Interview mit Bettina Hihn Nachwuchs für die Vorstandsarbeit

Meckenheim · Bettina Hihn ist Demografiebeauftragte in Meckenheim und hat das Modellprojekt "Engagement braucht Leadership" mit betreut. Im Gespräch hält sie einen Rückblick darauf und erklärt, warum es eine Fortsetzung des Programms geben wird.

 Bettina Hihn.

Bettina Hihn.

Foto: Roland Kohls.

Bettina Hihn: Bereits im Januar 2015 haben sich das Forum Senioren Meckenheim, das Rheinbacher Seniorenforum und der Swisttaler Seniorenbeauftragte zum Linksrheinischen Seniorennetzwerk „LinSe“ zusammengeschlossen, weil viele ihrer Aufgaben nicht an den Stadt- und Gemeindegrenzen enden. Zum Beispiel wenn es um öffentliche Wohnraumförderung für barrierefreie, seniorengerechte und bezahlbare Wohnungen geht. Gemeinsam haben sich die drei Organisationen dann auch für das von der Robert Bosch Stiftung ausgeschriebene Projekt „Engagement braucht Leadership“ beworben. Der Antrag wurde bewilligt. Meckenheim, Rheinbach und Swisttal wurden einer von acht Standorten in NRW und wir konnten im Februar 2015 mit der Arbeit loslegen.

Was war die Grundidee dieses Projekts?

Hihn: Mit dem Programm „Engagement braucht Leadership“ will und wollte die Robert Bosch Stiftung ehrenamtlich getragenen Vereinen bei der Gewinnung, Qualifizierung und Nachbesetzung neuer Vorstände helfen. Hintergrund ist, dass es vielen ehrenamtlich getragenen Vereinen zunehmend schwerfällt, für die Vorstandsposten Nachfolger zu finden, die bereit sind, Verantwortung zu übernehmen. Mit dem Modellprogramm „Engagement braucht Leadership“ hat die Stiftung bereits seit 2011 diese Herausforderung bundesweit in Angriff genommen.

Wieso haben sich vor Ort die Seniorenforen und Sie als Demografiebeauftragte mit dem Problem beschäftigt – ist es ein demografisches Phänomen?

Hihn: Natürlich spiegelt sich die Altersstruktur der Gesellschaft auch in den Vereinen wider. Hinzu kommt, dass sich viele Senioren von heute erfreulicherweise oft bis ins hohe Alter fit fühlen und darüber vergessen, sich um eine Nachfolgeregelung zu bemühen und jüngere Vereinsmitglieder auf Vorstandsaufgaben vorzubereiten.

Welche Vereine haben sich am Projekt vor Ort beteiligt? Wie viele Teilnehmer gab es?

Hihn: Wir konnten 207 Mitwirkende aus insgesamt 54 Vereinen aller drei Kommunen zählen. Allein aus Meckenheim haben 74 Vertreter aus 19 Vereinen mitgemacht. Vertreten war eine bunte Mischung. Brauchtumsvereine wie örtliche Karnevalsclubs und der Heimatverein haben sich ebenso beteiligt wie Sportvereine oder auch zum Beispiel der Kinderförderverein „Meckikids“. Während der gesamten Laufzeit des Projekts wurden wir vom Freiwilligenzentrum Oase, insbesondere durch Annegret Kastorp und Henning Brümmer begleitet.

Wie war der Ablauf des Projekts?

Hihn: Zunächst haben wir Kontakt zu Vereinen aufgenommen, um Interesse zu wecken. Aus der Auftaktveranstaltung haben wir die Wünsche für die Workshop-Themen mitgenommen. Insgesamt sechs Workshops, jeweils zwei in den Kommunen, wurden durchgeführt. Unterstützt wurden wir hierbei auch vom Katholischen Familienbildungswerk und seiner Leiterin, Anne Schmidt-Keusgen, zum Beispiel bei der Referentensuche. Die einzelnen Themen waren Führung, Kommunikation, Finanzierung, Vereinsrecht, Kooperation und Öffentlichkeitsarbeit. Die jeweiligen Workshop-Teilnehmer sollen die gewonnenen Erkenntnisse in den eigenen Verein weitertragen.

Anfang September hat die Abschlussveranstaltung unter dem Motto „Bis hierher – und wie weiter?“ stattgefunden. Welche Bilanz haben die Projektteilnehmer gezogen, welche Erkenntnisse gewonnen?

Hihn: Das Feedback bei der Abschlussveranstaltung, bei der auch Bürgermeister Bert Spilles und der Sozialdezernent des Kreises, Hermann Allroggen, dabei waren, war positiv. Gelobt wurde insbesondere die durch das Projekt entstandene Vernetzung. Als wertvoll eingestuft wurden auch die „Pausengespräche“ fernab der Tagesordnung. Wir haben festgestellt, dass alle Vereine vor den gleichen Herausforderungen stehen. Wir wollen zukünftig Synergien erkennen und nutzen und verstärkt zusammenarbeiten. Auf die Fahne geschrieben haben wir uns auch, offen für Neues zu sein, Kommunikation nach innen und außen zu pflegen und innerhalb der Vereine Verantwortung zu delegieren.

Wie soll es jetzt weitergehen? Wird es eine Fortsetzung geben?

Hihn: Ja, es war der Wunsch der Beteiligten, den Austausch untereinander und das entstandene Netzwerk auch nach dem offiziellen Ende des Programms weiter zu pflegen. Im Frühjahr 2017 wollen wir erneut die Vereinsvorstände der Region zu einem Austauschforum einladen. Während des Projekts hat sich zudem schon eine konkrete Zusammenarbeit zwischen dem Forum Senioren Meckenheim und den Meckikids ergeben, die gemeinsam am 30. Oktober einen Familientag am neuen „Meck Fit Treff“ durchführen wollen. In jedem Fall wollen wir am Ball bleiben, auch nachfragen, warum einige Vereine sich bislang nicht beteiligt haben, und gemeinsam Werbung für das Ehrenamt machen. Durch das Projekt „Engagement braucht Leadership“ ist ein Prozess angestoßen worden, der sich hoffentlich innerhalb der Vereine fortsetzen wird – was sich daraus entwickelt, muss man abwarten.

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