Richtfest der JVA Rheinbach Die ungewöhnlichste Baustelle im Rhein-Sieg-Kreis

Rheinbach · 34 Millionen Euro investiert das Land in den Ausbau der Justizvollzugsanstalt Rheinbach. Obwohl das Dach des neuen C-Flügels noch fehlt, wurde am Donnerstag Richtfest gefeiert.

Gitterstäbe sieht, wer durch das Erdgeschoss des neuen Hafthauses der Justizvollzugsanstalt (JVA) Rheinbach wandelt und aus den mehrfach verglasten Fenstern blickt. Während im Parterre des im Rohbau befindlichen C-Flügels der JVA schon alles nach Hafthaus aussieht, ist auf der Spitze des viergeschossigen Gebäudes noch kein Dach zu finden.

Auch ohne Dach, auf dem traditionell der grüne Richtkranz prangt, lud der Kölner Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB) NRW, der nach eigenen Angaben Eigentümer und Vermieter fast aller Immobilien des Landes Nordrhein-Westfalen ist, für Donnerstag zum Richtfest auf die wohl ungewöhnlichste Baustelle im Rhein-Sieg-Kreis ein. Schließlich ist sie die einzige Baustelle weit und breit, die mit einer sechs Meter hohen Baustellenmauer, einer acht Meter hohen Gefängnisumwehrung sowie mit vielen Kameras und Sensoren gesichert ist.

NRW-Justizmister Thomas Kutschaty zu Gast

Am fehlenden Dach zum Richtfest nahm NRW-Justizmister Thomas Kutschaty keinen Anstoß. Nach Informationen des General-Anzeigers drängte das Kutschaty-Ministerium sogar darauf, das Richtfest noch vor der Landtagswahl am 14. Mai stattfinden zu lassen.

Der BLB als Bauherr investiert 34 Millionen Euro in den Neubau mit 220 Hafträumen. Ende 2018 soll laut BLB das Gebäude fertiggestellt sein. „Wir bauen keinen Luxus, sondern modernen Standard“, sagte Heike Blohm-Schröder, stellvertretende Leiterin der zuständigen Niederlassung Köln des BLB NRW.

Der Bau eines Gefängnisses sei aber auch für ihre Behörde „kein Alltagsgeschäft“, da eine Fülle von Sicherheitsaspekten zu bedenken sind. Ausdruck des seit mehreren Jahren währenden Modernisierungsprozesses in der Rheinbacher JVA ist, so Blohm-Schröder, dass nicht nur neue moderne Hafträume für die Gefangenen entstehen, sondern parallel – in einem anderen Teil der JVA – eine neue Küche, eine neue Wäscherei und eine Erweiterung der Werkshalle. Somit bieten sich für die Inhaftierten auch neue Arbeitsmöglichkeiten.

Kutschaty unterstrich in seinem Grußwort, dass mit dem Neubau eine Erweiterung der Rheinbacher JVA einhergeht: Dank des neuen C-Flügels können künftig 601 statt 545 Gefangene untergebracht werden. „Jeder, der einen Haftplatz braucht, bekommt auch einen – auch wenn er ihn gar nicht möchte“, sagte er. Ausdrücklich dankte der Justizressortchef den JVA-Mitarbeitern. Deren hohe Arbeitsbelastung „ist der Landesregierung bewusst und bekannt“, sagte der Sozialdemokrat und verwies darauf, dass das Land seit 2010 landesweit 457 neue Stellen im Vollzugsdienst geschaffen habe.

Baustelle "am offenen Herzen"

Dass die Baustelle mit einem eigenen, beschrankten und besonders gesicherten Eingang eine „Operation am offenen Herzen – aber nicht mit offenen Türen“ darstelle, machte Heinz-Jürgen Binnenbruck, Leiter der Rheinbacher JVA, deutlich. Auch Binnenbruck dankte den Mitarbeitern, dass diese wegen der diversen Umbauten der vergangenen Jahre viel Dreck und Lärm hinnehmen mussten. „Das wird sich demnächst alles zum Positiven ändern“, meinte Binnenbruck. „Wir haben im Strafvollzug viel bewegt und nicht nur Mauern versetzt“, sagte er. Die Modernisierungen der Anstalt verleihe dieser nicht weniger als ein neues Gesicht.

Dass Rheinbach „Vorbild für viele andere JVA-Standorte in NRW“ sei, unterstrich Gabriele Willems, Geschäftsführerin des BLB NRW. Schließlich stünden in den kommenden Jahren in vielen Gefängnissen im Land Bau- und Sanierungsmaßnahmen bevor, sagte Willems.

Bürgermeister Stefan Raetz unterstrich die Bedeutung der JVA für die Glasstadt. „Wer Rheinbach bei Google Earth sucht, erkennt es direkt, wenn er die Kreuzbauten des Gefängnisses von oben betrachtet sieht.“ Gleichzeitig sei das Gefängnis ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt. Laut BLB sind 250 Arbeitsplätze hinter den hohen Gefängnismauern an der Aachener Straße zu finden.

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