Lebensgefährlicher Vandalismus in Meckenheim Lkw fährt gegen aufgerichteten Kanaldeckel

MECKENHEIM · Unbekannte haben mitten auf der Straße einen Kanaldeckel aufgerichtet und fest in seinem Kanalschacht verankert. Die Bonner Polizei ermittelt nun wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr.

 Oliver Fischer zeigt in einer nachgestellten Szene auf dem Gelände der RKH in Rheinbach, wie der Kanaldeckel aufrecht im Kanalschacht mitten auf der Straße stand, in den er hineinfuhr.

Oliver Fischer zeigt in einer nachgestellten Szene auf dem Gelände der RKH in Rheinbach, wie der Kanaldeckel aufrecht im Kanalschacht mitten auf der Straße stand, in den er hineinfuhr.

Foto: Axel Vogel

Wenn Oliver Fischer die kriminelle Energie der Tat beschreiben müsste, deren Opfer er am vergangenen Sonntag geworden ist, ringt er noch immer nach Worten: „Es fehlt mir jede Fantasie, um mir vorstellen zu können, was bei solchen Tätern im Kopf vorgeht, wie man überhaupt auf solche Ideen kommen kann.“ Was war passiert? Fischer, der für ein Meckenheimer Abschleppunternehmen arbeitet, kam am Sonntagmorgen gegen 6.30 Uhr von einem Einsatz in Witterschlick zurück, als er bei Regen und Dunkelheit die Kreuzung Johannesstraße/An den hohen Baumgärten in Meckenheim passieren wollte.

Fischer erkannte die Gefahr sogar noch, konnte aber nicht mehr ausweichen: Ein Kanaldeckel stand aufgerichtet und fest verankert in dem Kanalschacht mitten auf der Straße. „Ich hatte null Chancen auszuweichen, man konnte alles nur noch über sich ergehen lassen“, so beschreibt er die Situation. Für den General-Anzeiger hat er das Ganze mit einem anderen Kanaldeckel nachgestellt und demonstriert, dass sich der Kanaldeckel in aufrechter Position in dem Kanalschacht regelrecht arretieren lässt.

Die Konstruktion hatte am Sonntag fatale Folgen: Fischers zwölf Tonnen schwerer Abschlepper hob gefühlt etwa einen Meter von der Straße ab, wie er berichtet: „Alles in der Kabine folg durcheinander. Das war wie Karneval“, erinnert sich der 46-Jährige, der völlig geschockt, aber unverletzt geblieben war. Sein Fahrzeug hatte dagegen schweren Schaden genommen. Neben Ölwanne, Öl- und Wasserkühler müssen wahrscheinlich auch der Querträger und die Vorderachse ausgetauscht werden. Bei der Rheinbacher Kraftwagen Handelsgesellschaft, wo der Abschlepper derzeit repariert wird, geht ein Nutzfahrzeugexperte von einer fünfstelligen Schadenshöhe aus.

Überdies gibt Oliver Fischer noch zu bedenken, dass der aufgerichtete Kanaldeckel möglicherweise kein Einzelfall war, sondern zu einer Reihe von Vandalismusakten am vergangenen Wochenende passen könnte. So weiß er von beschädigten Straßenschildern im Bereich der Johannesstraße zu berichten, wie auch von mehreren eingeschlagenen Scheiben an mehreren Fahrzeugen in Rheinbach.

Fischer hofft nun auf eine mögliche Sensibilisierung von Zeugen und eine Aufklärung der Taten durch die Polizei. „Für mich ist das Aufrichten eines Kanaldeckels auf der Straße genauso schlimm, wie wenn jemand einen Stein von der Brücke auf eine Autobahn schmeißt“, so Fischer. „Wäre ein Motorradfahrer gegen den etwa 70 Kilogramm schweren Kanaldeckel in Meckenheim gefahren, hätte der Fahrer getötet werden können.“

Den Vorfall in Meckenheim hatten Streifenbeamte bereits kurze Zeit später aufgenommen. Auf Anfrage bestätigte der Bonner Polizeisprecher Simon Rott, dass man wegen des Verdachts des gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr ermittle. Auch sei der Vorfall kein ganz neues Phänomen. Laut Rott gibt es zum Unfall am Sonntag eine Zeugenaussage. Konkret habe der Zeuge gegen 2.30 Uhr zwei Personen an der Johannesstraße gesehen, die sich an einem Kanaldeckel zu schaffen gemacht hatten. Dabei soll einer der beiden ein rotes Oberteil getragen haben, der andere war dunkel gekleidet.

Wie die Polizei weiter mitteilt, wird auch geprüft, ob ein Zusammenhang zu einer Sachbeschädigung an einem Straßenschild Ecke Johannesstraße/Heerstraße besteht, das Unbekannte verbogen hatten. Auch wird nach Aussage von Rott ein Zusammenhang mit den Geschehnissen in der Nacht von Sonntag auf Montag in Rheinbach geprüft. Dort hatten Unbekannte die Scheiben von insgesamt sieben Fahrzeugen, die am Himmeroder Wall, der Jahnstraße, der Kriegerstraße, der Pallottistraße, der Roidestraße, der Schubertstraße und der Schützenstraße standen, eingeschlagen (der GA berichtete).

Nach den ersten Ermittlungen ergaben sich Hinweise auf zwei Unbekannte, die sich laut Zeugenaussagen gegen 2 Uhr an einem der Tatorte auf dem Himmeroder Wall aufgehalten und in Richtung Turmstraße weglaufen sein sollen. Die Ermittler der Polizei bitten nun sowohl zu den Vorkommnissen in Meckenheim wie in Rheinbach um Hinweise unter der Rufnummer 0228/150.

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