Kleinkunst in Rheinbach Dosenwerfen für das Vinzenz-Pallotti-Kolleg

Rheinbach · Der Kabarettist Florian Kalff gastiert mit seiner Punk-Rock-Leseshow „Berufsjugendlichkeit a priori“ am 30. November in Rheinbach. In seinen Texten betrachtet er die Rheinbacher Popkultur.

 Florian Kalff bei seiner Punk-Rock-Leseshow im Bonner Pantheon. FOTO: LOCOMMEDIA

Florian Kalff bei seiner Punk-Rock-Leseshow im Bonner Pantheon. FOTO: LOCOMMEDIA

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Ein bisschen Wehmut, viel Heimatverbundenheit, sehr viel Traditionsbewusstsein und eine resolute Antihaltung gegen den Mainstream – so lässt sich das Leseprogramm, mit dem Florian Kalff am morgigen Freitag in Rheinbach gastiert, charakterisieren. Die Abendveranstaltung, die von „Rheinbach liest“ in Kooperation mit dem Freundeskreis Pallottistraße 1 angeboten wird, trägt den Titel „Berufsjugendlichkeit a priori – Popkulturelle Betrachtungen zwischen Paul Kuhn und den Toten Hosen“.

In seinen Texten bringt der ehemalige Schüler des Vinzenz-Pallotti-Kollegs (VPK) seine eigene Chronik auf die Bühne, betrachtet die Rheinbacher Popkultur der 1980er Jahre und schlägt eine Brücke zur heutigen Zeit – ohne dabei dem Publikum seine Sicht über den Wertewandel und die Bildungskrise der heutigen Gesellschaft vorzuenthalten. Begleitet wird diese außergewöhnliche Lesung – alte Kalff-Kenner werden es ahnen – von in die Zuschauermenge geworfenen Bierdosen und charakteristisch knisternder Musik aus dem Plattenspieler.

„Die Popkultur der 1980er Jahre habe ich während meiner Schulzeit am VPK erlebt“, erinnert sich Florian Kalff, der in Buschhoven aufgewachsen ist und heute als Unternehmer am Beueler Güterbahnhof einen Handel für alte VW-Ersatzteile betreibt. Sich selbst sieht er als Berufsjugendlicher. „Wir sind die erste Generation, die ihre Jugendlichkeit bis zur Rente ausdehnt“, erklärt der heimatverbundene Geschichtenschreiber. In seinen Ausführungen verdeutlicht er, dass die tragende Komponente dafür nicht Lächerlichkeit sein dürfe, sondern sehr facettenreich betrachtet werden müsse.

Gute Sprache ist ihm wichtig

Es ist ihm wichtig, an Werten festzuhalten. In seinem Programm wirft er einen Blick in seine Vergangenheit und charakterisiert den damaligen Zeitgeist. „In der Zeit lief die Musik von Dieter Bohlen ernsthaft im Radio, da waren wir einfach dagegen und komplett dem Punkrock verfallen“, schwelgt Kalff in Erinnerungen. Sie seien gegen alles Establishment gewesen, genauso wie er heute gegen allgemeine Verblödung auftrete, begründet der gebürtige Bonner, warum er sich von seinem Fernseher schon vor Jahren getrennt habe.

In seinen Texten legt er viel Wert auf gute Sprache: „Heutzutage gibt es mehr Grunz- und Zischlaute, wenn Menschen sich unterhalten, da spricht kaum einer mehr ein ganzes Wort.“ Das Konzept, mit dem er im letzten Jahr auch im Bonner Pantheon aufgetreten ist, hat eine lange Tradition. Zum ersten Mal stellte der aus der Poetry-Slam-Szene bekannte Kleinkünstler eine solche Lesung 1993 auf die Beine. „Da waren wir zehn Personen, hatten sechs Paletten Bier und haben gelesen und Musik gehört. Hätte mir damals einer gesagt, dass ich damit 20 Jahre später mal Geld verdienen würde, ich hätte es nicht geglaubt“, begeistert sich Kalff.

Auf sein Heimspiel in Rheinbach freut er sich sehr. „Ich bin gerne hier, stelle aber fest, dass man diese Stadt mit ihrer hohen Schuldichte an die kulturelle Hand nehmen muss.“ Der Geist des VPK, der ihm als Schüler nahegebracht wurde, müsse erhalten bleiben, so der 49-Jährige. „Das Ziel war es, uns Bildung zu vermitteln“, erklärt Kalff und positioniert sich für den Erhalt der Aula auf dem VPK-Gelände als kulturellen Hotspot. Er sieht das Gebäude als Riesenchance für ein Bildungszentrum im Sinne des Kollegs. „Das darf nicht als Bauland enden, auch dafür werfe ich am Freitagabend meine Bierdosen.“

Die Lesung findet am Freitag, 30. November, 19.30 Uhr, im Vinzenz-Pallotti-Kolleg – Viel Platz für Kultur – in Rheinbach statt. Karten gibt es für acht Euro in der Buchhandlung Kayser, Hauptstraße.

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