Partnerschaft mit Gemeinde im Baltikum Hilfe aus Meckenheim für Menschen in Lettland

Meckenheim · Seit 25 Jahren unterstützt die evangelische Kirche Meckenheim Bedürftige im lettischen Saldus. Seit 1991 versuchten die christlichen Kirchen, die im Kommunismus verboten waren, in der lettischen Gesellschaft wieder Fuß zu fassen.

 Meckenheim, Saldus-Arbeitskreis spendet Roller (nicht diese) an Kinder in Saldus. V.l., Lieselotte Dreyer, Lothar Herr, Waltraut von Tiesenhausen.

Meckenheim, Saldus-Arbeitskreis spendet Roller (nicht diese) an Kinder in Saldus. V.l., Lieselotte Dreyer, Lothar Herr, Waltraut von Tiesenhausen.

Foto: Matthias Kehrein

Christliche Nächstenliebe vor Ort: Dieses Anliegen realisiert ein Arbeitskreis der Evangelischen Kirchengemeinde Meckenheim seit 25 Jahren in der lettischen Stadt Saldus. Ein kleiner Kreis Meckenheimer Ehrenamtlicher unterstützt seit 1993 in der baltischen 12 000-Seelen-Stadt die evangelische St. Johannes Gemeinde. Unzählige Hilfsgüter wurden im vergangenen Vierteljahrhundert in die baltische Republik geschafft, um Kinder und Erwachsene, Jung und Alt mit dem Notwendigsten zu versorgen und die Not ein wenig zu lindern.

Seit den Anfängen ist der Kontakt sowohl zwischen den Kirchengemeinden in Meckenheim und Saldus als auch zwischen den Menschen hier und dort immer enger geworden. Sogar persönliche Freundschaften haben sich gebildet. Auch wenn es keinen konkreten Gründungstag für die Partnerschaft gibt, wurde das 25-Jährige mit einer lettischen Delegation im Rahmen des Reformationstages im vergangenen Jahr gefeiert.

Immer dabei sind auch der Vorsitzende des Arbeitskreises, Lothar Herr, und seine Stellvertreterin Waltraut von Tiesenhausen. Für beide ist das Engagement für die Gemeinde im historischen baltischen Gebiet Kurland – bis zum Zweiten Weltkrieg lebten dort auch viele Deutsche – von Anfang an ein Muss und entspricht ihrem christlichen Selbstverständnis.

Erste Kontakte über die Volkswagen Stiftung

Angefangen hat die Verbindung mit dem mittlerweile verstorbenen Meckenheimer Edmund Pollak, der über die Volkswagen Stiftung erste Kontakte nach Lettland knüpfte. Bei einer Fahrt durch Lettland erlebte Pollak hautnah die Nöte der Menschen – Grund genug für den gläubigen Christen etwas zu tun. Seit 1991 versuchten die christlichen Kirchen, die im Kommunismus verboten waren, in der lettischen Gesellschaft wieder Fuß zu fassen. Und so besorgte der Meckenheimer für die damals neu gegründete Gregor-Schule für Laienprediger zunächst einmal Bibeln. 1993 wurde die Idee einer tätigen Partnerschaft auf den Weg gebracht. Seitdem wurden zahlreiche Projekte realisiert.

Jahrelang wurde Winter- und Sommerkleidung gesammelt und in zahlreichen Transportfahrten Richtung Osten gebracht. Die Kleidung wurde dort für einen Euro verkauft, um mit dem Geld für ältere Menschen eine Suppenküche einzurichten. „Unser Projekt soll stets eine Hilfe zur Selbsthilfe sein“, erzählt von Tiesenhausen. Sie engagiert sich als gebürtige Deutsch-Baltin mit viel Herzblut in den verschiedenen Aktivitäten. „Meine Familie lebte mehrere Generationen lang bis zur Umsiedlung 1939 in einer Stadt an der lettischen Küste und die meines Mannes schon seit dem Mittelalter im damaligen Kurland. Das verbindet mich mit den Menschen dort“, so die Wahl-Meckenheimerin.

Eines der Probleme Lettlands sei, so von Tiesenhausen, die Überalterung der Gesellschaft, denn oftmals arbeiten die Eltern im Ausland, die Großeltern übernehmen die Erziehung der Enkel. Bei den niedrigen Renten könnten sich viele Menschen Medikamente und Gehhilfen nicht leisten. So haben die Meckenheimer ihre lettischen Freunde beim Aufbau einer Diakonie unterstützt.

Großzügige Spender in der Gemeinde

Seit 2013 haben sie immer wieder Geld in den Kauf von Rollstühlen, Gehhilfen, Rollatoren und Blutdruckmessgeräten gesteckt. „Da herrscht ein dringender Bedarf“, so Herr. Einmal im Monat wird im Gottesdienst sonntags für Saldus gesammelt – Geld, mit dem auch neue Projekte in Angriff genommen werden können. Aber auch großzügige Spender der Gemeinde finanzieren die eine oder andere Aktivität aus eigener Tasche. Wie zum Beispiel die 82-jährige Lieselotte Dreyer.

So lag der pensionierten Lehrerin die Ausstattung der Kinder mit Schulranzen samt Mäppchen, Stiften und Turnbeuteln am Herzen. „Damit die Kinder nicht ausgegrenzt werden, haben wir die Ranzen auch dort gekauft“, erklärte Dreyer. Für den Winter häkelte die gebürtige Bonnerin 15 Mützen und Schals – ein Aufruf zum Spenden von Wolle war so ergiebig, dass Reste nach Lettland geschickt wurde und sich dort ein Häkelkreis gründete.

Wer Interesse an einer Mitarbeit hat, kann sich an Lothar Herr unter 0 22 25/78 18 oder per E-Mail unter Lothar.Herr@gmx.de wenden.

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