Abrissarbeiten beginnen Bagger rollen am Majolika-Areal in Rheinbach an

Rheinbach · Seit Februar ruht die Produktion von bunter Tonware an der Keramikerstraße in Rheinbach. Die Majolika-Fabrik hat Insolvenz angemeldet. Auf dem Manufakturgelände sollen nun Wohnhäuser entstehen.

Kaum noch etwas erinnert an den einst desolaten Zustand der ehemaligen Manufakturhallen der Majolika-Fabrik in Rheinbach. Ganze Arbeit haben die jungen Frauen und Männer der Neuen Pfade geleistet, um die insgesamt 660 Quadratmeter großen, früheren Fabrikationsräume an der Keramikerstraße vollständig zu sanieren und umzubauen, um daraus das "Sozialzentrum Keramikerstraße" entstehen zu lassen. Doch schon bald heißt es Abschiednehmen von den liebgewonnenen Räumlichkeiten: Wie der General-Anzeiger erfuhr, sollen noch in dieser Woche die Bagger anrollen, um erste Abbrucharbeiten durchzuführen. Denn: Das Areal gilt nicht erst seit der Verabschiedung des Masterplans Innenstadt im Frühjahr dieses Jahres als innerstädtisches Filetstück in Sachen Wohnbebauung.

Ein Investorenduo aus der Region hat sein Interesse bekundet, auf dem Gelände rasch neuen, hochwertigen Wohnraum entstehen zu lassen. Die jetzt beginnenden Abrissarbeiten gelten aber noch nicht als Startschuss für das Wohnbauprojekt. Es handelt sich nach GA-Informationen um Abrissarbeiten, die den Teil des Geländes betreffen, in dem bis vor Kurzem noch Keramiken gefertigt wurden. Mit der Zukunft des Fabrikgeländes, in dem derzeit neben der Initiative "Neue Pfade", auch die Rheinbach-Meckenheimer Tafel, die Kleiderstube der Pfarrcaritas, das Möbellager und die Fahrradwerkstatt des Georgsrings sowie ab und an die Rechtsberatung der SPD-Fraktion untergebracht sind, beschäftigte sich der Rat der Stadt Rheinbach während seiner letzten Sitzung vor den Sommerferien.

Per gemeinsamem Antrag hatten CDU und FDP zur Suche nach einem Alternativstandort zur Unterbringung des Sozialzentrums aufgerufen. Die Verwaltung, so der Vorschlag von Christ- und Freidemokraten, solle Vorschläge erarbeiten, wo die neue Heimstätte der Vereine realisiert werden könnte. Einstimmig verwies der Rat den Antrag zur Debatte in den Haupt- und Finanzausschuss, der laut Sitzungsplan am Montag, 25. September, 18 Uhr, im Großen Sitzungssaal des Rheinbacher Rathauses zusammenkommt. Das soziale Engagement der Vereine und Organisationen im Sozialzentrum sei "für die Stadt von hoher und unverzichtbarer Bedeutung", erklärten Bernd Beißel (CDU) und Karsten Logemann (FDP) in ihrem gemeinsamen Antrag.

Anrechte aus längerfristigen Mietverträgen

Kompliziert macht die Sache, dass manche Akteure auf dem Gelände "noch Anrechte aus längerfristigen Mietverträgen haben". Bei der Suche nach einem Alternativstandort, so Beißel und Logemann, sollte eine Beteiligung des Investors als Ausgleich für eine vorzeitige Beendigung dieser Verträge angestrebt werden. Ziel sei es, "die Bedingungen für das ehrenamtliche Engagement nicht zu verschlechtern", heißt es im Antrag.

Bereits im Mai dieses Jahres hatten sich auch die Rheinbacher Sozialdemokraten für eine rasche Suche nach einem zentrumsnahen Alternativstandort ausgesprochen. "Unsere Position ist ganz klar: Wir werden dafür kämpfen, dass eine alternative Lösung zentrumsnah realisiert wird. Nicht irgendwo in einem Gewerbegebiet, sondern in der Stadt", hatte Folke große Deters, SPD-Ratsherr und seinerzeit Landtagskandidat, erklärt, als er dem damaligen NRW-Arbeitsminister Rainer Schmeltzer das Sozialzentrum Keramikerstraße während eines Wahlkampftermins zeigte .

Hintergrund: Erst im Februar dieses Jahres hatte die alt eingesessene Keramikinstitution in der Glasstadt Insolvenz angemeldet. 25 fest angestellte Mitarbeiter und 15 Leiharbeiter verloren ihre Anstellung. Zur Erinnerung: Bereits 2012 hatte das 1921 gegründete Unternehmen Insolvenz angemeldet. Damals waren noch 56 Festangestellte in der Manufaktur damit beschäftigt, insbesondere Übertöpfe für Blumen herzustellen. Die Produktion ging aber auf einem Teil des 15 000 Quadratmeter großen Firmengelände weiter.

Der Name Majolika leitet sich von der altitalienischen Bezeichnung für Mallorca ab. Auf der Baleareninsel entstand zurzeit der Mauren die Kunstfertigkeit der farbig glasierten Tonware. Die Majolikafabrik gehörte über Jahrzehnte zu den weltweit wenigen verbliebenen Keramikherstellern, die ihre Produkte nicht lackieren, sondern glasieren, um Farbe haltbar aufzutragen.

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