Mord in Meckenheim Kinder sagen vor Gericht als Zeugen aus

MECKENHEIM/BONN · Wie gehen die Kinder mit dem gewaltsamen Tod ihrer Mutter um? Wie verkraften sie es, dass ihre 87-jährige Mutter am 12. November in ihrer Meckenheimer Wohnung mit 45 Messerstichen getötet wurde? Die beiden Söhne des Opfers müssen als Zeugen vor dem Bonner Schwurgericht nicht lange überlegen, als Richterin Anke Klatte ihnen diese Fragen stellt:

Sie leiden sehr unter der Tat. Und der 63-jährige Sohn sagt mit erstickter Stimme: "Es hat unsere Familie auseinander gerissen. Unsere Mutter war der Mittelpunkt, sie hat alles zusammengehalten." Auch mit ihren 87 Jahren sei die Mutter fit und fröhlich gewesen, ein aufgeschlossener Mensch, der stets offen auf alle zugegangen sei.

Für die Familie des Opfers ist der gestrige Verhandlungstag im Mordprozess gegen die 25-jährige Nachbarin aus dem Haus in Meckenheim erkennbar ein schwerer Tag: Sie müssen der Frau gegenübertreten, die ihnen laut Anklage auf so entsetzliche Weise die Mutter genommen haben soll. Wie der 57-jährige Sohn der Toten erklärt, komme jetzt alles wieder hoch.

"Wir waren alle völlig geschockt, als wir hörten, was passiert ist", sagt der 57-Jährige. "Plötzlich ist man mit etwas konfrontiert, das man sonst nur aus Krimis kennt." Seine 64-jährige Schwester sah die Mutter noch kurz vor der Tat: Zusammen mit ihrem Mann hatte sie an dem Morgen den Wagen der 87-Jährigen, die noch immer gerne Auto fuhr, abgeholt, um es in die Werkstatt zu bringen.

"Sie hat mir noch vom Balkon aus zugewunken", sagt die Tochter. Als sie die Mutter dann kurz vor halb zehn Uhr angerufen habe, sei die nicht ans Telefon gegangen. Immer wieder habe sie es versucht und sei zunehmend in Sorge geraten. "Aber ich habe doch nicht an so was gedacht." Nach 14 Uhr habe sie dann beunruhigt eine Freundin der Mutter angerufen und zu hören bekommen: "Ja, weißt du es denn nicht? Deine Mutter liegt tot in ihrer Wohnung."

Die Frau auf der Anklagebank, Mutter von zwei kleinen Kindern, blickt niemanden aus der Familie an. Auch an diesem Tag versteckt sie ihr Gesicht hinter ihren Haaren und sieht nicht hoch. Die 25-Jährige will die Nachbarin nur tot gefunden haben, nachdem sie aus angeblicher Sorge um die 87-Jährige über den Balkon in deren Wohnung eingebrochen war. Staatsanwalt Ulrich Kleuser aber ist nicht zuletzt auch aufgrund der Spurenlage sicher: Allein die vielen Faserspuren von der Kleidung der Angeklagten am Körper der Toten beweisen, dass sie die Täterin ist.

Bisher hat sich die Angeklagte nur zu ihrem Lebenslauf, nicht jedoch zu den Tatvorwürfen geäußert. Ihrem Verteidiger zufolge ist es aber möglich, dass sie demnächst ihr Schweigen bricht.

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