Gesprächsabend zum Lutherjahr Veranstaltung zur Reformation in Swisttal: Eine Spaltung wollte Luther nicht

Swisttal-Heimerzheim · Bei einem Gesprächsabend erläutert Abtprimas Notker Wolf (OSB) in der Heimerzheimer Pfarrkirche Sankt Kunibert seine Gedanken zur Reformation und deren Folgen.

 In ökumenischer Verbundenheit zeigen sich (v. l.) Pater Stanislaus Friede, Abtprimas Notker Wolf (OSB), Pfarrerin Claudia Müller-Bück und Pfarrer Michael Eschweiler.

In ökumenischer Verbundenheit zeigen sich (v. l.) Pater Stanislaus Friede, Abtprimas Notker Wolf (OSB), Pfarrerin Claudia Müller-Bück und Pfarrer Michael Eschweiler.

Foto: Hendrikje Krancke

Im Rahmen des Reformationsjahres finden in verschiedenen evangelischen und katholischen Gemeinden Gesprächsabende statt. Unter dem Leitsatz „Reformationsjahr 2017 in Swisttal in ökumenischer Verbundenheit“ sprach Abtprimas Notker Wolf, OSB, in der Heimerzheimer Pfarrkirche Sankt Kunibert zum Thema „Welche Bedeutung hat für mich die Reformation in Geschichte und Gegenwart?“. Nach einer eindrucksvollen Schilderung moderierte Robert Boecker, Chefredakteur der Kirchenzeitung im Erzbistum Köln, die Fragen der großen Zuhörerschaft.

Die Kühle, die dem Besucher beim Betreten des Gotteshauses bei den vorherrschend hochsommerlichen Temperaturen entgegenschlug, war eine rein physische Wahrnehmung. Die Worte, die Abtprimas Wolf in seinen Gedanken über die Reformation und die Ökumene wählte, waren warmherzig und vereinend. Pfarrer Michael Eschweiler charakterisierte Wolf als menschennahen Seelsorger, der für eine Offenheit von Konfession und Religion steht.

Spaltung sei nicht gewollt gewesen

Diese Beschreibung spiegelte sich in allen Ausführungen des Benediktiners wieder. Er sei davon überzeugt, dass die Reformation im Sinne einer Spaltung so von Martin Luther nie gewollt worden ist. Die tiefe Sehnsucht nach gemeinsamen christlichen Anliegen sei das Hauptanliegen Luthers gewesen. So wie in heutiger Zeit in alltäglichen Diskussionen und Situationen habe sich der Streit auch schon damals vor 500 Jahren tragisch hochgeschaukelt und sei dann eskaliert.

Die Zusammengehörigkeit zu betonen, sei ihm aber wichtig, so Wolf. Es gehe in der Ökumene auch heute bedauerlicherweise vorrangig um Macht und Rechthaberei. Dabei würde schnell der christliche Grundgedanke von Nächstenliebe und Einheit vergessen und hinter der bürokratischen Ökumene in den Hintergrund geraten. Trotz aller Gemeinsamkeiten verleugnete Wolf nicht grundlegende Differenzen wie die Gnaden- und Sakramentenlehre sowie das Amtsverständnis. Er resümierte, dass die konfessionellen Unterschiede ernst genommen, aber in beiderseitigen Respekt akzeptiert werden sollten.

Diskussionsbedarf über das Thema der Reformation

Die Frage aus der Zuhörerschaft nach einer klaren Prägung der Kirche durch Luther beantwortete Wolf damit, dass er nur einen damaligen Anstoß für Streitgespräche und Diskussionen sehe. Aus diesen hätten sich die konfessionellen Veränderungen entwickelt. Dieser These widersprach die Pfarrerin der evangelischen Gemeinde, Claudia Müller-Bück.

Sie machte deutlich, dass Luther ihrer Auffassung nach sehr wohl einen klaren theologischen Ansatz vertreten habe, indem er die Kreuzigung Jesu als zentrales Thema sah und dies klar der Theologie der Herrlichkeit gegenüberstellte. Am Ende der Veranstaltung musste der Abtprimas, der sich als aktiver Fan zur Rockmusik bekennt, einen Zuhörer enttäuschen, als dieser um einen Auftritt mit der Querflöte bat: Wer ihn mit Querflöte oder E-Gitarre sehen wolle, konterte der 76-Jährige trocken, könne dies auf You-Tube tun.

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