Liedermacher in Rheinbach „Zwischen Melancholie und Heiterkeit“

Rheinbach · Liedstrich heißt das Konzert, bei dem der Verein „Rheinbach liest“ am Samstag, 3. September, den Liedermachern Tilman Ringer, Tobias Rotsch alias „Wolfspelz“ und Nicole Piontek die Gelegenheit gibt, sich dem Publikum in der Aula des Sankt-Joseph-Gymnasiums zu präsentieren. Anke Fuchs moderiert das Konzert. Mit ihr sprach GA-Redakteur Hans-Peter Fuß.

 Anke Fuchs moderiert das Liedstrich-Konzert.

Anke Fuchs moderiert das Liedstrich-Konzert.

Foto: Nazan Arslan

Was mögen Sie an Liedermachern?

Anke Fuchs: Für unbekannte Musiker ist es sehr schwer, Bühnen zu finden. Offene Bühnen oder Song Slams sind eine Möglichkeit. Musiker mögen aber oft den Wettbewerbsgedanken noch weniger als Poetry Slammer, vernetzen sich aber gern, um sich gegenseitig zu unterstützen. Der Verein „Rheinbach liest“ wollte guten jungen Songwritern die Möglichkeit bieten, mehr als ein oder zwei Songs am Stück vor Publikum zu spielen, ohne eine Konzertlocation auftun und finanzieren zu müssen. Das fand ich natürlich toll.

Was erwartet die Zuschauer am Samstag?

Fuchs: Beim Liedstrich liegt der Schwerpunkt auf deutschsprachiger Musik. Tilman Ringer schreibt aber auch englische Songs. Poetisch sind alle, ob lustig oder nicht. Die drei Teilnehmer sind primär keine Spaßvögel, das heißt aber nicht, dass nicht auch etwas zum Schmunzeln dabei sein wird. Wir gehen davon aus, dass das Publikum kein Solokonzert eines der Auftretenden besuchen würde, weil sie noch nicht sehr bekannt sind, hoffen aber, dass die Mischung lockt: Es wird für jeden etwas dabei sein. Die Liedermacherszene in Deutschland und besonders im Rheinland ist bunt und aktiv. Sie muss zu den Leuten gebracht werden.

Wie charakterisieren Sie die drei Künstler?

Fuchs: Zwischen Profi und fast noch am Anfang. Zwischen Melancholie und Heiterkeit, symphonischer Ballade und Mitpfeif-Song. Am Samstag eint alle das Hauptinstrument: die Gitarre.

Was unterscheidet diese jungen Liedermacher von den Altstars der Szene wie Reinhard Mey, Hannes Wader oder Ludwig Hirsch und anderen?

Fuchs: Sie haben zum Teil Pop-Potenzial, arbeiten im Studio und auch live mit Effekten wie einer Loop-Station, beherrschen mehr Instrumente als die Gitarre, und sie spielen (derzeit) vor 20 bis 100 Leuten statt vor 2000. Man kann vielleicht den Reinhard Mey der 2020er live in Rheinbach erleben, für kleines Geld, wer weiß?

Die Liedermacher-Szene der 60er und 70er Jahre war in Deutschland sehr politisch. Widmet sich die heutige Generation auch aktuellen politischen Themen?

Fuchs: Durchaus. Aber sie tun es nicht ausschließlich. Außerdem treffe ich oft sehr junge Liedermacher, die häufiger noch andere Themen besingen, weil man sich mit 20 künstlerisch vielleicht mehr mit der Liebe beschäftigt als mit 50. Und wenn sie politisch werden, tun sie es augenzwinkernder als damals. Die Bandbreite ist aber auch größer. Es gibt heutzutage Lieder über Handys, über Brot, über Facebook. Und die machen sehr viel Spaß und sind manchmal am Rande politisch.

In den vergangenen Jahren sind poetische, sentimentale Songtexte wieder in den Vordergrund gerückt. Bestätigen Sie diesen Eindruck?

Fuchs: Die deutschsprachigen Bands und Künstler auf GHVC oder tapete Records bestätigen das ganz gut. Wobei ich poetisch nicht mit sentimental gleichsetzen möchte.

Der Verein kündigt wieder eine „Krötenwanderung“ an. Was ist das?

Fuchs: Das Publikum bekommt einen Teil des Eintrittsgelds als „Krötentaler“ wieder zurück. Diese sollen in Sparschweine in Krötenform, die den Künstlern zugewiesen sind, geworfen werden. So ermitteln wir, wer die Zugabe geben darf (der/die mit den meisten „Kröten“). Das Geld behalten natürlich die Auftretenden.

Außer den Interpreten vom Samstag, welche LiedermacherInnen hören/sehen Sie gerne?

Fuchs: Bernd Begemann, Dagmar Schönleber, Moritz Krämer, Anika Auweiler, Gisbert zu Knyphausen, Niels Frevert, Jens Friebe, Nils Koppruch, Spacemann Spiff, Ove, Sufjan Stevens, Das Lumpenpack und viele andere.

Liedstrich, Samstag, 3. September, 19.30 Uhr, Sankt-Joseph-Gymnasium Rheinbach. Karten für zehn Euro gibt es in der Buchhandlung Kayser, Schüler und Studenten fünf Euro, Abendkassenzuschlag zwei Euro.

Der GA verlost 3 mal 2 Eintrittskarten. Rufen Sie uns an: 01379/886812* oder senden Sie eine SMS mit dem Kennwort GAB4 an die Kurzwahl 1111*. Bitte geben Sie Ihren Namen und Ihre Adresse an. Teilnahmeschluss ist heute, 31. August, 24 Uhr. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt. *0,50€/Anruf aus dem dt. Festnetz; Mobilfunk abweichend.

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