Interview mit Klaus-Frank Simon Wieso der Geologe an jeder Ecke Spuren der Vergangenheit entdeckt

MECKENHEIM · Wenn Klaus-Frank Simon an den Meckenheimer Feldern entlang spaziert, richtet sich sein Blick immer wieder gen Boden. Der Geologe entdeckt an jeder Ecke Spuren der Vergangenheit, jeder Stein erzählt seine eigene Geschichte. Am kommenden Samstag, 15. März, bietet Simon eine geologische Wanderung durch Meckenheim an, um diese Geschichten zu teilen.

 Handarbeit: Der Geologe Klaus-Frank Simon analysiert den Boden.

Handarbeit: Der Geologe Klaus-Frank Simon analysiert den Boden.

Foto: Wolfgang Henry

Über die Tour durch Meckenheim, die Spuren der Eiszeit und die Frage, warum hier die schönsten Rosen und schmackhaftesten Äpfel wachsen, sprach Simon mit Sebastian Fink.

Was erwartet die Teilnehmer bei der geologischen Wanderung mit Ihnen?
Klaus-Frank Simon: Es geht darum, bei der Wanderung immer wieder Stopps einzulegen, um vor Ort auf geologische Besonderheiten aufmerksam zu machen. Ich möchte möglichst viele Aspekte der Meckenheimer Geologie darlegen. Dafür muss man nicht immer in einen Steinbruch gehen.

Sondern?
Simon: Die besondere Herausforderung liegt darin, die Geologie in der Alltäglichkeit zu beschreiben. Jeder Kieselstein am Wegesrand hat seine ganz eigene Geschichte. Wir werden uns in längst vergessene Zeiten zurückversetzen. Wenn ein Quarzkiesel erzählen könnte, würden ganze Bücher entstehen.

Deshalb dauert die Wanderung am 15. März auch insgesamt vier Stunden?
Simon: Es wird hoffentlich sehr viel erzählt und rege diskutiert. Auch das Klima wird immer wieder Thema sein.

Apropos Klima: Sind Sie als Geologe beunruhigt über den milden Winter?
Simon: Überhaupt nicht. Man muss diese Entwicklungen immer langfristig betrachten. Die letzten beiden Winter waren sehr hart. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, gleiches gilt für das Klima. Ein warmer Winter macht noch keinen Klimawandel.

Warum ist Meckenheim für eine solche geologische Wanderung interessant?
Simon: Der Reiz ist, die kleinen Besonderheiten zu entdecken und ein geologisches Kopfkino zu entfachen. In Meckenheim ist vor allem die Bodenentwicklung interessant. Hier gibt es sehr ertragreiche Böden, die zum einen auf das Klima zurückzuführen sind, zum anderen aber auch auf geologische Entwicklungen.

Deshalb wachsen nach Ihrer Aussage hier auch die schönsten Rosen und die leckersten Äpfel?
Simon: Auch das ist hier, wie in vielen anderen Orten in Deutschland, auf den Boden zurückzuführen und geht auf geologisch-klimatische Ereignisse zurück. Wir leben immer noch innerhalb eines Eiszeitalters, befinden uns darin aber gerade in einer Warmzeit. In der davor liegenden Kaltzeit vor 11 700 Jahren konnten Gletscher vom Rheinland aus schon in der Ferne gesehen werden. Als sie zurückgingen, entstand in Meckenheim ein besonders fruchtbarer Boden. Wie genau, verrate ich auf der Wanderung.

Auf dieser sind auch Smartphones gerne gesehen. Wieso sind diese für Geologen so hilfreich?
Simon: Wir haben heute hervorragende technische Möglichkeiten. Wir können das Smartphone zur Navigation im Gelände nutzen, aber auch das Erdmagnetfeld oder die Hintergrundstrahlung messen. Auf der Wanderung gebe ich immer auch Tipps zur Verwendung des Smartphones im Gelände.

Sie haben von 2003 bis 2008 die Georallye des heutigen Steinmann-Instituts der Universität Bonn mitorganisiert. Was unterscheidet Ihre Touren davon?
Simon: Der Grundgedanke der Georallye ist, den Menschen vor Ort die Aspekte der regionalen Geologie näherzubringen. Immer wieder kamen Fragen auf, ob es da nicht noch mehr Themen gibt. Die gibt es und ein paar werde ich mit einzelnen geologischen Veranstaltungen erläutern. Diese werden losgelöst von der Georallye jetzt von mir privat angeboten.

Haben Sie auch langfristige Pläne in Meckenheim?
Simon: Meine Vision wäre ein Geologiebodenlehrpfad um Meckenheim herum mit 20 bis 30 Standorten, an denen auf besondere geologische Strukturen hingewiesen werden soll. Geologische Pfade gibt es in Deutschland zwar schon mehrere, aber noch keinen komplett barrierefreien. Es wäre toll, wenn sich hier ein solcher verwirklichen ließe.

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