Über 600 Tiere betreut Gnadenhof Anna in Rheinbach feiert zehnten Geburtstag

RHEINBACH-NEUKIRCHEN · Ob Hunde, Ziegen oder Gänse: Seit zehn Jahren ist der Gnadenhof Anna in Rheinbach-Neukirchen ein Zuhause für ungewollte Tiere. Und das, obwohl die finanzielle Situation stets eine Herausforderung war.

Besuch auf dem Gnadenhof Anna in Neukirchen; Betreiberin Heike Schneider inmitten ihrer Tiere

Besuch auf dem Gnadenhof Anna in Neukirchen; Betreiberin Heike Schneider inmitten ihrer Tiere

Foto: Axel Vogel

Totgesagte leben länger, zumindest dem Sprichwort nach. Im Fall des Gnadenhofs Anna, der in den letzten Jahren bereits mehrfach vor dem Aus stand, trifft das aber tatsächlich zu. Noch immer bietet er ungewollten, alten oder kranken Tieren ein Zuhause. Der Verein, der hinter der Einrichtung steht, feiert unterdessen sein zehnjähriges Bestehen.

Alles fing mit Rübe an, einem kleinen, weißen Hund. Sein trauriger Blick habe es ihr angetan, erinnert sich Heike Schneider, die erste Vorsitzende des Vereins. Sie trauerte damals gerade um ihre verstorbene Katze und suchte einen neuen Begleiter. Es wurde Rübe, auch wenn er nach den üblichen Maßstäben keine gute Wahl war. „Er war sehr, sehr krank. Aber ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht“, erklärt Schneider.

Dass die ehemalige Einrichtungsberaterin und Taxifahrerin ein Herz für alle Tiere hat, sprach sich schnell herum. Man brachte ihr gerettete Katzen, alte Hunde, Hühner, die in den Kochtopf sollten, und sogar eine Schildkröte, für die Schneider später einen Gefährten organisierte. Der Verein „Gnadenhof Anna“ entstand und erhielt seinen Namen in Erinnerung an Schneiders Großmutter. „Eine 24-Stunden-Aufgabe“, so Schneider. Zwischen 600 und 700 Tiere haben sie, ihr Mann Bernd Schneider und 14 weitere Vereinsmitgliedern über die Jahre betreut. Aus der privaten Haltung ist längst eine tierheimähnliche Einrichtung geworden.

126 Tiere auf 100 Quadratmetern

Aktuell bietet der Gnadenhof in Neukirchen auf rund 1000 Quadratmetern 126 Tieren ein Zuhause – und das mitten im Ort. Eine nicht unproblematische Situation, die schon zu einigen Auseinandersetzungen mit den Nachbarn geführt habe. Schneider bemüht sich nun, den Tierbestand am Haus zu verkleinern, indem der Verein abseits des Hofs mit Pflegestellen vor allem für Hunde arbeitet. Außerdem habe sie rund 20.000 Quadratmeter Weideland gepachtet. Sobald die Baugenehmigung für entsprechende Unterbringungen vorliegt und die zuständige Wasserbehörde grünes Licht gibt, sollen Gänse, Enten und Ziegen dorthin umziehen.

Platz für Neuaufnahmen sei derzeit ohnehin keiner frei, obwohl der Bedarf da wäre. Nicht nur, weil ihre Besitzer alte Tiere nicht mehr wollen oder weil ihre körperliche Kraft für die Pflege von Kleinvieh nicht mehr reicht. Immer mehr Senioren könnten ihre Lieblinge von kleinen Renten nicht mehr finanzieren, habe Schneider festgestellt. Da übersteige eine Tierarztrechnung schnell die Möglichkeiten, Spezialfutter werde unerschwinglich. „Es sind oft herzzerreißende Situationen“, weiß Schneider. Der Verein versuche, in diesen Fällen finanziell zu helfen, um Mensch und Tier nicht zu trennen.

20.000 Euro jährlich - nur für den Tierarzt

Wobei Geld das andere große Problem des Gnadenhofs sei. Allein 20.000 Euro benötige er in einem durchschnittlichen Jahr nur für die Tierarztkosten. Futter und Material kommen noch dazu. Der Gnadenhof finanziere sich aus Spenden und allem, was von Bernd Schneiders Einkommen erübrigt werden kann. Ihre Ersparnisse habe Heike Schneider schon vor Jahren aufgebraucht.

Ans Aufgeben denke sie jedoch nicht. Stattdessen peile sie weitere Projekte an: Der Verein soll auch für den Schutz von Insekten und einheimischen Vögeln werben; erste Projekte wie die Öffnung eines Kirchturms für Raubvögel seien schon angelaufen.

Zumindest die Tiere auf dem Hof scheinen zu wissen, was sie an Heike Schneider haben. „Mich hat noch nie ein Tier gebissen“, berichtet die Vereinsvorsitzende. Die aktuell sechs Hunde und 19 Katzen, mit denen sie sich ihr Haus teilt, gehen gelassen und friedlich miteinander um. Selbst der große Mischlingsrüde Buddy, gerade einmal zwei Monate dabei, hat sich schon eingelebt. „Es ist so, als wüssten sie, dass das hier ihre letzte Chance ist.“

Weitere Informationen und Spendenmöglichkeit unter gnadenhof-anna.com.

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