Besondere Nachbarschaftshilfe Meckenheimer Kleiderstube besteht seit 45 Jahren

Meckenheim · In Meckenheim sammelt die Kleiderstube „Kaleidoskop“ seit 45 Jahren Geld, um Nachbarschaftshilfe vor Ort zu leisten. In viereinhalb Jahrzehnten sammelten die Damen 1,7 Millionen Euro.

 Die Kaleidoskop-Damen sichten und verkaufen gebrauchte und neuwertige Waren in allen Größen, um Vereine und Projekte in Meckenheim zu unterstützen.

Die Kaleidoskop-Damen sichten und verkaufen gebrauchte und neuwertige Waren in allen Größen, um Vereine und Projekte in Meckenheim zu unterstützen.

Foto: Mario Quadt

Ein eher zu Unrecht dahingesagtes „Das steht Ihnen aber hervorragend“ kommt den Damen der Kleiderstube Kaleidoskop nicht über die Lippen, wenn sie ihre Textilien anpreisen. „Jemandem etwas aufzuschwatzen, das erleben Sie hier nicht“, sagt Annegret Wahlen, eine von derzeit 23 Damen der Meckenheimer Kleiderstube Kaleidoskop.

Wer sich in den Räumlichkeiten des Vereins an der Meckenheimer Schützenstraße umblickt, möchte gleich auf Schnäppchenjagd gehen: Ob putzige Kinderklamotten, eine wärmende Jacke für den nächsten Wintereinbruch oder ein kaum getragenes Kleid für den besonderen Anlass – im Kaleidoskop gibt es nichts, was es nicht gibt. Seit 45 Jahren leisten die Kleiderstubendamen eine besondere Form der Nachbarschaftshilfe und haben damit in viereinhalb Jahrzehnten schon mehr als 1,7 Millionen Euro gesammelt.

Im Kaleidoskop im Keller unter der Katholischen Grundschule in Meckenheim weiß jeder, was er zu tun hat. Bevor sich dienstags um 15 Uhr die Türen zum Verkauf öffnen, begeben sich die Damen im Alter zwischen 55 und 94 Jahren in ihre jeweiligen Abteilungen. Denn: Wie in einem guten Kaufhaus ist auch hier alles ansprechend sortiert und durchgesehen – ob Damen-, Herren- oder Kinderbekleidung, Schuhe, Taschen und noch einiges mehr. „Wir sind sehr darauf bedacht, nur tragbare Kleidung anzubieten“, erzählt Marianne Mickley, Vorsitzende des Vereins, und seit fast 30 Jahren mit dabei.

Der Verein Kaleidoskop ist aus der ehemaligen CDU-Kleiderstube Meckenheim hervorgegangen, die am 24. April 1973 von Liselotte Goetz ins Leben gerufen wurde. „Unseres Wissens nach sind wir damit die erste Einrichtung überhaupt in der Bundesrepublik, die die Idee einer Kleiderstube umgesetzt hat“, sagt Mickley.

Kauf unterstützt guten Zweck

Die Stube erfüllt seit 45 Jahren somit einen doppelten Zweck: „Zum einen können wir den Mitbürgern eine bezahlbare Versorgung mit Bekleidung und Haushaltswaren bereitstellen“, sagt Mickley. „Zum anderen können wir mit dem Erlös direkte finanzielle Unterstützung an hilfsbedürftige Menschen und an Einrichtungen leisten. Aus diesem Grunde betonen wir auch, dass unsere Waren für jedermann zum Verkauf stehen.“ Heißt: Wer sich für ein Kleidungsstück entscheidet, unterstützt durch den Kauf auch immer einen guten Zweck.

Was in den Verkauf gelangt, darüber wachen die Damen des „Annahmeteams“ mit geschultem Kennerblick: An einem großen Tisch schauen sie sich die gespendeten Waren ganz genau an und entscheiden dann, was sich dafür verlangen lässt. „Eine neue Jacke für acht bis zwölf Euro – wo gibt es das schon?“, fragt Petra Zorn, Schatzmeisterin des Vereins. „Von denen, die regelmäßig zu uns kommen, wissen wir schon die Maße und können dann für die spezielle Größe etwas zurücklegen“, sagt sie mit einem Augenzwinkern.

Was die Meckenheimer dem Kaleidoskop an Kleiderschrankschätzen vermachen, kann sich in der Tat sehen lassen. „Wir bekommen durchweg gute, wenig gebrauchte und neuwertige Sachen“, sagt Jutta Gogol, stellvertretende Vorsitzende des Verein. Sie empfindet es als ein Stück Wertschätzung, dass die Kleiderkammer als ein Ort der nachhaltigen Wiederverwertung angesehen wird und nicht als eine Möglichkeit, Altkleider zu entsorgen.

Ein besonderes Glanzlicht ist der traditionelle Basar des Kaleidoskop in der Vorweihnachtszeit: In der Schützenhalle können Schnäppchenjäger dann Bekleidung aller Art, Haushaltsartikel, Spielwaren, Bücher, Accessoires und Schmuck zu günstigen Preisen in Augenschein nehmen.

26.000 Euro kamen so 2017 an einem Tag zusammen. „Unser Erlös fließt nahezu in Gänze in unsere Unterstützungs- und Förderungsarbeit“, sagt Mickley – immer Vereine und Projekte in Meckenheim. Dank des ehrenamtlichen Einsatzes der Mitglieder sei es möglich, die Betriebs- und Verwaltungskosten auf kleinstem Niveau zu halten. „Dankbar sind wir der Stadt Meckenheim dafür, dass sie uns die Räumlichkeiten zur Verfügung stellt.“

Geöffnet ist Kaleidoskop, Schützenstraße 17, immer dienstags von 15 bis 18 Uhr, die Warenannahme am gleichen Tag von 9 bis 11 sowie von 15 bis 18 Uhr. Mehr Infos unter www.kaleidoskop-meckenheim.de

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