Voreifelbahn Verspätungen, keine Informationen und Sicherheitsrisiken

Es sind unmissverständliche Worte, die Patrick Floß für die Zustände auf der S 23 findet: "Es ist täglich ein absolutes Chaos", sagt der 25-jährige Telekom-Angestellte. Seit 2009 pendelt er zwischen Mechernich, Euskirchen und Bonn.

"Zunächst war auch noch alles gut", sagt er. Mittlerweile könne davon keine Rede mehr sein. Seit die neuen Züge vom Typ Coradia Lint auf der Voreifelbahn führen, verpasse er regelmäßig seinen Anschluss am Bonner Hauptbahnhof. "Die Kollegen lächeln schon immer, wenn ich später komme", sagt er. Zwar habe er Gleitzeit, aber die Verspätungen gingen klar auf Kosten der Freizeit.

Das sieht auch Dirk Decker (53) so. Seit 15 Jahren pendelt er zwischen Bonn und Euskirchen. "Ich habe Arbeitsgleitzeit, aber keine Lebensgleitzeit", sagt der Mitarbeiter bei der Stadt Bonn. "Die meisten Ausfälle gibt es in der Hauptverkehrszeit", führt er aus. Und wenn ein Zug nicht komme, sei der nächste dann völlig überfüllt: "Das ist wie ein Viehtransport." Morgens sei es nicht das beste Gefühl, wenn man nicht wisse, ob man 30 Minuten in der Kälte stehen müsse, wenn ein Zug ausfalle, führt Decker weiter aus. Abends seien in überfüllten Zügen dann 300 bis 400 Menschen genervt und gereizt, berichtet er weiter. "Und was passiert, wenn in einem überfüllten Zug mal etwas passiert?

Wer schätzt das Risiko ab?", fragt er. Zwar wolle sie sich nicht übermäßig echauffieren, aber manchmal sei es schon eine Zumutung, sagt Deborah Rupprecht (45). Seit gut 14 Jahren fährt sie mit dem Zug von Rheinbach zu ihrer Arbeitsstätte an der Bonner Universität. An den neuen Zügen kritisiert sie den zu viel engen Eingangsbereich. Auch seien die Durchsagen der Bahn bei Verspätungen und Ausfällen nicht selten mangelhaft. Da könne man sich schon eher auf die Facebook-Gruppe "Eifelpendler" (siehe Kasten) verlassen. "Aber das sollte eigentlich die Aufgabe der Bahn sein", so Rupprecht.

Nico Schmitz (19) findet, dass die Menschen, die Züge planen, sich vorher die Strecken anschauen sollten, um deren Gegebenheiten zu kennen. "Die Lints sind nicht für den S-Bahn-Betrieb geeignet", sagt Schmitz, der von Mechernich über Euskirchen zum Bundeswirtschaftsministerium in Bonn pendelt. Seit dem Fahrplanwechsel im Dezember und mit den neuen Zügen gehe es auf der Strecke "den Bach runter". Er habe schon öfter unter Verspätungen, Ausfällen und mangelnder Information seitens der Bahn gelitten, so Schmitz weiter.

"Es ist mir unerklärlich, wie die neuen Züge durch eine Sicherheitskontrolle kommen konnten", sagt Miriam Lukoschek. Die 25-Jährige arbeitet als Rechtsanwaltsfachangestellte in Bonn und kommt jeden Morgen aus Kuchenheim. "Diese engen Gänge sind wirklich grausam, ein massives Sicherheitsrisiko im Ernstfall", sagt sie. Sollte es brennen oder jemand im überfüllten Zug umkippen, würde es endlos lange dauern, bis man zum Ausgang komme.

Zudem fänden die Menschen, die stehen müssten, nicht immer Halt. Auch seien die seitlich montierten Sitze viel zu eng. "Grundsätzlich ist zu sagen, dass die Züge für und eventuell von Menschen gebaut wurden, die einfach nur auf Menge aus sind, aber dabei das Wohlbefinden und die Sicherheit in Gefahrensituationen nicht bedacht haben", so Lukoschek.

Facebook-Gruppe

In der Facebook-Gruppe "Eifelpendler" organisiert sich der Protest gegen die Zustände auf den Strecken im Bereich Euskirchen, darunter die S 23. Auch hatten die Mitglieder um Pendlerin Gaby Cremer mit dem Fahrgastverband Pro Bahn im Januar ein Treffen in Euskirchen organisiert, bei dem sich ein Bahn-Verantwortlicher der Kritik gestellt hatte.

Zudem dokumentiert die Gruppe Verspätungen und Ausfälle auf den Strecken. Laut Cremer wurden seit Mitte Dezember mehr als 8000 Minuten Verspätung , rund 100 Komplett- und 40 Teilausfälle registriert.

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