Forschung und Praxis Cop23-Delegierte erleben nachhaltige Forschung

Rheinbach/Meckenheim · Der Campus Klein-Altendorf zeigt Teilnehmern der Bonner Weltklimakonferenz, wie Bäume CO2 vertilgen. Die Delegierten haben ein strammes Besuchsprogramm.

 Ein gieriger Konsument von Kohlendioxid ist der Paulownia-Baum, den Cop23-Delegierte am Campus Klein-Altendorf studieren.

Ein gieriger Konsument von Kohlendioxid ist der Paulownia-Baum, den Cop23-Delegierte am Campus Klein-Altendorf studieren.

Foto: Axel Vogel

Ob nicht weniger als Wunder in Sachen Klimaschutz von der Weltklimakonferenz Cop23 in Bonn zu erwarten sind, entscheidet sich wohl erst am Ende des zweiwöchigen Verhandlungs- und Debattenmarathons im Bonner WCCB und in der Rheinaue. Einem Wunder nahe kommt der Zeitplan für 18 ausgesuchte Tagesexkursionen, die die Cop-Delegierten auf Einladung der Energie-Agentur NRW im Auftrag des Bundesumweltministeriums erleben durften: Für den Bustransfer der 35 Gesandten vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln zum Rheinbacher Campus Klein-Altendorf hatten die Macher sportliche 15 Minuten veranschlagt. Kein Wunder also, dass die Konferenzteilnehmer mit fast 90 Minuten Verspätung auf dem zwischen Meckenheim und Rheinbach gelegenen Campus eintrafen.

Der Weg jedoch hatte sich gelohnt: Von Professor Ralf Pude, Geschäftsführer aller Außenlabore der Landwirtschaftlichen Fakultät der Universität Bonn und Professor für Nachhaltige Rohstoffe, sowie von Thorsten Kraska von der Geschäftsführung des Campus Klein-Altendorf bekamen sie prägnante Antworten auf die die Weltklimakonferenz bestimmende Frage, wie sich Kohlendioxid (CO2) in der Atmosphäre verringern lässt.

Miscanthus-Gras

Etwa mit dem schnell wachsenden Miscanthus-Gras. Diese Art Wunderpflanze ist in der Lage, 30 Tonnen CO2 pro Hektar im Jahr dauerhaft aufzunehmen, wie Pude berichtete. Die simultan ins Englische übersetzte Neuigkeit löste bei den 15 Gästen aus China, Ghana, den USA, Sri Lanka oder Indien vernehmbares Wohlwollen aus. „Das macht keine andere Pflanze auf der Welt“, sagte der Wissenschaftler, der über die Hege und die Nutzung des Miscanthus intensiv geforscht hat.

Und: Damit dieses gebundene CO2 auch nicht wieder in die Atmosphäre gelangt, beispielsweise, indem das Gras verbrannt wird, kann das abgeerntete Grün als Tiereinstreu, Torfersatz oder Baustoff verwandt werden. „So bleibt der Kohlenstoff dauerhaft gebunden.“ Ebenso zu den „effektiven Pflanzen“ rechnete Pude den Paulownia-Baum. Wieder ungläubiges Augenbrauenhochziehen bei den Zuhörern, als eine dicke Baumscheibe herumgeht. „An den wenigen Jahresringen auf der dicken Scheibe sehen Sie, dass der Paulownia zu den schnell wachsenden Bäumen gehört.“ Sein Holz findet beim Bau von Surfbrettern, Gitarren oder Möbelstücken Verwendung. „Das Holz ist leicht und stabil – das macht Paulownia für die Industrie interessant.“

Konkrete Erkenntnisse und Produkte

Nicht ohne Stolz berichtete der Professor, dass am Campus Klein-Altendorf nicht nur in der Theorie geforscht werde, sondern dass die Forschungsergebnisse in konkrete Erkenntnisse und Produkte mündeten. Beispiel: Wenn jetzt in der kühleren Jahreszeit in einem Seminarraum die Heizung angestellt werden muss, kommt die behagliche Wärme aus dem campuseigenen Biomassekraftwerk. Für die Energie sorgen die gesammelten Holzschnitt- und Baumreste der örtlichen Apfelbäume. „Aus dem Material erzeugen wir so viel Energie wie aus 7000 Litern Heizöl“, rechnete Pude vor.

Dankbar für die Erkenntnisgewinne reisten die Delegierten nach einer Stunde zufrieden nach Bonn zurück. Dass der Busfahrer die vom Zeitplan vorgesehene Fahrzeit von 15 Minuten von Rheinbach ins Bonner Regierungsviertel würde einhalten können, wäre erneut einem Wunder gleichgekommen.

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