Runder Geburtstag 60 Jahre KAB-Ring in Rheinbach

Rheinbach · Bewohner, Ehemalige und Gäste feiern den 60. Geburtstag der Siedlung, die einen eigenen „Bürgermeister“ hat. Die Siedlung wurde in den 1950er Jahren mit Unterstützung der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) errichtet.

 Beim feierlichen ersten Spatenstich zur Siedlung griff 1957 auch die Geistlichkeit handfest zu.

Beim feierlichen ersten Spatenstich zur Siedlung griff 1957 auch die Geistlichkeit handfest zu.

Foto: privat

Der KAB-Ring in Rheinbach: Seit 60 Jahren spielt die hufeisenförmig verlaufende Siedlung zwischen Stegerwaldweg und Kettelerstraße für Bewohner und auch für die Glasstadt eine besondere Rolle. Der runde Geburtstag bietet für die Menschen im KAB-Ring denn auch Grund genug, wieder einmal kräftig zu feiern. Die Party steigt am Samstag, 7. Juli, ab 15 Uhr mit jeder Menge Musik und viel Gelegenheit zum Plauschen.

Und Feste feiern, gehört für die Bewohner der Straße seit den Gründerjahren zum gemeinsamen Leben dazu. Das ist das Besondere: Nachbarschaft und Gemeinschaft wird – anders als in anonymen Wohnkomplexen – seit jeher gelebt. Dass das so bleibt, darauf achtet – als Besonderheit des Viertels – der zwar nicht gewählte, aber proklamierte Bürgermeister des Rings. Und „Bürgermeister“ Clemens Spittel hat denn auch gemeinsam mit einem Team die Organisation übernommen.

Der 83-jährige ist noch der einzige, der den ersten Spatenstich zur neuen Siedlung als junger Mann erlebt hat und noch immer am Ring lebt. Zu den Feierlichkeiten sind selbstverständlich auch frühere Bewohner sowie deren Kinder und Kindeskinder sowie Nachbarn und Freunde eingeladen, denn wer einmal dort gewohnt hat, ist und bleibt KABler.

Sturm beschädigte Dächer

Die Entstehung der Siedlung mit 19 Einfamilienhäusern und neun Mehrfamilienhäusern verlief nicht ohne Pannen. Die katholische Kirchengemeinde St. Martin hatte 1956 Erbbaugrundstücke zu einem günstigen Erbpachtzins zur Verfügung gestellt, die Baumaßnahme führte die gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft „Eigenheim Siegburg-Sieglar“durch. Das Projekt wurde von Anfang von der Katholische Arbeitnehmerbewegung (daher auch der Name KAB-Ring für die Siedlung) und die Kolpingfamilie unterstützt. Interessenten mussten sich bewerben – einige erhielten dann den Zuschlag.

Benno und Angela Spittel samt Kinder kamen zu ihrem Grundstück eher per Zufall – einem glücklichen, wie Sohn Clemens Spittel sich heute noch gerne erinnert. 1957 erfolgte der erste Spatenstich, trotz aller Warnungen vor schlechtem Untergrund. Und so verlief auch nicht alles glatt. Spittel denkt noch heute manchmal an zu tief ausgegrabene Baugruben, die später wieder mit Kies aufgefüllt wurden, oder falsche Einschalungen von Fundamenten, die umgebaut werden mussten. Und es gab keinen Strom auf den Baustellen, was die erforderlichen Eigenleistungen der künftigen Hausbesitzer, die Bestandteil des Vertrages waren, außerordentlich erschwerte.

„Beim Verlegen des Fußbodens habe ich zur Stromerzeugung das Motorrad laufen lassen“, lacht Spittel. Und dann kam noch ein heftiger Sturm dazu, der kurz vor der Fertigstellung die Dächer beschädigte. Allerdings hatten die Probleme während der Bauphase einen positiven Nebeneffekt: bei den regelmäßigen Besprechungen im Hotel Kaut kamen sich die künftigen Nachbarn näher. Eine eingeschworene Gemeinschaft entwickelte sich.

Regelmäßige Partys

Gemeinsam feiern gehörte ebenso dazu. Bei Ehejubiläen wurde das Haus des Jubelpaares geschmückt. Alle fünf Jahre, heute alle zehn Jahre, wurde am Ring eine Party organisiert. In manchem Haus wohnt heute schon die zweite oder auch, wie bei Spittels, die dritte Generation. Manche Familie hat allerdings nach Jahrzehnten, da die Kinder nicht einziehen konnten oder wollten, ihr Eigenheim auch verkauft. Und dennoch, auch heute noch wird gemeinsam im Carport der Familie Fischer im Frühjahr und im Herbst gegrillt.

Beim Angrillen vor drei Jahren haben die Nachbarn nach sechsjähriger Unterbrechung mit Clemens Spittel wieder einen „Bürgermeister“ ernannt. „Mit unserer Proklamation haben wir ihn wirklich überrascht“, schmunzelte Manfred Greuel, der seit 1994 im Ring wohnt und die herzliche Nachbarschaft genießt.

Zu den einstigen Nachbarn zählt BAP-Frontman Wolfgang Niedecken, der als Schüler des Vinzenz-Pallotti-Kollegs im Haus KAB-Ring 4 ein Zimmer hatte. Niedecken kommt zwar nicht zum Fest. Stattdessen werden Bernd und Arno Schumacher von der ehemaligen Rheinbacher Band Tiebreaker mit Günter und Uli Spittel (Sohn und Enkel des „Bürgermeisters“) den Gästen einheizen. Spittel trägt dann als Zeichen seiner Würde die Bürgermeisterkette, auf der mit Franz Schnitzler (1958 bis 1983), Anna Pieke (1983 bis 1985) und Meinrad Schumacher (1988 bis 2009) seine „Amtsvorgänger“ verewigt sind. Und er wird seinen „Kollegen“ Stefan Raetz auf „Augenhöhe“ begrüßen.

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