Rheinbacher Jecke erstürmen die Tomburgkaserne Brigadegeneral schießt mit Konfetti

Rheinbach · Ein gestandener Brigadegeneral wie Wolfgang Renner, Kommandeur der Rheinbacher Tomburgkaserne, oder wie es bei der Bundeswehr heißt: Standortältester, kann am laufenden Band Kommandos geben.

Stefan Raetz unterstützt die Soldaten beim Stippeföttche-Tanz.

Stefan Raetz unterstützt die Soldaten beim Stippeföttche-Tanz.

Foto: Axel Vogel

Doch nicht Befehle wie „Stillgestanden“, „Rechts um“ oder gar „Feuer frei“ waren am Freitagnachmittag angesichts der heranstürmenden närrischen Heerscharen Rheinbachs auf die streng gesicherte Bundeswehrliegenschaft gefragt. Nein, der Brigadegeneral musste einen Stippeföttche-Tanz seiner Soldatenschaft anordnen, um die mehr als 200 Uniformierten und Kostümierten der Rheinbacher Karnevalsgesellschaften von Kernstadt und Ortschaften, die zum Kasernensturm ansetzten, ordentlich zu verwirren.

„Ich habe mir die Kommandos aufgeschrieben“, räumte der im fränkischen Kulmbach geborene Berufssoldat ein, denn den folgenden Befehl ordnet der 58-Jährige äußert selten an: „Macht üsch parat zu danze“ rief er seinem Spalier von Flecktarnuniformierten zu. Der angeordnete Tanz war übrigens ein Gebot, welches die Kernstadttollitäten Jörg III., Bauer H.P. I. und Jungfrau Jolanda I. anlässlich ihrer Proklamation angeordnet hatten. „Gebot erfüllt“, meinte Prinz Jörg III. vergnügt nach dem eindrücklichen Tanzvergnügen.

Zuvor hatten die Wächter der Bundeswehrliegenschaft versucht, sich mit Konfettikanonen und Kamelleregen der närrischen Eindringlinge zu erwehren. Angeführt von den Rheinbacher Stadtsoldaten rückte die bunt kostümierte und närrisch uniformierte Armada an, darunter die Gro-Rhei-Ka Narrenzunft Prinzengarde 1895, der NCR Blau-Gold, das Karnevalskomitee Blau-Weiß und der Närrische Schornbusch.

Doch die Angreifer um Willi Hohn, Kommandant der Rheinbacher Stadtsoldaten, merkten schnell, dass sie den aufgebauten Sicherungen der Kaserne nicht trauen konnten. Denn: Was so ein Donald Trump vollmundig ankündigt, haben die Soldaten der Tomburgkaserne längst in die Tat umgesetzt: Sie bauten eine Mauer vor den grünen Wachzaun. Aber: Das Dreigestirn-Trio Jörg III., Bauer H.P. I. und Jungfrau Jolanda I. (Kernstadt), Prinz Conny I., Bauer Rainer I. und Jungfrau Armina I. (Queckenberg), Prinz Tamara I., Bauer Carina I. und Jungfrau Jessica I. (Oberdrees), das Prinzenpaar Ralf II. und Prinzessin Heike I. aus Merzbach/Sürsch und das Rheinbacher Kinderprinzenpaar Angelina I. und Prinz Justin I. entdecken schnell, dass die weißen Mauersteine nur angemalte Umzugskartons sind.

„Die Ursula von der Leyen hat recht: Ihr braucht wirklich mehr Geld“, ruft Kernstadtprinz Jörg den militärisch Uniformierten zu. Es braucht nur ein paar Handgriffe und die Mauer fällt. Zufrieden schreitet Stadtsoldatenkommandant am Wachhäuschen der Kaserne vorbei – übrigens ohne unaufgefordert seinen Ausweis vorzuzeigen, wie es ein unübersehbares Schild am Kasernentor ausweist.

Dass die närrischen und jecken Heerscharen ganz gut zusammen singen konnten, stellen sie vor dem Sturm auf die Kaserne unter Beweis: „Zum Geburtstag viel Glück“ stimmen sie gemeinsam an, weil Bürgermeister Stefan Raetz Geburtstag hat. Am Samstag bekommt er auch Besuch: Ab 11.11 Uhr wollen die Jecken auch sein Rathaus erobern.

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