Angst um Lebensgefühl Anwohner in Wormersdorf ärgern sich über Bushaltestelle

Rheinbach-Wormersdorf · Die Anwohner in Wormersdorf wehren sich gegen Linienbusse in ihrer Wohnstraße. Geht es nach der Stadt Rheinbach, verbessert die neue Route den öffentlichen Nahverkehr.

 Margret Nederstigt klagt über Lärm, Abgase und Müll, seitdem Linienbusse vor ihrem Haus halten.

Margret Nederstigt klagt über Lärm, Abgase und Müll, seitdem Linienbusse vor ihrem Haus halten.

Foto: Axel Vogel

Lärm, Abgase und jede Menge Müll im eigenen Vorgarten: für Margret Nederstigt und ihren Nachbarn Peter Waldhauer ist das Maß voll. Seitdem die Buslinien 749 (von Rheinbach nach Meckenheim) und 849 (umgekehrte Richtung) täglich durch den Ahrweg in Wormersdorf fahren, ist das Wohn- und Lebensgefühl der beiden Anwohner in ihren eigenen Häusern merklich gesunken. 62 Busse und fünf Schulbusse fahren jeden Tag von morgens fünf bis abends 20.30 Uhr durch das Wohngebiet im Westen des Rheinbacher Ortsteils.

Und fast jeden Tag sammelt Margret Nederstigt auf ihrer Hecke,der Mauer und im Vorgarten Reste von Papier, angebissene Essensreste und leere Dosen ein. Mittlerweile sind Nederstigt und Waldhauer richtiggehend sauer auf die Stadt. Schon im April 2016 hat die Stadtverwaltung in einem Schreiben Nederstigt die Gründe der Stadt für die Streckenführung der Buslinien erläutert: „Beim Ahrweg und der Brückenhofstraße handelt es sich um öffentliche Verkehrsflächen. Insofern müssen die Anwohner auch Beeinträchtigungen und die damit verbundenen Auswirkungen in Kauf nehmen“. Argumente, die bei Nederstigt und Waldhauer nicht auf Verständnis stoßen.

Anwohner beschweren sich über Müll

„Es gibt keine Haltestelle und keine Mülleimer. Die Leute nutzen unseren Carport zum Unterstellen“, beschwert sich Nederstigt. Im Dezember 2015 wurde die Streckenführung auf Wunsch von Wormersdorfer Bürgern geändert. Laut dem städtischen Pressesprecher Norbert Sauren wurde die Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) bei einer Bürgerversammlung gefordert. Die Busse fahren seitdem über die Wormersdorfer Straße bis zur Kirche, dann über die Tomberger Straße, Ahrweg, Brückenhofstraße Kannenbäckerstraße und wieder zurück zur Wormersdorfer Straße. Dabei bringen die Busse ihre Passagiere im 30-Minuten-Takt zum Rheinbacher und zum Meckenheimer Bahnhof.

Die Abgase der Busse, der Lärm der Gelenkfahrzeuge und der Fahrgäste sei, da sind sich Nederstigt und Waldhauer einig, nicht zuzumuten. „Abgesehen vom Berufs- und Schülertransport morgens und nachmittags sind die Busse tagsüber teilweise kaum besetzt“, kritisieren beide. Da müssten andere Lösungen her. So wäre ein 30-Minuten-Takt von 6.30 bis 9 Uhr und von 16 bis 19 Uhr denkbar, in der Zeit dazwischen sei eine Taktverlängerung möglich und tagsüber sollten kleinere Busse fahren.

Für André Berbuir, Fachbereichsleiter Verkehr und Mobilität bei der Kreisverwaltung, wird am Ist-Zustand nichts geändert. „Wir wollen den ÖPNV stärken. Dafür haben wir auch die Streckenführung in Wormersdorf geändert. Der Halbstundentakt ist ein merkbares Angebot für die Bürger. Das wurde in den Gremien von Rheinbach und des Rhein-Sieg-Kreises beschlossen.“

Sorge vor möglichen Straßenschäden

Nederstigt und Waldhauer befürchten durch den Busverkehr einen schnelleren Verschleiß der Straße und dass sie als Anwohner für eine Sanierung zur Kasse gebeten werden könnten. Diese Sorge ist unbegründet. „Für Straßenschäden kommen Anlieger, die die Erschließungskosten schon gezahlt haben, nicht auf“, so Sauren. Schließlich sei der ÖPNV Teil der Daseinsvorsorge und trage zur Attraktivitätssteigerung bei. Besonders Senioren und Menschen ohne Auto seien darauf angewiesen. Ein guter ÖPNV zähle zu den Standortfaktoren im ländlichen Raum.

Auf ein Ende der Dieselabgase hofft Anwohner Peter Waldhauer durch die geplante Einführung von wasserstoffbetriebenen Bussen. Stadtsprecher Sauren bezweifelt, ob das so schnell kommen wird. Zumal „die Ökobilanz der bisherigen Busse besser ist als der Indivdualverkehr“.

Für Margret Nederstigt keine gute Aussicht. Dann wird sie auch weiterhin – wie in den vergangenen zweieinhalb Jahren – keine Fenster mehr öffnen und nicht im Garten sitzen können, „da der Gestank und Lärm zu groß sind“. Bei der Auseinandersetzung mit der Stadt ärgert sich Peter Waldhauer besonders darüber, dass „ich mir als Bittsteller vorkomme“.

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