Gymnasiast aus Rheinbach Ein Tag als Chef beim Städte- und Gemeindebund

Berlin/Bonn · "Selbstbewusstsein, gute Menschenkenntnis, soft skills" - auf die Frage nach den Voraussetzungen für einen Chef kommt die Antwort von Steffen Bludschun wie aus der Pistole geschossen.

 Stehen Rede und Antwort (von links): Steffen Bludschun, Christian Schramm und Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund sowie Nikolai Fichtner, Vorstand der Bundespressekonferenz.

Stehen Rede und Antwort (von links): Steffen Bludschun, Christian Schramm und Gerd Landsberg vom Städte- und Gemeindebund sowie Nikolai Fichtner, Vorstand der Bundespressekonferenz.

Foto: GA

Die Wortwahl lässt nicht vermuten, dass er eigentlich ein Grünschnabel ist, was Beruf und Karriere angeht. Der Oberstufenschüler vom Städtischen Gymnasium Rheinbach schnuppert gerade Hauptstadtluft. Von Rheinbach direkt ins Zentrum der journalistischen Macht, in das Haus der Bundespressekonferenz in Berlin.

Der groß gewachsene 18-Jährige überragt um Haupteslänge die Männer neben sich auf dem Podium im Saal der Bundespressekonferenz. Es geht um die Energiewende, um die Milliardenschulden der Kommunen und fehlende Kita-Plätze für die ganz Kleinen. Gerade mahnt Gerd Landsberg, der Hauptgeschäftsführer des kommunalen Dachverbandes, nicht in eine "Strompreishysterie" zu verfallen.

Steffen Bludschun ist "Chef für einen Tag" beim Deutschen Städte- und Gemeindebund, dessen führende Vertreter gestern der Hauptstadtpresse Rede und Antwort standen. Er hat im Rahmen eines Wettbewerbs der Zeitschrift Focus Money die Seiten gewechselt, raus aus dem Schulalltag und rein in die Chefetage, wo Landsberg den Sessel für ihn geräumt hat.

Der Rollentausch hat schon am Donnerstagnachmittag in Bonn begonnen. Da hat zunächst Agneta Psczolla, die Referatsleiterin von Landsberg, ihren neuen Chef gebrieft, wie das im Managerdeutsch heißt. "Sie ist mit mir den groben Zeitablaufplan durchgegangen, ich habe mir einen Stichpunktzettel gemacht", erzählt Bludschun.

An der anschließenden Beigeordnetensitzung nahmen zwölf Verbandsvertreter teil. "Wir haben vor allem über die Gestaltung der Pressekonferenz in Berlin am nächsten Tag gesprochen." In den Fachthemen stecke er ja nicht so tief drin, "deshalb habe ich vor allem die Sitzung geleitet".

Leiten und moderieren kann er schon ganz gut. Erste Erfahrungen hat der Schüler mit den Leistungskursen Sozialwissenschaften und Deutsch bei einer Podiumsdiskussion vergangenes Jahr zur Landtagswahl gesammelt, die er leitete. Dass er dann am Wettbewerb "Chef für einen Tag" teilnahm, dafür hat seine Sozialwissenschaftslehrerin gesorgt.

200 Schulen bundesweit haben daran teilgenommen, nur einer von jeder Schule konnte am Ende mitmachen. Ein Sprachintelligenztest, Einzelgespräche und Rollenspiele, wie sie auch angehende Betriebswirte absolvieren, gehörten zum mehrstufigen Auswahlverfahren (der GA berichtete).

In Berlin vor den Hauptstadtjournalisten haben sie dann doch Landsberg wieder Chef sein lassen - "wegen des Protokolls", erklärt Bludschun. Agneta Psczolla erzählt, er habe an dem einen Tag schnell durchblickt, wie in einer größeren Organisation die Personalbeziehungen laufen.

Was hat ihn nach dem einen Tag am meisten beeindruckt? "Ich habe erlebt, wie in einem Gemeinwesen alles mit allem zusammenhängt." Wie sehr die Kommunen mit eingebunden sind in die Planung der Energiewende, das sei wohl den meisten Bürgern nicht bewusst. Seinen Plan, Politikwissenschaften zu studieren, kann das nur befeuern.

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