„Sie singen alle Lieder mit“ Das sagt Bonnie Tyler zu ihrem Auftritt in Rheinbach

Im GA-Interview spricht Rocksängerin Bonnie Tyler über neue Songs, Rituale, den Brexit und ihren Auftritt bei den Rheinbach Classics.

Wenn Gaynor Hopkins aus Skewen in Wales ihre unvergleichliche Reibeisenstimme zum Klingen bringt, wissen ihre Zuhörer, dass es nur sehr wenig auf der Welt gibt, die zu solchen Sangesleistungen imstande sind. Allerdings kennt kaum jemand die blonde Frau unter diesem Namen, dafür umso mehr unter ihrem Künstlernamen Bonnie Tyler. Mit „Lost in France“, It's A Heartache“, „Total Eclipse Of The Heart“ oder „Holding Out For A Hero“ liefert die Waliserin Hits en masse ab. Am Freitag, 20. Juli, ist sie Stargast bei den Rheinbach Classics. Mit der 67 Jahre alten Rockröhre sprach Mario Quadt.

Ihr Tourkalender ist prall gefüllt. In den Tagen vor den Rheinbach Classics treten Sie unter anderem in Russland auf. Wie fühlt es sich an, so viel unterwegs zu sein?

Bonnie Tyler: Oh, es ist besser als jemals zuvor. Meine Band und ich haben eine großartige Zeit zusammen. Bevor ich zu Euch komme, bin ich in Russland, letzte Woche waren wir in Lappland, die Woche davor in Island. Nun, ich habe eine fantastische Band, wir genießen es sehr aufzutreten. Es ist toll zu sehen, wie den Zuhörern das gefällt, was wir tun. Und ich habe ein neues Album aufgenommen, das nächstes Jahr im März herauskommen wird.

Ein neues Album?

Tyler: So ist es. Es ist aufgenommen, nur einen Namen hat es noch nicht. Barry Gibb hat mir einen Song geschrieben. Jawohl. Es ist ein fabelhaftes Album, eine Mischung aus ganz verschiedenen Musikstilen. Ich habe wirklich genossen, es fertig zu stellen.

An welche unterschiedlichen Musikstile haben Sie sich herangewagt?

Tyler: Nun, es sind Balladen mit dabei. Es ist Rockmusik mit dabei (lacht). Oh, es ist wirklich schwer zu sagen. Ich kann nur sagen: Die Stücke passen sehr gut zu mir. Es werden zwei Duette mit dabei sein. Oh, mein Gott: Aber ich darf noch nicht verraten mit wem...

Sie wollen es noch nicht verraten?

Tyler: Ich darf es nicht verraten. Aber es werden mehrere Sänger sein, bis zu sieben, männliche Sänger.

Im März tourten Sie mit der „It's A Heartache-Tour“ durch Deutschland und Europa. Die Kritiker stellten fest, wie viel Power Bonnie Tyler auf der Bühne versprüht. Was ist Ihr Geheimnis?

Tyler: Die Tour war fantastisch – zumeist ausverkauft. Ich habe eine tolle Band, die mich richtiggehend antreibt. Mein Leadgitarrist und mein Schlagzeuger sind so unglaublich. Die Sache ist die: Die Zuhörer haben die Lieder so was von verinnerlicht, und sie lieben die Songs von früher. Und mir es macht wirklich Spaß, sie zu singen. Aber: Oh, mein Gott. Ich kann es kaum erwarten, die neuen Lieder auf der Bühne zu zeigen. Ich werde es noch nicht tun, wenn ich nach Rheinbach komme – dafür ist es bedauerlicherweise noch zu früh.

Die deutschen Fans sind grundsätzlich sehr treue Seelen. Was glauben Sie, passiert mit Ihren deutschen Zuhörern, wenn Sie Bonnie Tyler singen hören?

Tyler: Sie singen alle Lieder mit (lacht). Und sie rufen immer 'Zugabe, Zugabe'. Sie können das kaum glauben. Ich höre sie noch rufen, wenn ich schon in meiner Garderobe bin. Es ist unglaublich.

Bei den Rheinbach Classics werden Sie über 700 fantastische, zum Teil äußerst seltene Oldtimer zu sehen bekommen – viele von ihnen sind selbstredend britische Fabrikate. Werden Sie die Zeit haben, am Tag nach dem Konzert mal einen Blick zu wagen, oder sagt der Tourplan knallhart: Weiter geht's.

Tyler: Mein Mann wird das lieben. Wir haben selbst den einen oder anderen Oldtimer. Ich hoffe sehr, wir werden die Zeit haben, einen Blick zu wagen. Mein Mann wird diese Zeit definitiv aufbringen wollen. Tja, und in meiner Band sind auch eigentlich alle autoverrückt. Es sind halt Spielzeuge für große Jungs.

Gibt es irgendein Ritual; bevor Sie auf die Bühne stürmen?

Tyler: Ja, wir stellen uns vor dem Auftritt alle gemeinsam in einen Kreis und rufen laut 'Hey', bevor es losgeht – richtig laut. Bevor ich auf die Bühne gehe, gönne ich mir immer die Winzigkeit eines Jack Daniels – und einen Red Bull. Nur einen kleinen Jack und ein Red Bull – nicht mehr.

In den 80er Jahren gab es Tage, an denen Sie mehr als 50 000 Tonträger verkauft haben – an einem Tag wohlgemerkt. Wie stellt sich für Sie das Musikbusiness heutzutage dar?

Tyler: Heute geht nichts mehr, ohne Tourneen zu machen. Ich habe ja jetzt ein neues Album fertiggestellt, und es hat sehr viel Spaß gemacht. Wir wissen alle im Musikbusiness, dass nichts mehr so ist wie früher. Aber es ist gut, neues Material präsentieren zu können. Ich liebe die neuen Lieder auf dem Album, sie werden fantastisch sein, um sie auf der Bühne zu präsentieren. Ich hoffe, sie werden auch erfolgreich sein, aber ohne zu touren geht heute als Künstler nichts mehr. Ja, früher verkaufte ich tatsächlich bis zu 50 000 Tonträger an einem einzigen Tag. Das war unglaublich.

Glauben Sie, dass es möglich ist, zu sagen: Bevor ich die Bühne irgendwann einmal verlasse, möchte ich noch einmal Nummer eins sein – im Jahr 2018? Vielleicht in Zusammenarbeit mit einem chilligen Ibiza-DJ oder Ähnlichem?

Tyler: Warum nicht (lacht). Ja, warum nicht? Vor zwei Wochen hatte ich noch einen Auftritt auf Ibiza. Ja, ich denke, es gibt die Chance, dass ich mit einem von meinen neuen Duetten wieder Nummer eins werden könnte. Das ist vorstellbar.

Im Jahr 2013 haben Sie am Eurovision Song Contest (ESC) teilgenommen. Glauben Sie, der ESC ist noch immer ein Wettbewerb für Sänger...

Tyler: Nein...

Oder ein Wettstreit für computeranimierte Tricks und Effekte?

Tyler: Ich glaube, es ist zu politisch geworden. Es ist nicht mehr ein Wettbewerb in dem Sinne. Die Fans des ESC sind sehr treu. Sie kommen von weit her und haben eine wunderbare Zeit zusammen. Aber: Es geht leider nicht nur um die Musik. Letztlich habe ich teilgenommen, weil die BBC mich gefragt hat, ob ich für Großbritannien dabei sein möchte. Nun, es war eine genussvolle Erfahrung...

Sie leben in Portugal an der Algarveküste und in Wales. Was lieben Sie besonders an Portugal und was an Wales?

Tyler: Ich liebe es einfach in Santa Eulália. Nach dem Ende der Tour im August werden ich dorthin reisen, und ich kann es schon kaum erwarten. Das Wetter ist so fantastisch, wobei der momentane Sommer in Deutschland auch nicht gerade schlecht ist. Nicht, dass ich viel davon mitbekommen würde, weil ich derzeit in vielen Ländern unterwegs bin... Ich mag Portugal. Die Menschen sind liebenswert, das Essen ist köstlich. Wir haben ein wunderschönes Haus, von dem aus wir auf das Meer sehen können. Wenn ich nach Portugal gehe, weiß ich, dass ich dort einfach nur abschalten kann. Wenn ich aus dem Flugzeug steige, bin ich mir bewusst, dass ich abschalten kann. Ich liebe das so sehr. Aber natürlich liebe ich auch Wales. Auch dort kann ich wunderbar auf das Meer blicken (lacht). Und meine Familie ist dort. Ich habe eine große Familie: drei Schwestern und zwei Brüder, 16 Nichten und Neffen sowie 15 Großnichten und Großneffen. Das ist eine große Familie.

Der Austritt des Vereinigten Königreichs aus der Europäischen Union liefert momentan Schlagzeilen. Was denken Sie denn über den Brexit?

Tyler: Tja, wissen Sie: Das ist im Augenblick ein ziemliches Durcheinander. Ziemlich verrückt im Moment, würde ich sagen. Aber ich denke, dass der Brexit über die Bühne gehen wird. Ich weiß es nicht, ich bin kein hochpolitischer Mensch – und war es nie. Überall höre ich nur: Brexit, Brexit, Brexit.

Ich glaube, wir Deutschen möchten Ihnen zurufen: Bleibt doch bitte einfach Teil der Europäischen Union. Das ist gut für uns alle.

Tyler: Ich denke auch, dass wir das sollten. Aber ich bin wirklich kein politischer Mensch.

Das Auftaktkonzert der Rheinbach Classicsam Freitag, 20. Juli, beginnt um 19 Uhr mit One Louder aus Bonn, die mit Rocksongs der 70er und 80er Jahre einheizen. Ab 20 Uhr rockt Bonnie Tyler, im Anschluss spielt die Springsteen-Tribute-Band Bosstime bis Mitternacht. Karten sind für 38 Euro plus Gebühren erhältlich in den Geschäftsstellen des GA, unter www.bonnticket.de sowie beim First-Reisebüro und in der Raiffeisenbank Voreifel, beide im Raiffeisenhaus Rheinbach, Hauptstraße 36-46.

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