Militärseelsorge Bundeswehr ist für Pfarrerin kein Kulturschock

Rheinbach · Silke Röcher-Hoffmann leitet als neue Chefin das Evangelische Militärpfarramt in Rheinbach und ist für Soldaten in Rheinbach, Euskirchen, Kerpen, Nörvenich und Mechernich zuständig.

 Bei der Amtseinführung: Pfarrerin Silke Röcher-Hoffmann und der evangelische Militärbischof Sigurd Rink in Rheinbach.

Bei der Amtseinführung: Pfarrerin Silke Röcher-Hoffmann und der evangelische Militärbischof Sigurd Rink in Rheinbach.

Foto: Axel Vogel

In sogenannten Männerberufen kennt sich Silke Röcher-Hoffmann bestens aus. Seit 25 Jahren wirkt die evangelische Pfarrerin im Kirchenkreis Düsseldorf, um Religionsunterricht an Berufskollegien zu geben – zuletzt an einer Schule für Elektrotechnik, Chemie und Informatik in der Landeshauptstadt. Dass sie nun mit der Rheinbacher Tomburg-Kaserne allmorgendlich einen militärischen Sicherheitsbereich ansteuert, stellt für die 53 Jahre alte Theologin kein allzu fernes Neuland dar. „Die Bundeswehr ist kein Kulturschock für mich“, sagte Röcher-Hoffmann im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Als neue evangelische Militärpfarrerin leitet sie außerdem das Evangelische Militärpfarramt Rheinbach (siehe Infobox) und ist Hüterin von 2600 Seelen. „Es fühlt sich leicht an, hier anzukommen“, bekundet sie.

Während ihrer zweieinhalb Dekaden an Berufsschulen hat die in Siegen geborene Mutter eines erwachsenen Sohnes umfangreiche Erfahrungen gesammelt, mit Heranwachsenden zu sprechen, die nicht selten der Institution Kirche und Fragen des Glaubens eher abwehrend gegenüberstehen. „Es sind dort viele Menschen, die nicht immer kirchlich sozialisiert sind“, berichtete sie. Neben ihrer Arbeit zur Erteilung von evangelischer Religionslehre war sie seit 2006 Synodalbeauftragte für Weltanschauungsfragen im Evangelischen Kirchenkreis Düsseldorf.

Heißt: Nach jungen Leuten in der Orientierungsphase ihres Lebens trifft Röcher-Hoffmann nun auf Menschen, deren Auftrag womöglich nicht immer mit den Zehn Geboten in Einklang zu bringen ist. „Meine neue Tätigkeit eröffnet ein Feld mit vielen ethischen Fragen“, sagte die Pfarrerin, die in Wuppertal und Bonn Evangelische Theologie studiert hat. „Ich möchte 'den Draht nach oben' für alle Menschen in der Bundeswehr lebendig halten“, so die Militärpfarrerin in ihrer Predigt des Einführungsgottesdienstes in der Christophorus-Kapelle der Rheinbacher Tomburg-Kaserne.

Auftrag der Bundeswehr widerspricht nicht christlichem Menschenbild

Der Auftrag der Bundeswehr widerspreche bei genauer Betrachtung keineswegs dem christlichen Menschenbild. „Dazu braucht es Menschen, die menschlich bleiben und trotzdem mit den Herausforderungen eines Einsatzes umgehen können“, sagte Röcher-Hoffmann. „Menschen mit Verantwortungsgefühl und Risikobereitschaft, Menschen mit klarem Verstand und mit Empathie, Menschen mit einem 'hörenden Herzen'“, wie die Militärpfarrerin es ausdrückt. „Wir Menschen sind als Gegenüber zu einer Instanz geschaffen. Christen nennen sie Gott. Sie führt uns immer wieder unsere Begrenztheit vor Augen, in einem guten Sinne, ohne, dass wir uns klein fühlen müssen.“

Eigens aus Berlin angereist war der Evangelische Militärbischof Sigurd Rink. Er berichtete, dass das Soldatenleben und somit die Militärseelsorger von „vielen existenziellen Fragen“ geprägt seien. Für viele Soldaten stelle es eine schwere Last dar, für Monate in Auslandseinsätze zu gehen und die Familie zu Hause zurückzulassen. Durch die vielen Versetzungen kämen häufige Wechsel des gewohnten Umfeldes hinzu. „Darum erlebe ich die Militärseelsorge als sehr anspruchsvoll“, sagte Rink.

Außerhalb der Kaserne steigt Silke Röcher-Hoffmann gerne aufs Mountainbike, um mit ihrem ebenfalls radsportverrückten Mann den Kopf, Körper und Geist zu lüften. „Früher habe ich viel Kirchenmusik gemacht“, so die Pfarrerin. Die Posaune ist ihr, „bedauerlicherweise vernachlässigtes“ Musikinstrument. Vor allem klassische Bachwerke haben es der Theologin angetan.

Das Evangelische Militärpfarramt Rheinbach, welches Militärpfarrerin Silke Röcher-Hoffmann als Dienststellenleiterin führt, ist für die Bundeswehrstandorte in Euskirchen, Kerpen, Nörvenich, Mechernich und Rheinbach zuständig und bietet dort Standortgottesdienste, Seelsorge, die sogenannten Rüstzeiten und den Lebenskundlichen Unterricht. Die Dienststelle mit Sitz in der Rheinbacher Tomburg-Kaserne an der Münstereifeler Straße war vakant, nachdem Militärpfarrer Norbert Prey bereits zum 31. August vergangenen Jahres seinen Dienst beendet hatte.

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