des Fahrradverkehrs in der Innenstadt ein. „Ein Abdrängen des Durchgangsverkehrs in die Wohngebiete muss in jedem Fall verhindert werden“, fordert FDP-Fraktionschef Karsten Logemann. Oliver Wolf vom Gewerbeverein sieht das ähnlich: Mit der jetzigen Situation seien viele nicht zufrieden, eine Sperrung der Hauptstraße für die Geschäftsleute jedoch „existenzbedrohend“. Deshalb favorisiert er Tempo 20 in einer verkehrsberuhigten Zone ohne Lkw. Für Apotheken und Bäckereien seien Kurzzeitparkplätze nötig.

Grünen befürworten Fußgängerzone

„Die Rheinbacher SPD ist seit Jahrzehnten dafür, die Hauptstraße zur Fußgängerzone zu machen oder zumindest temporär für den Kfz-Verkehr zu sperren“, sagt Sozialdemokrat Georg Wilmers. Das würde „die Attraktivität der baulich schönen Straße zum Einkaufen, Bummeln und Verweilen“ steigern. Die Parkplätze auf dem Himmeroder Wall seien nah genug, so dass Einbußen beim Einkaufsverkehr nicht zu befürchten seien. Im Gegenteil: Shopping in der Hauptstraße zu Fuß und mit dem Rad würde attraktiver. Da jedoch eine Mehrheit im Rat dafür nicht gefunden werde, sind die Sozialdemokraten kompromissbereit, die Hauptstraße in eine verkehrsberuhigte Geschäftsstraße mit Tempo 20 umzuwandeln.

Die Grünen befürworten eine Fußgängerzone, die auch für Radfahrer offen ist. „Zumindest muss die Hauptstraße in einen verkehrsberuhigten Bereich umgewandelt werden, in den nur Anlieger und Lieferverkehr zu fest vorgegebenen Zeiten einfahren dürfen“, so Fraktionssprecher Joachim Schollmeyer. Schon wegen der Luftverschmutzung durch Abgase müsse der Autoverkehr im Zentrum verringert werden. Eine atmosphärisch attraktive Gestaltung würde viele Einwohner und Besucher in die Fußgängerzonen locken.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort