Gespräch am Wochenende: Claus Kratzenberg „Für mich war das ein ganz besonderer Besuch“

Rheinbach · Zur ostflämischen Stadt Deinze pflegen die Menschen in Rheinbach seit 1981 eine intensive Freundschaft. Verbindendes Element ist nicht selten die Sprache der Musik. Claus Kratzenberg ist Leiter der Musikschule Voreifel und spricht über das Konzert mit Musikern aus der belgischen Partnerstadt.

 Claus Kratzenberg. FOTO: MARIO QUADT

Claus Kratzenberg. FOTO: MARIO QUADT

Foto: Mario Quadt

Was dürfen die Zuschauer von diesem besonderen musikalischen Zusammentreffen erwarten?

Claus Kratzenberg: Das Reizvolle ist die Mischung aus klassischen und eher weniger bekannten Stücken sowie Filmmusik. Das Sinfonieorchester aus Deinze spielt etwa „Ein Tanz von Rüpeln“ von Felix Mendelssohn Bartholdy, was gewiss nicht so bekannt ist wie etwa das Indiana-Jones-Thema des US-Komponisten John Williams oder das Medley aus „Fluch der Karibik“. Die Sinfonietta haben ein rein klassisches Programm – mit Antonio Vivaldi, Max Reger und Astor Piazzolla. Den Anfang macht Solist Janik Nagel auf der Blockflöte mit dem sehr schönen, barocken Concerto C-Dur von Vivaldi – das ist ein sehr virtuoser Anfang.

Beim Konzert bestreiten beide Orchester einen fulminanten Abschluss: Sie spielen gemeinsam das Largo aus der Symphonie Nr. 9 von Dvorák und einen Satz aus der Sinfonia No. 44 von Haydn. Wie üben die Musiker so etwas vorher?

Kratzenberg: Das haben wir in der Form noch nicht gemacht. Der Satz von Haydn ist einer, den man zusammen üben muss: Das werden wir am Samstag tun. Nach der Ankunft und einem kurzen Imbiss geht es gleich zur Probe. Vorausgegangen ist natürlich ein intensiver Austausch der beiden Orchesterleiter – der Noten und der Bogenstriche für die Streicher. Die haben es in Belgien geübt, wir haben es hier geübt und am Samstag folgt die einzige Probe – das wird natürlich spannend.

Sie waren selbst beim Besuch der Musikschuldozenten in Deinze zu Gast. Wie waren Ihre Eindrücke?

Kratzenberg: Ich war zweimal in Deinze. Für mich war das ein ganz besonderer Besuch, weil die Chemie direkt gestimmt hat. Die haben uns den roten Teppich ausgerollt. Es war eine sehr herzliche Begegnung. Die Musikschule dort ist sehr etabliert und vereint Musik, Tanz und Theater – eine unheimlich große Symbiose der Künste.

Deinze ist im flämischen Teil Belgiens zu finden. Wie gelingt die Verständigung – auf Flämisch, Französisch, Englisch oder Deutsch?

Kratzenberg: Englisch ist zwischen uns die flüssige Sprache. Viele sprechen fließend Deutsch. Ich würde aber niemals nach Belgien fahren und auf Deutsch Fragen stellen – aus Respekt schon nicht. Ich krame meine paar Brocken Flämisch oder Niederländisch zusammen, aber ich würde nicht automatisch mit Deutsch anfangen.

Einen Besuch hiesiger Musikschuldozenten samt Konzertprogramm gab es bereits. Ist nach dem Auftritt des Deinzer Sinfonieorchesters auch ein Gegenbesuch etwa mit den Tomburg Winds geplant?

Kratzenberg: Bis jetzt noch nicht. Wir werden auf jeden Fall den persönlichen Kontakt halten und wieder hinfahren.

Was zeichnet die Partnerschaft zwischen Rheinbach und Deinze nach Ihrem Erleben aus?

Kratzenberg: Zuerst ist es das rein Menschliche – nicht die Nationalität selbst. Ich bin persönlich unheimlich froh, dass ich jetzt auch mal Belgien kennenlerne. Für mich war es leider bisher immer ein Durchgangsreiseland. Es ist ein wichtiges europäisches Land und Nachbarland, das man kennen sollte als Deutscher. Neben dem menschlichen Austausch kam dann der musikalische hinzu, wo wir viel von lernen können.

Wer in ein fremdes Land reist, kostet gerne die dortigen kulinarischen Gepflogenheiten. Gibt es eine lukullische Spezialität, die sie mit Deinze verbinden?

Kratzenberg: Das Essen ist wunderbar. Und ich wollte ein, zwei der speziellen belgischen Biere probieren. Jetzt schaue ich auch in Deutschland nach ein paar besonderen Sorten. Ein spezielles belgisches Gericht ist mir aber nicht gegenwärtig.

Im Jahr 1997 gründete sich die erste Bläserformation der Musikschule, die als Vorgängerensemble der Tomburg Winds, dem Flaggschiff der Musikschule, gilt. Ist zum 20-jährigen Bestehen bereits etwas geplant?

Kratzenberg: Das war der Anfang und die Wiege der Tomburg Winds – in enger Zusammenarbeit mit Fidelia Wormersdorf. Wir als Musikschule und Fidelia hatten damals ein gemeinsames Jugendorchester. Wir haben aber 2015 erst den 15. Geburtstag der Tomburg Winds gefeiert – insofern haben wir zu dem Ereignis noch nichts geplant.

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