Immer mehr Ältere Meckenheim droht Pflegenotstand

MECKENHEIM · Forum Senioren plädiert für rasches Handeln. Schon heute gibt es lange Wartelisten. Der Anteil der über 65-Jährigen steigt in den nächsten 20 Jahren um 50 Prozent.

Der Pflegenotstand ist in Meckenheim bereits angekommen. Diese Meinung haben Erika Neubauer und Guido Gamer vom Forum Senioren Meckenheim am Donnerstag bei ihrem Bericht über das Wohnen im Alter und die Zukunft der Pflege in Meckenheim vor dem Ausschuss für Soziales, Familie, Demografie und Integration vertreten.

Sie haben Politik und Verwaltung eindringlich darum gebeten, die städtebaulichen Voraussetzungen für weitere Pflegeeinrichtungen und seniorenfreundliche kleinere Wohnungen in der Nähe von Pflegeeinrichtungen zu schaffen, möglichst einen Pflegestützpunkt zur Beratung in Meckenheim einzurichten und auch bei der Anwerbung von Pflegeeinrichtungen und Pflegediensten zu unterstützen.

Bei den Politikern sind die Interessenvertreter der Meckenheimer Senioren auf offene Ohren gestoßen. Nach dem Vortrag beantragte die CDU, die Verwaltung möge bis zur nächsten Sitzung im Juni entsprechende Vorschläge unterbreiten. Dem stimmten die Ausschussmitglieder einstimmig zu.

Bereits seit 2015 beschäftige sich das Forum Senioren, insbesondere die beiden Experten Guido Gamer und Horst Uwe Philippsen, mit dem Thema, führte die Vorsitzende Erika Neubauer aus. Impuls sei die vom Rhein-Sieg-Kreis veröffentlichte Pflegeplanung mit „alarmierenden“ Daten für Meckenheim gewesen. Demnach sei aufgrund der in den 70er Jahren forcierten Entwicklung der Stadt ab 2015 bis zum Jahr 2040 mit einem Plus der Menschen über 65 Jahren von knapp 50 Prozent und sogar mit einem Zuwachs von über 80-Jährigen von 260 Prozent zu rechnen.

Dass demzufolge ein Defizit von 400 Pflegeplätzen zu erwarten sei, erläuterte Guido Gamer. Um die aktuelle Situation zu beleuchten, habe das Forum Senioren bei allen Meckenheimer Senioreneinrichtungen die bestehenden Wartelisten abgefragt. Für Heimplätze und Intensiv-Pflegeplätze gebe es 234 Wartende, für Betreutes Wohnen 152, für Ambulante Pflege 41, für Tagespflege 35 und für sogenannte Senioren-WGs in den Einrichtungen zwölf. Selbst unter Berücksichtigung von Mehrfach-Anfragen und Überschneidungen bedeute dies einen „erdrückenden Bedarf“ und einen „ungeheuren Nachfragedruck“, sagte Gamer.

Hilfe bei geplanten Wohnprojekten

Er betonte: „Wir finden, dass die alten Menschen nicht vergessen werden sollten. Sie sind da und bringen einen Bedarf mit.“ Das Forum Senioren biete an, bei der Entwicklung und Planung zukünftiger Wohnprojekte und Einrichtungen mitzuwirken.

Mittlerweile seien die Pflegeheime der vierten Generation der heutige Standard, die nach dem Leitbild der Familie gestaltet und die sich wohltuend vom Anstalts- und Krankenhauscharakter der früheren Einrichtungen abheben würden. Eine Pflegeeinrichtung sollte sich laut Gamer möglichst in „Rollator-Reichweite“ vom Ortskern befinden, damit Therapeuten, Ärzte und Apotheken gut erreichbar seien.

Danke für die gelieferten Zahlen und die „gute Grundlage“ für weitere Überlegungen sagte Rainer Friedrich (CDU) den Vertretern des Forums Senioren. Es sei der richtige Zeitpunkt, sich darüber Gedanken zu machen, wie Menschen in Meckenheim altersgerecht leben können. Dass Pflegeeinrichtungen privatwirtschaftlich arbeiten, gab Thomas Meurer (UWG) zu bedenken.

Darauf, dass es auch Einrichtungen in kommunaler Trägerschaft gebe und dass der Grundsatz ambulanter vor stationärer Pflege gelte, wies Siegfried Schwaner (CDU) hin. Derzeit gebe es bei der Stadt nur eine geringe Nachfrage nach Pflegeberatung, berichtete der Erste Beigeordnete Holger Jung im Hinblick auf die Einrichtung eines Pflegestützpunktes in Meckenheim. Er wolle sich diesbezüglich mit dem Rhein-Sieg-Kreis in Verbindung setzen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort