Nachwuchs-Schiri aus Meckenheim Jonathan Klein ist mit 13 Jahren schon Fußballschiedsrichter

Meckenheim/Bonn · Kann sich ein gerade erst 13 Jahre alt gewordener Junge als Schiri auf dem Spielfeld den nötigen Respekt verschaffen? Er kann, wie Jonathan Jakob Klein aus Meckenheim beweist. Mit seinen 13 Jahren er der zweitjüngste Schiedsrichter im Beritt des Fußballverbandes Mittelrhein.

 Jonathan Klein aus Meckenheim (M) ist zweitjüngster Schiedrichter im Beritt des Fußballverbandes Mittelrhein; hier pfeift er ein Jugendspiel zwischen der D-Jugend von SC Fortuna Bonn und des FV Endenich in Wasserland

Jonathan Klein aus Meckenheim (M) ist zweitjüngster Schiedrichter im Beritt des Fußballverbandes Mittelrhein; hier pfeift er ein Jugendspiel zwischen der D-Jugend von SC Fortuna Bonn und des FV Endenich in Wasserland

Foto: Axel Vogel

Ehrenamtlicher Schiedsrichter zu sein, und Fußballspiele nach Feierabend quasi zum Nulltarif zu pfeifen, ist auch im Nachwuchsbereich längst nicht immer nur die pure Freude. Schließlich wollen uneinsichtige beziehungsweise übermotivierte Spieler ebenso konsequent an das Reglement erinnert werden, wie überambitionierte Eltern und Trainer, die vom Spielfeldrand aus versuchen, die Fäden zu ziehen. Daher liegt die Frage fast auf der Hand: Kann sich ein gerade erst 13 Jahre alt gewordener Junge als Schiri auf dem Spielfeld den nötigen Respekt verschaffen?

Er kann, wie Mitte Mai in der Sportanlage Wasserland zu sehen war: Dort pfiff Jonathan Jakob Klein aus Meckenheim das Spiel zwischen den D-Jugendmannschaften von Fortuna Bonn und dem FV Endenich. Und so viel vorweg: Auch wenn Klein der zweitjüngste Schiedsrichter im Beritt des Fußballverbandes Mittelrhein (FVM) ist, wie deren Pressesprecherin Ellen Bertke erklärte, und der jüngste in der Region Bonn/Rhein-Sieg, absolvierte er seine Sache höchst souverän.

Samstagmittag 13.30 Uhr im Fußballstadion der Sportanlage Wasserland in Bonn: Für die Jugendmannschaften zahlreicher Vereine ist Spieltag und daher jede Menge los auf der Anlage. Zumal die Sonne lacht und ideales Wetter für das Spiel der Spiele herrscht. Auf drei Halbfeldern wird gerade gespielt, zudem sind Dutzende kleine Kicker am Spielfeldrand unterwegs, sind fertig mit ihrem Spiel, oder müssen erst noch ran. Derweil verbringen die Eltern ihre Zeit mit dem Anfeuern des Nachwuchses oder mit dem Verzehr von Fritten im Schatten.

Auch die dritte D-Jugend von SC Fortuna Bonn um Betreuer Ayoub Daoudi und die zweite D-Mannschaft des FV Endenich von Trainer Günter Gabrielli sind auf dem Weg zum hinteren Rasenspielfeld. Dort treten beide Teams gegeneinander an. Der Schiri nimmt die Teams dort bereits in Empfang: Mit kerzengeradem Rücken steht Jonathan vor den Kickern, ein vergleichsweise groß gewachsener Blondschopf in blauer Schiri-Kluft, der an diesem Tag das elfte Spiel seiner Schiri-Karriere pfeift.

Kein Respektsproblem

Natürlich sehen auch Spieler und Betreuer, dass sie es mit einem „Jungspund“ auf dem Feld zu tun haben, aber Gabrielli und Daoudi glauben übereinstimmend, dass ihre Spieler kein Respektsproblem haben werden. Gabrielli sagt sogar: „Oft sind ältere Schiedsrichter teilweise schlechter als jüngere. Letzte Woche haben wir 2:3 verloren. Daran war auch die über 50 Jahre alte Schiedsrichterin nicht ganz unbeteiligt.“

Keine Spur von Aufregung ist bei Jonathan zu erkennen. Der Schiri in Blau ist freundlich, aber bestimmt beim Erledigen der vorgeschriebenen Regularien vor dem Spiel: Ausweiskontrolle, Ablegen von Uhren und Schmuck, keine Metallstollen, Schienbeinschoner. Was der junge Schiri tut und sagt, strömt von Anfang an Souveränität aus. Fast schon was preußisch Korrektes.

Genau das ist es auch, worauf es dem Nachwuchs-Schiri ankommt: „Man muss von Anfang an durchgreifen, sich Respekt verschaffen, sonst wird ein Spiel ruppig.“ Man staunt, welche klaren Vorstellungen der 13-Jährige bereits von seinem Ehrenamt hat. Die kommen nicht von ungefähr. Schließlich ist der Meckenheimer nach eigener Aussage „schon lange inspiriert davon, einmal Schiedsrichter zu werden“. Was auch damit zusammenhängt, weil er selber beim SV Rot-Weiß Merl als „Sechser“ gespielt hat, und dort oft auch Fehlentscheidungen miterlebt haben will. So reifte vor rund einem Jahr in ihm der unerschütterliche Plan, „dass ich selbst versuchen will, es besser zu machen.“ Zumal Jonathan auch von sich glaubt: „Ich kann gut Entscheidungen treffen.“

Auch den Spielfeldrand im Auge

Im vergangenen September absolvierte er den Schiedsrichter-Anwärter-Lehrgang als jüngster Teilnehmer und bereits Ende Oktober pfiff er sein erstes Spiel: Beim SV Wachtberg eine Partie der Mädchen C.

Dass es ratsam ist, nicht nur das Geschehen auf dem Platz, sondern auch am Spielfeldrand im Auge zu behalten, bekam Jonathan schnell mit. So musste er beispielsweise auch schon einen Vater disziplinieren, der vom Spielfeldrand aus seinem Junior mit Blick auf den Gegenspieler aufforderte, „tritt den um“. „Wenn ich das noch mal höre, verweise ich Sie des Platzes!“, hatte Klein den Vater daraufhin in die Spur gebracht. Und tatsächlich war anschließend Ruhe am Spielfeldrand.

Jonathan hält es da mit dem Motto von Ex-Nationaltorwart Oliver Kahn: „Eier haben!“ Wenn man den nötigen Mut hat, scheint sich das auch bei Schiedsrichtern auszuzahlen, denn Jonathan sagt: „Ich musste noch keinen Spieler vom Platz stellen.“ Auch an dem Mai-Nachmittag behielt er das Geschehen im Griff: Außer drei gelben Karten und einem Siebenmeter gab es keine besonderen Vorkommnisse. 3:2 gewannen die Fortuna-Kicker und Jonathan freut sich schon darauf, das nächste Spiel zu pfeifen.

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