Vortrag in Meckenheim Mit dem Rucksack durch Ghana

MECKENHEIM · Das Ehepaar Herwartz berichtet an diesem Donnerstag von seinen Erlebnissen in Meckenheims Partnergemeinde St. Paul in Kumasi, Ghana. Höhepunkt war der Besuch eines Treffens der lokalen Könige.

 Den Empfang für den Oberkönig Asantehene erlebten die Meckenheimer in Ghana.

Den Empfang für den Oberkönig Asantehene erlebten die Meckenheimer in Ghana.

Foto: Herwartz

Zwischen der Meckenheimer Gemeinde St. Johannes der Täufer und der Gemeinde St. Paul in Kumasi, Ghana, besteht seit 30 Jahren eine Partnerschaft. Das Ehepaar Angelika und Thomas Herwartz nahm dies zum Anlass für einen Besuch in Kumasi. Bei einer Rundreise entdeckten die Meckenheimer zudem weitere Teile das Landes. Am Donnerstag, 9. März, um 19.30 Uhr im Pfarrsaal St. Johannes der Täufer zeigen sie Bilder der Rundreise und berichten von ihren Erlebnissen.

Schon in den 1990er Jahren empfing das Ehepaar Herwartz Gäste aus Kumasi bei sich in Meckenheim. Im Juli vergangenen Jahres machten sich die 62-Jährige und der 65-Jährige dann auf, um zu sehen, wie die Menschen in ihrer afrikanischen Partnergemeinde leben und um alte Bekannte wiederzutreffen.

Zudem sollten die beiden überprüfen, wie das Hilfsprojekt ihrer Gemeinde umgesetzt wird. Mit etwa 5000 Euro jährlich unterstützt die katholische Kirchengemeinde Familien in der Stadt dabei, ihren Kindern den Schulbesuch zu ermöglichen. Herwartz' trafen die geförderten Familien, besuchten die Schulen und begutachteten die finanzielle Umsetzung. Thomas Herwartz war zufrieden: „Uns wurden die Abrechnungen vorgelegt, und alles war vorbildlich.“

Es sollte kein ausschließlich touristischer Urlaub werden

Nach 14 Tagen begannen sie dann eine 19-tägige Rundreise durch Ghana. Die Eheleute ließen kaum eine Station aus: Sie sahen Elefanten im nördlich gelegenen Mole Nationalpark und besuchten im Süden Cape Coast, wo sie alte Sklavenburgen, die früher Umschlagplätze des europäischen Sklavenhandels waren, besichtigten.

Obwohl das Paar schon vor der Reise einiges über die Lebensumstände, Umgangsformen und die Kultur des Landes wusste, war vieles dennoch überwältigend. „Einen Kulturschock hatten wir nicht, aber es war sehr eindringlich“, so Thomas Herwartz. Seine Frau erklärt: „Es gab Orte, an denen ich dachte: Hier will ich nicht sein“, erinnert sie sich an Gestank, Dreck und Armut. Denn das Paar hatte sich bewusst gegen einen ausschließlich touristischen Urlaub entschieden. „Wir wollten mitdenken, wir wollten das alles sehen und an uns ran lassen“, so Thomas Herwartz.

Um den Menschen auf Augenhöhe begegnen zu können, reisten die beiden fast nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln, trugen jeder lediglich einen Rucksack bei sich und schliefen in einfachen Unterkünften. Besonders die Busreisen beeindruckten sie. Einerseits waren die Fahrten billig, verglichen mit deutschen Preisen – für eine zweistündige Busfahrt zahlten sie etwa 3,50 Euro. Andererseits saßen sie dicht gedrängt in Bussen, von denen sie nicht glaubten, das diese überhaupt noch fahren können.

Empfang für den regionalen Oberkönig

Ein Höhepunkt der Reise war der Besuch eines Treffens der lokalen Könige. Obwohl Ghana seit 1993 eine stabile Präsidialrepublik ist, existieren weiterhin traditionelle Machtstrukturen. So gibt es lokale Könige, die traditionelle Aufgaben übernehmen. Das Ehepaar sah den Empfang für den regionalen Oberkönig Asantehene, der für etwa ein Drittel Ghanas zuständig sei. Der Einzug des Königs in traditioneller Kleidung ließ die Meckenheimer an rheinisches Brauchtum denken. „Aber“, so Thomas Herwartz, „das war kein Karnevalszug.“

Wirklich schlechte Erfahrungen hat das Ehepaar nicht gemacht. Als Weiße seien sie natürlich oft aufgefallen, berichten sie, und besonders in entlegenen Gebieten hätten ihnen Kinder zugewinkt, die noch nie Weiße gesehen hätten. Sicherheit war während der Reise kein Thema: „Man hat uns zwar unser Gepäck weggenommen – aber nur, um es ins Hotel zu bringen.“

Dennoch waren die Lebensumstände der Menschen in Ghana für das Ehepaar bedrückend. Während ihrer Reise fragten sie sich oft, wie sie mit den örtlichen Lebensverhältnissen zurecht kommen würden und ob sie die Kraft hätten, die Umstände zu verbessern. Eine finale Antwort darauf hat das Ehepaar nicht gefunden, aber: Beide würden erneut nach Ghana reisen.

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