GA-Klimazeitung Nachfrage an klimastressresistenten Bäumen steigt

Meckenheim · In der Meckenheimer Baumschule Ley gedeihen die Gewächse, die Hitzesommern trotzen. Mehr als 75 Prozent der Kommunen, die sich bei Ley melden, wollen klimastressresistente Bäume beziehen und die anderen 25 Prozent stehen schon in den Startlöchern.

Wenn bei Christoph Dirksen das Telefon klingelt, weiß er zumeist schon sehr genau, was des Anrufers Begehr ist – ohne auf die angezeigte Nummer zu schauen und ohne ahnen zu können, wer am anderen Ende der Leitung ist. Seit dem Hitzesommer 2018 bekommt der Geschäftsführer der Baumschule Wilhelm Ley aus Meckenheim viele Anrufe, in dessen Verlauf ein ganz gewisses Wort fällt: Klimastressresistenz. Die Gewächse, die extremen Wetterlagen trotzen, gedeihen am Meckenheimer Baumschulenweg und den angrenzenden Plantagen prächtig und sind gefragt – insbesondere bei Städten und Gemeinden. „Mehr als 75 Prozent der Kommunen, die sich bei uns melden, wollen klimastressresistente Bäume beziehen und die anderen 25 Prozent stehen schon in den Startlöchern, berichtet Dirksen.

Dass der Klimawandel längst über den Status der lange belächelten, wenn nicht angezweifelten, grauen Theorie hinaus ist, steht für Dirksen und sein Team nicht erst seit dem vergangenen Sommer fest. Die ersten Bäume, die jetzt derart gefragt sind, haben die Meckenheimer bereits vor zwölf Jahren in die Erde gelassen und kultiviert. Die Zerreiche, die Ungarische Eiche, die Europäische Hopfenbuche, der Schnurbaum oder die Traubenkirsche gehören etwa zu den Gewächsen aus dem Ley-Sortiment, die extremen Wetterbedingungen besonders gewachsen sind. „Die Bäume haben sich in jahrelanger Praxis und unter genauer Beobachtung gut bewährt“, so Dirksen.

Der Klimastress, dem die Bäume ausgesetzt sind, ist übrigens nicht nur auf ausgedehnte Trockenheit und extreme Hitze beschränkt. „Die Schwierigkeit liegt darin, dass sie im Winter auch bis zu minus 18 Grad Celsius aushalten müssen“, sagt der Geschäftsführer. So liefert das 1891 gegründete Unternehmen in diesen Tagen etwa 100 Purpurerlen (lateinisch Alnus spaethii) nach Luxemburg. Sie dienen der Verschattung einer neuen Straßenbahnroute im Großherzogtum.

Schattenspender filtert auch massig Feinstaub

Dass Bäume auch als Schattenspender in den überhitzten Städte gute Dienste tun, ist auch eine Erkenntnis der Kunden, die der Hitzesommer 2018 begünstigt hat. „Unter einem Baum ist bis zu zehn Grad kühler als oberhalb des Baumes“, so Dirksen. Ein Stadtbaum verbessere somit das Mikroklima seiner Umgebung signifikant. Außerdem bindet er noch große Mengen von Feinstaub aus der Luft. „Ein Baum filtert die Luft“, weiß er.

Um die Bäume der Zukunft schon heute im Sortiment zu haben, bei den Leys sind es 1,5 Millionen Bäume, sind Dirksen und sein Team viel unterwegs, um zu prüfen, ob Gewächse aus den Spanien, Griechenland oder den Vereinigten Staaten auch den extremen Spagat von Hitzesommer und Bibberwinter schaffen. „Solche Bäume fallen nicht vom Himmel“, weiß der Ley-Geschäftsführer. Gewächse wie Kastanien oder Eschen geraten wegen ihrer zunehmenden Anfälligkeiten für Krankheiten gegenüber ihren klimastressresistenten Gewächsen gehörig ins Hintertreffen. „Die Städte haben alle Angst, jetzt etwas Falsches zu pflanzen.“

Kommunen wie Wuppertal belassen es übrigens nicht bei bloßen Lippenbekenntnissen für mehr Grün. Die Stadt an der Wupper ist schon einen Schritt weiter und verlangt, dass in künftigen Bauanträgen immer eine Fläche dem Grün vorbehalten sein muss. „Bei öffentlichen Gebäuden muss ab einer gewissen Größe auch immer ein gewisser Teil der Bausumme für Kunst vorgehalten werden. Warum nicht auch beim Grün?“, fragt der Baumschul-Geschäftsführer.

Der Bund deutscher Baumschulen wolle sich dafür einsetzen, dass künftig mindestens fünf Prozent der Summe eines Bauprojekts für eine Art von Grün vorgehalten werden soll – beim öffentlichen Bauen und idealerweise auch bei privaten Bauvorhaben. Die extremen Wetterphänome der vergangenen Jahre hätten etwas in Gang gesetzt. „Da passiert momentan eine Menge in den Köpfen der Menschen“, meint der Meckenheimer.

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