Rheinbacher Albert-Schweitzer-Förderschule Aus für Förderschule ist besiegelt

MECKENHEIM/RHEINBACH · Das Ende der Rheinbacher Albert-Schweitzer-Förderschule ist besiegelt. Mit Blick auf die geringen Anmeldezahlen hat die Kölner Bezirksregierung der Stadt Rheinbach jetzt mitgeteilt, dass sie als "federführender" Träger die Schule mit dem Förderschwerpunkt Lernen auslaufen lassen möge.

Aber: Das Aus kommt nicht - wie bislang vermutet - bereits zum Ende dieses Schuljahres, sondern erst im Sommer 2016.

Hintergrund: Eine zwei Jahre alte Verordnung der Landesregierung sieht vor, dass eine Förderschule mit dem Schwerpunkt Lernen mindestens 144 Schüler vorweisen muss. An der Albert-Schweitzer-Schule starteten 42 Schüler von der fünften bis zur zehnten Klasse ins laufende Schuljahr. Die Stadt Rheinbach betreibt die Schule, Swisttal, Meckenheim und Wachtberg sind als Träger mit im Boot. Seit Monaten hatte sich Rheinbach um mögliche Kooperationen bemüht (der GA berichtete). Die Bezirksregierung fordert nun, dass der Rheinbacher Rat das Auslaufen der Schule in einem Ratsbeschluss manifestiert.

Als erste Kommune hat sich in Meckenheim der Ausschuss für Schule, Sport und Kultur mit dem endgültigen Aus für die Schule am Rheinbacher Stadtpark beschäftigt. Denn auch Meckenheimer Kinder sind betroffen: In diesem Schuljahr besuchen zwölf Mädchen und Jungen aus der Apfelstadt die Schule, im nächsten werden es insgesamt - aus allen vier Kommunen - nur 15 sein. In einem Brief an den Leiter des Rheinbacher Fachbereichs Jugend, Schule und Sport, Wolfgang Rösner, bezog Holger Jung, Erster Beigeordneter Meckenheims zur bevorstehenden Schließung Stellung.

"Ich hatte den Eindruck. dass die Schüler sich in der Albert-Schweitzer-Schule sehr wohl gefühlt und gerne den Unterricht besucht haben. Ich bedauere es deshalb sehr, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen einen Betrieb über das Schuljahr 2015/2016 hinaus nicht zulassen", heißt es darin. Die Schüler seien "Individuen mit unterschiedlichen Bedürfnissen" und so sei es möglich, dass für einen förderbedürftigen Schüler der Besuch der Förderschule das spezifisch auf ihn zugeschnittene Bildungskonzept sei, so Jung. Nicht in Abrede stellen wolle er die Kompetenzen und das Engagement der Regelschulen, betonte der Beigeordnete und wies auf die derzeitigen personellen Ressourcen hin, die sicher schnell die Grenzen des Machbaren aufzeigten. Durch die Schließung der Albert-Schweitzer-Schule entfalle für die Eltern die Möglichkeit, die aus ihrer Sicht geeignete Schule für ihr Kind zu wählen.

Gestärkte Entscheidungsfreiheit der Eltern

Philipp Nagel, Rektor der Albert-Schweitzer-Schule, bedauert die Entscheidung aus Köln. Aus seiner Sicht ist nicht die neue Mindestgröße das Kernproblem, sondern die gestärkte Entscheidungsfreiheit der Eltern in Sachen Inklusion. "Weil wir als Förderschulen ein schlechtes Image haben, haben wir seit einiger Zeit keinen Zufluss mehr", sagte Nagel im Gespräch mit dem GA. Viele Eltern glaubten, vermutet der Schulleiter, dass ihr Kind mit Förderbedarf an einer regulären Schule auch den regulären Abschluss absolvieren kann. "Darin besteht ein riesengroßes Missverständnis."

Die Regelschule kann das Förderkind ausschließlich mit dem Abschluss der Förderschule Lernen abschließen. Wäre dies bekannter gewesen, wäre es nicht schwierig geworden, 70 Anmeldungen für eine Rheinbacher Dependanceschule - zusammen mit einer weiteren Förderschule - zu finden. Schließlich seien die kleinen Klassen und Lerngruppen sowie die individuelle Förderung ein Pfund, mit dem die Förderschule wuchern konnte.

Dass immer mehr Eltern ihr Förderkind an einer Regelschule anmelden, bestätigt die Bezirksregierung auf GA-Anfrage. "Die Anmeldezahlen an Schulen mit dem Förderschwerpunkt Lernen sind in allen Kommunen im Regierungsbezirk Köln rückläufig", erklärte Freia Johannsen, Pressesprecherin der Bezirksregierung. Die Anmeldezahlen für die Förderschulen Sprache und Emotionale und soziale Erziehung blieben konstant.

Die Schulschließung ist am Dienstag in Swisttal Thema im Haupt-, Finanz- und Beschwerdeausschuss. Los geht es um 17.30 Uhr im Ratssaal des Rathauses. Am Mittwoch, 24. Juni, beschäftigt sich in Rheinbach der Ausschuss für Schule, Bildung und Sport damit. Beginn: 18 Uhr im Rathaus.

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