Vom Blog zum Buch Autorin aus Rheinbach schreibt Internet-Tagebuch

Rheinbach · „Jenseits der rosaroten Brille“ der Rheinbacher Autorin und Bloggerin von Alexandra Lingk ist ein humorvoller Denkanstoß auf 450 Seiten. Ein Jahr lang jeden Tag ein Eintrag ins Internet-Tagebuch.

 Ein Jahr lang schrieb Alexandra Lingk Tag für Tag Blogbeiträge über positives Denken. Jetzt ist daraus ein 450 Seiten starkes Buch geworden.

Ein Jahr lang schrieb Alexandra Lingk Tag für Tag Blogbeiträge über positives Denken. Jetzt ist daraus ein 450 Seiten starkes Buch geworden.

Foto: Mario Quadt

Notorische Misanthropen haben ganz schlechte Karten im Spiel des Lebens. Dessen ist sich Alexandra Lingk sicher. Da sich die Wormersdorferin menschenverächtliche Gedanken aber niemals zu eigen machen möchte, entscheidet sie sich, den Herausforderungen des gemeinen Alltags - falls möglich - immerzu positiv zu begegnen. Und wie? In Schriftform natürlich. Da das Schreiben sowohl Teil ihrer beruflichen Tätigkeit im Kulturdezernat des Rhein-Sieg-Kreises als auch Leidenschaft und Hobby ist, fasst sie am Silvestertag 2016 den Vorsatz, ein Jahr lang ein Online-Tagebuch der positiven Gedanken zu verfassen. Gesagt, getan: Nunmehr sind diese exakt 366 Einträge aus ihrem Blog „Der beste Tag“ als Buch erschienen.

Den vielstimmigen Chören an lautstarken Meinungsausrufen in den sozialen Netzwerken wollte die Mutter von zwei erwachsenen Kindern auf ihre eigene Art eine Stimme hinzufügen. Vom Neujahrstag 2017 an teilte sie ihre Gedanken etwa über zunehmend verkümmernde Kommunikation im Kommunikationszeitalter, über zur Schau gestelltes und nicht selten übersteigertes Selbstbewusstsein oder das, was Lingk schlicht „Verbal-Senf“ nennt, in ihrem Internetblog mit. „Es gibt so viele Miesepeter und so viele Verschwörungstheorien in den sozialen Netzwerken“, findet sie. „Der beste Tag“ sei als eine Art Gegenpol zu verstehen, Dinge positiv zu sehen. „Wieso kann man sich nicht freuen über das, was erst mal gut läuft“, sagt die 47-Jährige. Zwar gelte das im Grundgesetz verankerte Recht auf freie Meinungsäußerung auch für das Internet und Netzwerke wie Facebook, dennoch sei die Qualität vieler Wortbeiträge erschreckend, die Quantität von Hass und Unwissenheit ebenso.

Bericht von persönlichen Erfahrungen

Nicht selten sind es alltägliche Begebenheiten wie das von Herzen kommende Lächeln eines Kellners oder die penetrante Werbung eines Müsliherstellers, welche sie dazu bewegen, ebendieses Müsli nicht zu kaufen, und die Alexandra Lingk auf humorvolle oder meinungsfreudige Art beschreibt oder kommentiert. Kein Wunder: Nach dem Abitur studiert sie Soziologie und Psychologie. Den Abschluss als Magistra in der Tasche sammelt sie während eines Volontariats in der PR-Agentur erste Berufserfahrungen. „Das Buch soll nicht als 'erhobener Zeigefinger' daherkommen – nach dem Motto: So soll man es machen, weil das besser ist“, sagt Lingk. Vielmehr gehe es ihr darum, von persönlichen Erfahrungen zu berichten, die dazu beitragen können, „sich selbst das Leben ein wenig leichter und angenehmer und damit lebenswerter zu machen“, findet Lingk.

Ihre Art, Dinge auf den Punkt zu bringen, kommt bei den Lesern ihres Blogs an. „Es tat gut, oftmals solch positives Feedback zu bekommen“, bekundet sie mit einem Lächeln. Der selbst gewählte „Druck“, jeden Tag einen Beitrag für „Der beste Tag“ zu verfassen, sei ob der oft positiven Resonanz weniger groß ausgefallen. Besonders gut kommen ihre Beiträge zu den Themen Familie, Zeitmanagement oder Selbstoptimierung an. Auch dort achtet Alexandra Lingk penibel darauf, nicht mahnend den Zeigefinger zu erheben, um anderen ihre Meinung aufzudrängen.

Kebekus als Wunschkandidatin für ein Hörbuch

Reich ist Alexandra Lingks Schatz an Zitaten, die positives Denken implizieren. „Das ist eine kleine Leidenschaft von mir“, bekundet sie. Hintergrund: Der Reichtum des Zitatenschatzes stamme noch aus ihrer Zeit in der Pressestelle der Verwaltung des Rhein-Sieg-Kreises. Während dieser Zeit sei manche Rede – etwa des damaligen Landrats Frithjof Kühn – mit Zitaten angereichert worden. Von einem unbekannten Urheber stamme etwa ein Bonmot, welches sie im Zusammenhang mit Internetgerüchten und gefälschten, ungeprüften Nachrichten besonders berechtigt findet. Es lautet: „Gerüchte werden von Neidern erfunden, von Dummen verbreitet und von Idioten geglaubt.“

Nach einem Jahr als Bloggerin kam die Idee auf, aus den digitalen Gedanken ein Buch zu machen. „Jenseits der rosaroten Brille“ ist ein Bekenntnis, den Schlechtmachern mit einer positiven Grundhaltung zu begegnen. Wer so lebe, brauche keine rosarote Brille. Und wer soll ihr Buch sprechen, sollte sie auf die Idee kommen, es als Hörbuch vertonen zu wollen? „Carolin Kebekus“, sagt sie wie aus der Pistole geschossen. Die bewundere sie für ihre Art, kontroverse Themen satirisch anzupacken.

„Jenseits der rosaroten Brille - ein Jahr lang der 'beste Tag'“ ist 450 Seiten stark, im Buchhandel bestellbar und kostet 22 Euro.

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