Gespräch am Wochenende Einspänner-Weltmeisterin tritt in Oberdrees an

Oberdrees · Gespräch am Wochenende: Einspänner-Weltmeisterin Alexandra Röder tritt auf dem Hubertushof in Oberdrees an. Mit ihr sprach Gerda Saxler-Schmidt.

 Alexandra Röder mit ihrem Pferd.

Alexandra Röder mit ihrem Pferd.

Foto: Holger Arndt

Fahrsport als eine Form des Pferdesports erfreut sich zunehmender Beliebtheit bei Freizeitfahrern und Turnierfahrern. Ob mit Einspännern, Zwei- oder Vierspännern, historischen Traditionskutschen oder Planwagen, ob auf Wegen in der freien Natur, auf befahrenen Straßen oder bei Turnieren: Das Fahren will gelernt sein. Ihr Wissen, ihr Können und ihre Erfahrung gibt Weltmeisterin Alexandra Röder gerne weiter. Am Sonntag, 1. Juli, trainiert sie ab 11.30 Uhr die Teilnehmer des Fahrsportclubs Hubertushof auf dessen Fahrgelände in Oberdrees. Mit der Weltmeisterin sprach GA-Mitarbeiterin Gerda Saxler-Schmidt.

Erst im Jahr 2017 wurde der Kutschenführerschein eingeführt für alle, die sich mit einer Kutsche im Straßenverkehr bewegen. War das nicht längst überfällig?

Alexandra Röder: Es ist auf jeden Fall in erster Linie sinnvoll, dass man erst an einem Kurs teilnimmt, um dann dort das Abzeichen zu absolvieren. Pferde sind halt keine Fahrräder, sie sind Fluchttiere und haben manchmal auch einfach ihren eigenen Kopf.

Sie sind zunächst viele Jahre geritten, haben dann mit 21 Jahren das Fahrabzeichen gemacht. Was hat Sie dazu bewogen?

Röder: Ich habe von meinen Eltern kurz vor dem Abitur mein erstes eigenes Pferd geschenkt bekommen. Es war, bis wir ihn gekauft haben, nur gefahren. Daran hatte ich zu dem Zeitpunkt allerdings kein Interesse. Als im Winter dann sehr viel Schnee fiel, kamen wir auf die Idee, ihn vor einen Kinderschlitten zu spannen und mit ihm eine Schneefahrt zu machen – das hat so viel Spaß gemacht, dass ich im Sommer dann das erste Fahrabzeichen bei dem Bonner Dachdeckermeister Eckhard Behm gemacht habe. Er führte mich an das Turnierfahren heran, konnte uns viel beibringen. Noch heute tauschen wir uns regelmäßig aus. Ohne seinen Einsatz hätte ich diesen Sport niemals so ausgeführt.

Sie haben selbst gesagt, Fahrsport sei nicht ungefährlich. Was genau haben Sie damit gemeint?

Röder: Wie schon gesagt, haben wir ein Fluchttier vor der Kutsche, kein Fahrrad. Pferde sind relativ leicht zu erschrecken. Man sollte definitiv wissen, was man ihnen zutrauen kann und was nicht. Wenn man sie überfordert, kann es vor dem Wagen wie unter dem Sattel auch mal gefährlich werden.

Welche Qualifikationen und Eigenschaften muss der Fahrer mitbringen?

Röder: Jeder Mensch, der mit Tieren umgeht, sollte einen verantwortungsbewussten Umgang mit diesen pflegen. Schwierige Situationen sollten richtig eingeschätzt werden, was oft nur durch Erfahrung zu bewerkstelligen ist. Das Gefühl für das Tier, ich denke, das ist das Wichtigste.

Ist jedes Pferd geeignet, das entsprechend ausgebildet wird?

Röder: Jedes Pferd hat etwas, worin es gut ist. Nicht bei jedem Pferd ist das der Wagen. Bei uns im Stall sehe ich überdurchschnittliche Dressurpferde, die ich aber nicht als geeignet für meinen Sport ansehe.

Wie müssen denn die Kutschen oder Wagen beschaffen sein?

Röder: Das Grundgerüst muss in erster Linie stabil sein. Dann kommt es im zweiten Schritt drauf an, was man mit seinem Pferd machen möchte. Möchte man zu Hause durch Feld und Wiese fahren, eignet sich ein anderer Wagen besser als unsere Turnierkutschen.

Es heißt oft, die meisten Fehler macht der Mensch. Was können denn bei diesem Sport solche Fehler sein?

Röder: Der Mensch ist eigentlich immer das Problem. Entweder wegen mangelnder Ausbildung, wegen falschen Ehrgeizes oder falschen Umgangs mit dem Pferd und so weiter. Der häufigste Fehler ist sicher Überforderung. Entweder die des Menschen oder des Pferdes. Und dann kann es schnell zu Situationen kommen, die nicht angenehm sind.

Auf Fahrturnieren geht es um Prüfungen in den drei Disziplinen Dressur, Geländefahren und Hindernisfahren. Was genau ist dabei gefordert?

Röder: Ich denke, dass sich unter Dressurreiten jeder etwas vorstellen kann. So ähnlich ist das auch beim Kutsche fahren. Nur mit teils anderen Lektionen. Das Geländefahren erfordert Schnelligkeit, Wendigkeit, Kraft und Ausdauer. Das Hindernisfahren ist eine Mischung aus Zeit, Schnelligkeit und Präzision.

Haben Sie eigentlich selbst eine Lieblingsdisziplin im Bereich der Kutschen?

Röder: Ich fahre sehr gerne Dressur, der Marathon ist aber sicherlich ähnlich hoch in der Beliebtheit.

Wo können denn Interessierte Kutschenfahrkurse belegen und den Kutschenführerschein machen?

Röder: Der Pferdesportverband Rheinland hat eine Liste mit Trainern, die diese Kurse anbieten. Meistens finden diese im Frühjahr und im Herbst statt.

Was werden Sie denn am 1. Juli mit dem Fahrsportclub FSC Hubertushof trainieren?

Röder: Wir werden das Dressurfahren in Kombination mit Kegelfahren trainieren.

Vervollständigen Sie bitte noch den Satz „Fahrsport ist für mich…“

Röder: …meine Leidenschaft und mein tägliches Stückchen Urlaub, wenn ich aus dem Büro komme.

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