Interview mit Christel Werle und Bernhard Granz Meckenheimer leben den europäischen Gedanken

Meckenheim · Der Bürgerverein um den Vorsitzenden Bernhard Granz und Pressesprecherin Christel Werle pflegt seit 1988 die Städtepartnerschaft zwischen Meckenheim und dem französischen Le Mée-sur-Seine.

Sie organisieren seit Jahren das Besuchsprogramm für die Franzosen. Was steht am Wochenende auf der Agenda?

Bernhard Granz: In diesem Jahr besuchen wir – die 80 Franzosen und ihre Meckenheimer Gastgeber – zum ersten Mal ausschließlich Sehenswürdigkeiten hier bei uns. So besichtigen wir die Grafschafter Krautfabrik – ein Unternehmen, das in Europa wohl einzigartig ist –, machen eine Führung durch die Baumschule Ley und sind Gäste beim Obsthof Manner. Zur Apfelstadt gehört der Besuch einer Apfelplantage. Dort werden wir in die Apfelernte eingewiesen. Am Nachmittag folgt ein Höhepunkt des Programms: eine Führung durch Meckenheim. Französisch-Leistungskursschüler des Konrad-Adenauer-Gymnasiums erzählen an sieben Stationen von der Geschichte der Stadt und erklären die Denkmäler und Sehenswürdigkeiten.

Wo sind die Franzosen untergebracht?

Granz: Bei Mitgliedern des Bürgervereins in deren Privathaushalten. Es gibt immer wieder Meckenheimer, die an dem Wochenende Franzosen aufnehmen. Auch wenn es sprachlich nicht immer klappt. Dann wird mit Händen und Füßen geredet. Viele reden aber die Sprache des jeweils anderen. Ich kann mich gut unterhalten, aber die Grammatik ist nicht immer richtig. Das macht aber nichts.

Meckenheim hat nur eine Städtepartnerschaft im europäischen Ausland. Warum?

Granz: Das war seinerzeit eine bewusste Entscheidung. Als wir uns für eine Partnerschaft mit einer französischen Stadt entschieden haben, wollten wir eine intensive Beziehung in allen Bereichen wie auch im Sport und in der Kultur aufbauen. Vor allem war uns wichtig, dass die Menschen eine persönliche Beziehung zum anderen Land aufbauen. Das kann man am besten, wenn man sich nur auf einen Partner konzentriert. Meckenheim hat 1990 noch eine zweite Partnerschaft mit der brandenburgischen Stadt Bernau abgeschlossen, um Hilfe beim Aufbau einer kommunalen Verwaltung zu leisten. Aber diese ruht momentan ein wenig.

Der Bürgerverein wurde 1985 mit der Idee gegründet, eine Städtepartnerschaft mit einer anderen europäischen Stadt auf den Weg zu bringen? Warum so spät?

Granz: Der Bürgerverein entstand, weil Meckenheim seit den 70er Jahren einen starken Zuzug an Neubürgern vor allem durch den Bau der Neuen Mitte erfuhr. Mit dem Bürgerverein wollten wir eine Plattform schaffen, damit Alt- und Neu-Meckenheimer sich kennenlernen, die Neubürger sich besser integrieren können und ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen kann. Viele der Neubürger waren Beamte der Bonner Ministerien, die sich für eine Stärkung Europas aussprachen und sich eine europäische Städtepartnerschaft wünschten. Wir wollten alle – 30 Jahre nach dem Krieg – den europäischen Gedanken stärken. Die Idee einer Städtepartnerschaft wurde vom damaligen Bürgermeister Hans-Georg Preuschoff und Stadtdirektor Johannes Vennebusch stark unterstützt. Der damalige Vorsitzende des Bürgervereins, Knut Kage, hat das Entstehen einer Partnerschaft durch seine Kontakte zu europäischen Institutionen vorangetrieben.

Warum fiel die Wahl des Bürgervereins auf Le Mée-sur-Seine?

Christel Werle: Kage war frankophil. Er wandte sich an den Rat der Gemeinden und Regionen Europas und die empfahlen ihm Le Mée. Denn wir suchten eine Stadt mit einer ähnlichen Größenordnung und mit ähnlichen Strukturen. Da fiel die Entscheidung für Le Mée-sur-Seine. Beide haben alte Ortskerne, beide Städte lagen in der Nähe von Hauptstädten – Paris und ehemals Bonn –, und beide Städte hatten damals rund 25 000 Einwohner.

Was ist für Sie das Besondere Ihrer Städtepartnerschaft?

Werle: Die Freundschaft beider Kommunen wird von den persönlichen Freundschaften der Meckenheimer und Le Méer getragen. So war ich erst vor Kurzem zu einem privaten Besuch in der französischen Stadt. Da ich kein Französisch spreche, wohne ich dort immer bei einer Niederländerin und wir unterhalten uns auf Deutsch. Das ist einfach schön.

Ist der europäische Gedanke heute selbstverständlicher als zu Anfang?

Granz: In den letzten Jahrzehnten hat die Städtepartnerschaft die deutsch-französische Freundschaft gefördert. Bei den Jugendlichen heute ist es anders. Der europäische Gedanke ist verankerter als in der Nachkriegsgeneration. Für die jungen Leute ist Europa einfach normal und selbstverständlich geworden. Der Bürgerverein fördert bis heute den Schüleraustausch zwischen dem Konrad-Adenauer-Gymnasium und einem Lycée in Le Mée. Das wird von beiden Seiten gerne angenommen, was auch von den jeweiligen Lehrern und Direktoren abhängt.

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