Baurechtliche Prüfung der Stadt Rheinbach Gnadenhof Anna vor dem Aus?

RHEINBACH-NEUKIRCHEN · Der Gnadenhof Anna im Rheinbacher Höhenort Neukirchen bangt um seine Zukunft. Die Stadt hat nach einer planungsrechtlichen Prüfung festgestellt, dass es sich "um eine tierheimähnliche Nutzung" handele. Auf dem Hof finden Tiere, die ausgesetzt wurden oder wegen Erkrankung oder aus Altersgründen nicht mehr von ihren Besitzern versorgt werden können, eine letzte Heimat.

Die Grenzen einer privaten Tierhaltung würden "deutlich überschritten", so die Stadt. Die Folge: Es wird eine "baurechtliche Prüfung für die Einrichtung eines solchen Vorhabens" durchgeführt, in der auch die Belange von Tier-, Landschafts-, Gewässer- und Immissionsschutz geprüft werden.

Seit 2008 gibt es den Gnadenhof Anna in Trägerschaft des gleichnamigen Vereins. Unter der Leitung von Heike und Bernd Schneider kümmern sich 16 Vereinsmitglieder um die Tiere. Wie die Stadt Heike Schneider Ende Juli mitgeteilt hat, muss sie bis Ende August neben einem Bauantragsformular und Angaben zu Zahl und Art sowie Haltungsweise der Tiere eine Reihe von Unterlagen vorlegen.

Dazu zählt ein von einem Vermessungsingenieur erstellter Lageplan, auf dem alle baulichen Anlagen einschließlich Nebenanlagen und befestigter Flächen sowie Bäume und größere Sträucher erkennbar sind. Auch Angaben zu den Flächen, die für den Auslauf von Tieren genutzt werden, zum Verbleib von Niederschlagswasser und zur Entwässerung sowie zum Überlauf des Teiches und zu geplanten Maßnahmen zur Verbesserung der Bodenbeschaffenheit soll Schneider machen.

Und nicht zuletzt muss ein Antrag auf wasserrechtliche Erlaubnis gestellt werden für die "Ableitung des Niederschlagswassers in den Bachlauf". Aus all dem ergibt sich für Heike und Bernd Schneider die akute Existenzbedrohung des Gnadenhofes. "Ich habe immer gesagt, das hier ist kein Privatvergnügen, sondern ein Gnadenhof.

Wieso kommt die Stadt erst nach sechseinhalb Jahren damit?", fragt sie. "Wie sollen wir denn diese enormen Kosten stemmen? Wir buttern ohnehin schon unser Privates rein. Aber wir brauchen in Deutschland Gnadenhöfe, weil Tierheime diese Tiere nicht aufnehmen, weil sie sie nicht mehr vermitteln können."

Stadtsprecher Peter Feuser teilt auf Anfrage mit: "Hier hat sich eine schwierige Situation entwickelt, die es heute zu ordnen gilt. Es geht unter anderem um Belange des Nachbarschaftsrechts, des Tierschutzes, des Naturschutzes, des Baurechts und des Immissionsschutzes." Diese Belange erforderten die Einleitung eines formellen behördlichen Verfahrens. Die Prüfung erfolge ergebnisoffen. Weitere Aussagen zum laufenden Verfahren seien derzeit nicht möglich, so Feuser.

Der Gnadenhof und seine Tiere

Zurzeit befinden sich in der Obhut des Gnadenhofs Anna 21 Ziegen auf Außenweiden, auf dem Hof selbst 43 Hühner, 15 Enten, neun Gänse, 20 Kaninchen, 22 Meerschweinchen, fünf Hunde und 16 Katzen. Für den Verein füttern Bürger an verschiedenen Außenstellen wie in Wormersdorf und Ludendorf 100 bis 120 frei lebende Katzen, die eingefangen und auf Kosten des Vereins kastriert werden. Regelmäßig sind Kindergärten, Grundschulen und Feriengruppen zu Besuch auf dem Hof - und das nicht als "Streichelzoo", wie das Ehepaar Schneider betont. Vielmehr nutzten sie die Gelegenheit, den Kindern die Verantwortung des Menschen für seine Haustiere früh deutlich zu machen. Die 16 Vereinsmitglieder zahlen je nur zwölf Euro Jahresbeitrag, somit ist der Verein vor allem auf Spenden angewiesen.

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