Refugium für Wildvögel Flerzheimer Trafohäuschen ist ein Vogelparadies

RHEINBACH-FLERZHEIM · Peter Nolden hat den ehemaligen RWE-Bau in ein Refugium für Wildvögel umfunktioniert. Im Innern brüten Schleiereulen und unter dem Dach haben Schwalben ihre Nester gebaut.

 Seitdem das Trafohäuschen in Flerzheim ein Vogelrefugium ist, wurden dort mehrere Generationen Schleiereulen aufgezogen.

Seitdem das Trafohäuschen in Flerzheim ein Vogelrefugium ist, wurden dort mehrere Generationen Schleiereulen aufgezogen.

Foto: Heinz Pützler

Es ist stiller geworden in Flerzheim. In dem Rheinbacher Ortsteil vermisst Obstbauer und Hobby-Ornithologe Peter Nolden einige Stimmen im großen Konzert der Singvögel. „Das Gleichgewicht zwischen Räubern und Beutetieren ist zunehmend gestört“, beklagt er. Aus den etwa 30 Vogelnestern, die es auf Noldens Obstplantagen gibt, seien auch in diesem Jahr fast alle Jungvögel umgekommen.

„Wir beobachten immer mehr Elstern und Krähen, die die Nester leerräubern. Dabei sind die Vögel enorm wichtig, um die Zahl unerwünschter Insekten zu dezimieren“, führt der Landwirt weiter aus. Deshalb hat er sich entschlossen, dem Problem zumindest in seiner direkten Umgebung zu begegnen. Als das RWE-Tochterunternehmen „innogy“ ihm kürzlich das bereits seit längerem ungenutzte Trafohäuschen gleich neben seinem Grundstück zum Kauf anbot, hat er nicht lange gezögert, es erworben und es zu einem Paradies für diverse Vogelarten umfunktioniert.

„Das hat natürlich auch ganz andere praktische Gründe: Wäre die ehemalige Trafostation an einen fremden Eigentümer gegangen, wäre sie womöglich abgerissen und der Platz dann anders genutzt worden. Da ich mir aber mit dem RWE seit vielen Jahren meine Grundstücksausfahrt teile, hätte ich diese dann vermutlich verlegen müssen. Also schlage ich zwei Fliegen mit einer Klappe“, schmunzelt Nolden.

An erster Stelle gehe es ihm indes um den Tierschutz. Und so können sich nun in dem ehemaligen „Stromturm“ unter anderem Turmfalken, Eulen und Fledermäuse einquartieren, um in Ruhe Nachwuchs aufzuziehen.

Man kann „Mama Schleiereule“ bei Beutezügen beobachten

An der Außenseite des mehr als 20 Meter hohen Gebäudes befinden sich Nistkästen für Schwalben und Mauersegler. Alle „Wohnungen“ sind „vermietet“. Ein gutes Zeichen dafür, dass sich Peter Noldens Engagement lohnt. Wer nach Einbruch der Dunkelheit durch Flerzheim spaziert, sich dabei ruhig verhält und etwas Glück hat, kann zum Beispiel „Mama Schleiereule“ bei ihren Beutezügen für ihre Küken beobachten. Und ihre Kleinen leise rufen hören.

Schleiereulen brüten ab Anfang Mai bis Mitte August und legen ihre Eier im Abstand von etwa zwei bis vier Tagen. Nach weiteren sechzig bis siebzig Tagen sind die Jungeulen zwar flügge, werden aber noch einige Wochen von den Eltern gefüttert. Schleiereulen bauen im Gegensatz zu anderen Vogelarten kein eigenes Nest, sondern suchen sich ihre Nistplätze in hoch gelegenen Höhlen oder Gebäuden. Gerade in ländlichen Gebieten sind die nachtaktiven Vögel als Mäusejäger durchaus willkommene Gäste, die an vielen alten Gehöften immer noch zu findenden Einfluglöcher zeugen davon.

Allerdings wurden sie durch moderne Wohnbebauung und den Rückgang der klassischen Landwirtschaft zunehmend verdrängt. Umso wichtiger, dass Menschen wie Peter Nolden ihnen und anderen Gebäudebrütern ein geschütztes Umfeld bieten. In Flerzheim scheinen sie sich zumindest sehr wohl zu fühlen, so haben bereits mehrere Generationen von Eulenkindern ihre ersten Tage im alten RWE-Gemäuer zugebracht. Und wie es aussieht, tun es ihnen Schwalben, Mauersegler und Turmfalken gleich.

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