Doppelter Geburtstag in Rheinbach Glasfachschule und Museum feiern Jubiläum

Rheinbach · 70 Jahre Glasfachschule, 50 Jahre Glasmuseum: Zweifachen Anlass zum Feiern gab es am Sonntag im Himmeroder Hof. Konrad Beikircher moderierte die Festveranstaltung.

70 Jahre Glasfachschule, 50 Jahre Glasmuseum: Ganz groß hat Rheinbach seit Ende Mai mit zahlreichen Veranstaltungen an verschiedenen Orten das Doppeljubiläum seiner beiden Traditionseinrichtungen gefeiert. Höhepunkt und Abschluss mit der Eröffnung der Ausstellung „50 Jahre – 50 Gläser“ war am Sonntag der Festakt im Himmeroder Hof, an dem auch zahlreiche Gäste aus Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik, Lehrer und Schüler der Glasfachschule, Vertreter befreundeter Glasfachschulen, Museen und Künstler teilnahmen.

Die Moderation hatte der Kabarettist Konrad Beikircher übernommen, dazwischen gab es verschiedene Interviewrunden – unter anderem Yvonne Gebauer, NRW-Ministerin für Schule und Bildung und Schirmherrin des Doppeljubiläums, Milena Karabaic, Kulturdezernentin des Landschaftsverbandes Rheinland, und Bürgermeister Stefan Raetz.

Auch Walter Dernbach, Leiter der Glasfachschule, Joachim Strasdas, Vorsitzender des Fördervereins „Freunde des edlen Glases“, und Museumschefin Ruth Fabritius wiesen in launigen Antworten auf die Bedeutung von Schule und Museum hin.

Sudetendeutsche brachten die Glaskunst mit

Als „positiven Effekt der Vertreibung“ bezeichnete Stefan Raetz die Ansiedlung sudetendeutscher Glasveredler in Rheinbach nach dem Krieg. Diese hätten ihre Tradition mitgebracht und somit den Grundstein für die Entwicklung Rheinbachs zur Glasstadt gelegt. Aber: „Wir haben viel Glas im öffentlichen Raum. Glas ist sehr schnell zerstört und es wird nicht so gepflegt, wie es sollte. Da wird Rheinbach etwas tun müssen“, so der Verwaltungschef.

Für FDP-Landespolitikerin Gebauer ist die Rheinbacher Glasfachschule in Trägerschaft des Staates eine Erfolgsgeschichte. Sie sprach sich für eine Stärkung der dualen Ausbildung aus und machte klar, dass die Digitalisierung in allen Schultypen vorangetrieben werden müsse. Bis 2021 sollen alle Schulen an ein leistungsfähiges Netz angeschlossen werden. Denn: „Die Schüler lernen an Maschinen von gestern für Berufe von morgen“, so die leidenschaftliche Sammlerin von „Römer“-Gläsern.

Beruf erfordert Wohnort-Flexibilität

Zufrieden zeigte sich Walter Dernbach mit den Berufsaussichten seiner Absolventen. „Allerdings müssen die Schüler mobil sein.“ Julia Koch, die ihre Ausbildung zur Glasmalerin im vergangenen Jahr abgeschlossen und noch ein viertes Ausbildungsjahr drangehängt hat, schwärmte von den vielfältigen Möglichkeiten, die die Schule biete, auch „wenn ich mir mehr Praxiszeit gewünscht hätte“.

Sie zeigt eine Leidenschaft und Begeisterung für die Arbeit mit dem zerbrechlichen Werkstoff wie Lea Schulz-Dievenow, die 2011 ihren Abschluss gemacht hat. Die beruflichen Aussichten beurteilt die selbstständige Künstlerin als gut, „wenn man hartnäckig bleibt. Denn dann gibt es immer Wege und Möglichkeiten einer beruflichen Existenz.“

Zum 20. Geburtstag der Glasfachschule wurde 1968 das Glasmuseum gegründet. Der kurz vorher entstandene Förderverein machte es möglich. Joachim Strasdas nutzte denn auch die Gelegenheit, bei den Zuhörern um neue Mitglieder zu werben, um immer wieder Aktionen durchführen zu können. „Wir sind als Museum wichtig. Es ist immer schwierig, an das Geld anderer Leute zu kommen, um das Museum zu fördern.“

Im Jubiläumsjahr hatten beide Institutionen immer wieder gezeigt, was die Arbeit mit Glas bedeutet. So fand zum ersten Mal in Rheinbach ein internationales Glassymposion statt. „Ich finde es wichtig, Glas und Glaskunst mehr an die Menschen heranzubringen“, sagte denn auch Fabritius. Für eine heitere Stimmung zwischendurch sorgte die Schülerband der Glasfachschule.

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