Gewerbe in Rheinbach wächst Haribo-Areal ist bei vielen Firmen begehrt

Rheinbach · Lange Zeit wurden für Haribo Flächen am Wolbersacker reserviert. Nun kann das Areal anderweitig vermarktet werden. Für Interessenten stehen in Rheinbach 70 Hektar für Gewerbe zur Verfügung.

Der Drops mit Haribo ist in Rheinbach längst gelutscht: Die Entscheidung des Bonner Süßwaren-Weltmarkführers in die unweit der rheinland-pfälzischen Landesgrenze gelegene Grafschaft zu ziehen, ist in der Glasstadt längst zu den Akten gelegt. Die Rheinbacher Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft (WFEG) kann nun die vormals für Haribo reservierten Flächen anderweitig vermarkten.

Insgesamt rund 70 Hektar Flächen stehen für industrielle und gewerbliche Nutzung bereit. Interessenten findet die WFEG vor allem in der Stadt, die Haribo verlassen will – in Bonn, wie Stefan Raetz (CDU), Bürgermeister und zugleich Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft, im Gespräch mit dem GA berichtet.

Hintergrund: Für Haribo waren 25 Hektar auf dem Gebiet Wolbersacker vorgesehen. Das insgesamt 55 Hektar große Areal östlich der Stadt zwischen der Umgehungsstraße und der Autobahn ist eines der drei neuen Gewerbegebiete, die die Stadt Rheinbach nach den Vorstellungen des Masterplans Rheinbach 2030 realisieren will.

Weitere Potenzialflächen sind das Hochschulviertel II und eine weitere Ausbaustufe des Gewerbegebiets Nord. Östlich angrenzend an das Rheinbacher Hochschulviertel soll das Hochschulviertel II schwerpunktmäßig technologieorientierten und wissensbasierten Unternehmen ausreichend Raum geben.

Wolbersacker bietet 55 Hektar Platz

Erst vor wenigen Wochen brachten der Ausschuss für Stadtentwicklung, Umwelt, Planung und Verkehr und später der Rat das neue Industrie- und Gewerbegebiet Wolbersacker auf den planungstechnischen Weg (der GA berichtete). Das derzeit landwirtschaftlich genutzte Gebiet liegt zwischen der Landstraße 158 (Meckenheimer Straße), Autobahn 61 und Bundesstraße 266 und bietet mit rund 55 Hektar auch ausreichend Platz für großflächige Ansiedlungen.

Interessenten gibt es bereits: Wie zuletzt im Gewerbegebiet Nord II profitiert Rheinbach vom sogenannten „Bonner Überschwappeffekt“. Heißt: Da die Bundesstadt kaum noch neue Flächen für Gewerbeansiedlungen oder Firmenexpansionen zur Verfügung hat, suchen sich die Unternehmen freie Grundstücke, die noch sozusagen in Sichtweite der Bonner Stadtgrenzen liegen. „Wir sind noch immer eine Zuzugsregion“, weiß Raetz – übrigens sowohl was Gewerbe als auch Wohnraum angeht.

Was die Ansiedlung von Unternehmen am Wolbersacker angeht, „laufen in Bonn gute Gespräche“, berichtet der Verwaltungschef. Die verkehrsgünstige Lage Rheinbachs scheint sich bis an den Rhein herumgesprochen zu haben: Im zu Ende gegangenen Jahr baute das Bonner Unternehmen Rema Lipprandt GmbH & Co. KG seinen neuen Firmensitz an der Rheinbacher Boschstraße und somit im Gewerbegebiet Nord II.

Die Neu-Rheinbacher sind nach eigenen Angaben mit einem europäischen Marktanteil von etwa 70 Prozent einer der wichtigsten Zulieferer von Komponenten für Elektrofahrzeuge in der Lagerlogistik. Rund 180 Mitarbeiter sind auf dem 16.000 Quadratmeter großen Gelände, nur einen Steinwurf vom neuen Bahnhaltepunkt Römerkanal, tätig.

Heinrich Frings GmbH & Co. KG zieht ins Gewerbegebiet Nord II

Den 2014 eröffneten Stopp der Voreifelbahn mit dem geschichtsträchtigen Namen sieht Raetz als wichtigen Pluspunkt für neue Ansiedlungen. Fußläufig seinen Arbeitgeber zu erreichen, anstatt sich in den Pendlerverkehr zu begeben, stellt schließlich ein Stück Lebensqualität dar. Dies sei für die Firmen auch wichtig im Wettbewerb um guten Nachwuchs und qualifizierte Mitarbeiter.

Gleich neben dem Grundstück von Rema, vis-à-vis von DSG-Canusa gelegen, machen sich derzeit auch die Baumaschinen zu schaffen. „Dort siedelt sich die Heinrich Frings GmbH & Co. KG aus Bonn an“, berichtet Raetz. Der Maschinen- und Anlagenbauer wird ab dem Frühjahr 2017 rund 80 Mitarbeiter im Rheinbacher Gewerbegebiet Nord II beschäftigen. Die Folge: „Das Gewerbegebiet Nord II ist somit fast zu“, weiß der WFEG-Geschäftsführer.

Mit den aktuellen Abschlüsse erntet Rheinbach laut Raetz, was bereits vor Jahren gesät worden ist: „Wir haben zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Flächen ausgewiesen.“ Das schlägt sich auch in den Bilanzen der Stadt nieder: Sorgten die Gewerbetreibenden anno 2004 noch dafür, dass sechs Millionen Euro an Gewerbesteuern in die Kasse flossen, waren es 2015 schon 14 Millionen Euro. Ende der 90er Jahre gab es etwa Pläne am Wolbersacker einen Autohof zu bauen. Da dort aber auf großer Fläche „nur“ 22 Vollzeitstellen und zwölf Teilzeitstellen geschaffen werden sollten, wurden die Pläne ad acta gelegt.

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