Konzert in der Gnadenkirche Ensemble "Feinsliebchen" pflegt das Volkslied

Rheinbach · Das Rheinbacher Ensemble gastiert in frischer Besetzung zum zweiten Mal bei der „Musik in der Gnadenkirche“. Die Texte handeln von Sehnsucht und Liebe, vom Erleben der Jahreszeiten, von Heimat und Freiheitsdrang und von Studenten auf der Wanderschaft und Gesellen auf der Walz.

Die klangvollen Darbietungen, die gemeindeinterne, aber auch verschiedene regionale und überregionale Ensembles im Rahmen der „Musik in der Gnadenkirche“ monatlich zum Besten geben, genießen einen besonderen Ruf. Seitdem Mascha Korn das Format als Kantorin der evangelischen Gemeinde Rheinbachs vor mehr als 15 Jahren ins Leben gerufen hat, hat es sich in der Stadt einen Namen gemacht. Nach der gelungenen Premiere im Frühling 2018 freut sich Korn nun, dass sie das Volksliedensemble „Feinsliebchen“, bei dem nicht nur zugehört, sondern auch mitgesungen werden darf, für ein weiteres Gastspiel im Gotteshaus an der Ramershovener Straße gewonnen hat.

Der Auftritt der Gründungsmitglieder Dirk Plücker (Klavier), Gerd Engel (Gesang) und Jan-Paul Kalka (Konzertgitarre) wird in diesem Jahr stimmlich von Maike Zimmermann, Heike Glaser und Birgit Bilstein-Kalka komplettiert. Sein Debüt in diesem Projektensemble, das seit zwei Jahren bühnenreif ist, feiert auch Florian Plücker an der Geige. Wie im Vorjahr bildet der Lyriker Wolfgang Bittscheidt aus Schlebach den literarischen Rahmen. Aus seinem zweiten, kürzlich erschienenen Gedichtband „Zeitenwende“ rezitiert Radiosprecherin Anja Jazeschann ausgewählte Werke. Die im Anschluss des kostenlosen, gut einstündigen Konzerts erbetenen Spenden kommen im evangelischen Kindergarten „Theodor Fliedner“ einem Leseförderprojekt des Kooperationspartners „Rheinbach liest“ zugute.

Die Texte handeln von Sehnsucht und Liebe, vom Erleben der Jahreszeiten, von Heimat und Freiheitsdrang und von Studenten auf der Wanderschaft und Gesellen auf der Walz. Die Ausdrucksweisen muten altertümlich an, die Melodien sind meist schwermütig. „Und doch sind die Lieder, egal aus welchem Jahrhundert, heute noch zeitgemäß und bewegen die Menschen“, sind sich alle Feinsliebchen einig. Das Liedgut, dessen Anfänge häufig bis in die Zeit der Minnesänger reicht, ist der älteren Generation vom gemeinsamem Gesang in der Kindheit vertraut, unter den Jugendlichen gerät es in Vergessenheit oder wird oft mit Volksmusik in Zusammenhang gebracht. „Außerdem wird in unserem Land die eigene Musik oft nicht so geschätzt“, resümiert Dirk Plücker. Auch Birgit Bilstein-Kalka bestätigt diesen Eindruck: „In Irland haben wir erlebt, mit welcher Inbrunst dort die eigenen Lieder gesungen werden“, berichtet sie und ist überzeugt, dass dies in Deutschland undenkbar sei.

Das Ensemble hat die Beobachtung gemacht, dass manche Lieder in der Bevölkerung verpönt sind. „Die Leute denken, dass so etwas nicht mehr gesungen werden darf“, bedauert Gerd Engel, dass das traditionelle Liedgut häufig zweckentfremdet und gerade im Internet von nationalistischen Strömungen vereinnahmt wird. „Man sollte sich fragen, ob man die Lieder solchen überlassen muss“, so Bilstein-Kalka und argumentiert, dass die traditionellen Texte viel älter seien.

Ebenso wie Jan-Paul Kalka, der als Erzieher in einem Kölner Kindergarten arbeitet, hält Grundschullehrer Gerd Engel das Liedgut am Leben, indem er es mit den Kindern singt. „Doch da muss ich vieles erklären, denn Volkslieder sind konkreter Geschichtsunterricht“, so Engel. Die Beziehung zu den Liedern ist bei allen Ensemblemitgliedern unterschiedlich, gemeinsam ist ihnen allerdings, dass ihnen die Leidenschaft für Gesang in die Wiege gelegt wurde. „Bei uns wurde immer viel gesungen“, erinnert sich Heike Glaser.

Kalka nennt seine aus Schlesien stammende Mutter, die ihn für die Musik begeistert hat. Außerdem sei er von der Jugendbewegung Wandervogel inspiriert worden, während Dirk Plücker bei der evangelischen Jugend des Essener Weigle-Hauses seine Leidenschaft entwickelte. Mit ihrer Begeisterung haben die rund 50-jährigen Mitglieder des Projektensembles auch die 16-jährige Maike Zimmermann anstecken und begeistern können. „Dass so viele Menschen im vergangenen Jahr von den Liedern berührt waren und dann auch noch mitgesungen haben“, reizt die Schülerin des Sankt-Joseph-Gymnasiums an dem Konzert.

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