Op Hemezeme Platt Mundart-Abend in Heimerzheim

SWISTTAL-HEIMERZHEIM · Was so alles vor 70 oder 80 Jahren „em Dörp“ passiert ist oder passiert hätte sein können, erfuhren die Zuhörer des Mundart-Abend mit Anekdoten „op Hemezeme Platt“. Und dabei hatten sie reichlich Spaß.

 In der Heimerzheimer Scheune lesen Marlene Bauer (v. l.), Käthe Schmitz, Karl Wirtz und Doris Krämer im Rahmen der Swisttaler Lesetage Geschichten und Anekdoten „op Hemezeme Platt“ vor. FOTO: AXEL VOGEL

In der Heimerzheimer Scheune lesen Marlene Bauer (v. l.), Käthe Schmitz, Karl Wirtz und Doris Krämer im Rahmen der Swisttaler Lesetage Geschichten und Anekdoten „op Hemezeme Platt“ vor. FOTO: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Ob Sternsinger, Kriegsgräberfürsorge, Martinswecken, „Schützen-Lose“ oder Caritas – wer für einen guten Zweck an den Haustüren um Spenden bittet, lernt den wahren Charakter seiner Mitmenschen kennen. Denn nicht in jedem Haus öffnen sich Türen und Portemonnaies. Was die Sammler vor einige Herausforderungen stellt. Und das in jedem Jahr aufs Neue. „Et Hätz fängk aan ze bammele, mie mösse wedde füe de Caritas sammele“, schildern Marlene Bauer und Käthe Schmitz. Und rücken die Herausforderungen gleich ins rechte Licht, denn: „Sammele füe de Caritas öss et dollste Abenteue watt en kfd-Helferin kennt.“

Da wendet man als Sammlerin schon mal einen Trick an: zuerst zu einem Haus gehen, von dessen Einwohnern man weiß, dass sie viel geben, denn die nächsten richten sich danach. „Dat öss raffiniet, ävve nix ze bieschte“, ist für Marlene Bauer klar. Als Kniesböggel entlarvt sich der vornehme Herr in der Villa, der laut mit seiner Gattin überlegt, ob sie „50 Pfennige oder ne Mark“ geben sollen. „Am Engk hätt er sich von eene Mark jetrennt“, erinnerte sich Käthe Schmitz. Beim gut besuchten Mundart-Abend des Arbeitskreises Heimat in der Scheune von Angela Garus trugen Marlene Bauer, Käthe Schmitz, Karl Wirtz und Doris Krämer im Rahmen der Swisttaler Lesetage Geschichten und Anekdoten „op Hemezeme Platt“ vor.

Die Anekdoten und Geschichten aus eigenen Veröffentlichungen und neue Geschichten, die vor 70 oder 80 Jahren „em Dörp“ so passiert sind oder passiert sein könnten, sorgten für so manch herrliches Kopfkino bei den Besuchern. Wie etwa die Anekdote von Wirtz, „Zwei Spuren im Schnee“, aus der Nachkriegszeit im kalten Winter 1947. Damals waren Lebensmittel Mangelware, und wer ein Schwein im Stall hatte, geriet ins Visier umtriebiger Nachbarn. So schlichen sich auch Hein un Pitter nächtens in den Saustall des Nachbarn, um die Sau zu stehlen. Was auch ihnen auch gelang. Nur hatte es die ganze Nacht geschneit. Und anderntags führten „Fooß- un Blootspuere em Pitte singe Jaade“ und letztlich beide Schweinediebe vor Gericht.

Auch die Zuhörer wurden von Moderator Hermann Schlagheck einbezogen und konnten ihre eigenen Erlebnisse „em Dörp“ beitragen. Zum Beispiel wenn es darum ging, die Einwohner mit vielfach gleichen Nachnamen wie Schmitz, Müller, Schneider durch prägnante Spitznamen kurz und bündig voneinander zu unterscheiden. Da gab es etwa den Schmitze Schäl, die fiese Schmitz, de jriese Schmitz, de Möhne Schmitz, de Promme Schmitz, sie alle trugen ihre „Zunamen“ mit Humor. Alle bis auf einen: „de Nossbohm Schmitz“ (Nussbaum-Schmitz), so benannt wegen des weit und breit prächtigsten Nussbaums vor seinem Haus. Ihm passte sein Spitzname überhaupt nicht, sodass er eines Tages seinen Knecht anwies, selbigen Nussbaum zu fällen, was dieser auch machte. „Un wie heesch dä Schmitz jetz? – Dä Affjehauene-Nossbohm-Schmitz.“

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