Industriepark in Meckenheim Industriegleis könnte bald stillgelegt werden

Meckenheim · Der Meckenheimer Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt stimmt über die Stilllegung des Schienenstrangs im Industriepark ab. Laut Verwaltung möchte keines der angesiedelten Unternehmen das Gleis jetzt oder künftig noch nutzen.

 Gestrüpp wächst auf dem dritten Gleis am Meckenheimer S-Bahn-Halt Industriepark. Die Verwaltung schlägt vor, es stillzulegen.

Gestrüpp wächst auf dem dritten Gleis am Meckenheimer S-Bahn-Halt Industriepark. Die Verwaltung schlägt vor, es stillzulegen.

Foto: Axel Vogel

Zuerst kam die Kürzung, jetzt folgt die Stilllegung. Die Tage des sogenannten Industriestammgleises im Meckenheimer Industriepark Kottenforst sind gezählt. Der Ausschuss für Stadtentwicklung und Umwelt stimmt am Donnerstag darüber ab, ob der 1973 von der Entwicklungsgesellschaft Meckenheim Merl (EMM) angelegte und seit Juni 2014 ungenutzte Schienenstrang, der an der Meckenheimer S-Bahn-Haltestelle Industriepark Kottenforst auf die Bahnlinie Bonn-Euskirchen trifft, aufgegeben wird.

Reichlich Grünzeug wuchert derzeit trotz des klirrend kalten Winters im Gleisbett. Nachdem im Juni 2014 mit der Ruhl Stahlhandel GmbH der letzte Nutzer des Gleises die Zusammenarbeit mit der Bahn aus Kostengründen aufkündigte (der GA berichtete), rollte kein Zug mehr über den einst von einigen Unternehmen genutzten Schienenweg. Was in den 70er Jahren als absolutes Alleinstellungsmerkmal für den Industriepark in Meckenheim galt, ist heute eher eine Option für die Zukunft.

Das Stahlunternehmen Ruhl nutzte die Gleisspur, um Baustahl aus Frankreich und Luxemburg weiterzutransportieren. Die Stahlträger seien nach Firmenangaben zu lang, um mit dem Lastwagen befördert zu werden. Wie das Unternehmen noch 2012 dem GA sagte, nutzte es einmal am Tag die Schienen, um die Hälfte der rund 4000 Tonnen Stahl monatlich per Bahn zu den Kunden zu transportieren. Ein weiterer Gleisnutzer war die Firma Weck Glaswerk GmbH, vier andere Unternehmen wie der Wein- und Spirituosenspezialist Schlumberger hatten sich die Option der Nutzung gegenüber der Stadt offengehalten.

Instandsetzung am Gleis schlägt mit 238.000 Euro zu Buche

Wegen der geringen Nutzung wurde das zunächst 2,3 Kilometer lange Gleis um circa 400 Meter auf 1,9 Kilometer gekürzt. Hinzu kommen noch die 200 Meter des Umfahrungsgleises, falls es auf der Strecke in den Industriepark Gegenverkehr gibt. 1,26 Millionen Mark oder rund 600.000 Euro kostete 1973 die Besonderheit, einen Industriepark mit Gleisanschluss zu bekommen. 1,023 Millionen Mark an Bundeszuwendungen gab es damals dafür. 250.000 Mark, heute sind das rund 125.000 Euro, musste die Stadt seinerzeit selbst beisteuern. Neben dem unbestrittenen Alleinstellungsmerkmal ging es der Stadt auch darum, eine Entlastung für den Straßenverkehr zu schaffen.

Im Meckenheimer Rathaus stehen nun die Zeichen auf Abschied vom Schienenstrang. Grund: Im September vergangenen Jahres erreichte die Kommune ein Brief der Deutsche Bahn-Tochter DB Netze. In dem Anschreiben teilte das Unternehmen mit, dass in absehbarer Zeit die Anschlussweiche des Industriestammgleises erneuert werden müsse. Auf Nachfrage der Stadt erläuterten die Eisenbahner dann im November, dass sich die Kommune an den Kosten in Höhe von 238.000 Euro beteiligen müsse. Ebenso werden laut Bahn die Kosten für den mit der Stadt Meckenheim geschlossenen Infrastrukturvertrag angepasst – was bedeutet, dass sie entsprechend erhöht werden.

Im Folgenden begannen das Fachgebiet Verkehr und Grünflächen und die Kämmerei im Meckenheimer Rathaus damit, die Kosten einer möglichen Aufgabe des Industriestammgleises auszurechnen. Zum einen wäre ein sogenannter Abgeltungsbetrag in Höhe von 130.900 Euro an die Deutsche Bahn fällig. Hinzu kommen Kosten von rund 30.000 Euro für den Rückbau des Strangs und des Gleisbettes sowie die Wiederherstellung des Geländes hinzu, die durch die Stadt Meckenheim zu tragen wären. In diesem Fall werden die Schienen und Schwellen veräußert, das Schotterbett eingeebnet und mit Mutterboden angedeckt.

Stilllegung und Rückbau kosten die Stadt 160.900 Euro

Heißt: Die Kommune muss 160.900 Euro aufbringen, hat bei dieser Variante allerdings keinerlei Folgekosten. Anders stellt sich das bei der Aufrechterhaltung des Anschlusses dar: Zu den rund 238.000 Euro für die Instandsetzung seien laut Stadt jährliche Unterhaltskosten von 36.500 Euro zu rechnen.

Wünsche der im Industriepark angesiedelten Unternehmen, das Gleis künftig zu nutzen, gibt es laut Verwaltung nicht. Die ansässigen Betriebe hätten bereits vor Jahren ihre entsprechenden Verträge mit der Bahn aufgekündigt, da auf der einen Seite die von der Bahn erhobenen Gebühren für die Nutzung des Industriestammgleises zu hoch waren und auf der anderen Seite die Transportmöglichkeit Schiene zu unflexibel und zu langsam war, heißt es von der Stadt.

Beginn der Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Umwelt ist am Donnerstag, 18 Uhr, im Verwaltungsgebäude Im Ruhrfeld 16.

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