145. Geburtstag der Stadtsoldaten Festumzug bringt nicht nur das närrische Volk auf die Straße

MECKENHEIM · Es riecht lecker am Sonntagmittag im Festzelt auf dem Sportplatz an der Schützenstraße. Uniformen aller Couleur kleiden große und kleine Menschen, die geschäftig durch das Zelt wuseln oder ihr Mittagessen zu sich nehmen.

 Festumzug bringt nicht nur das närrische Volk auf die Straße

Festumzug bringt nicht nur das närrische Volk auf die Straße

Foto: Roland Kohls

Unter ihnen auch der Kommandant der Meckenheimer Stadtsoldaten, Peter Klee (46), der dieses Amt vor knapp einem Jahr übernommen hat und für den schon seit Mittwoch vergangener Woche ebenso wie für viele seiner Vereinskameraden Ausnahmezustand herrscht.

Erstmals ist er verantwortlich für eine Geburtstagsfeier des Vereins, die alle fünf Jahre stattfindet. Eines der besonderen Ereignisse wartet schon auf Umsetzung, denn um 14.30 Uhr marschiert der Festzug mitten im Mai durch die Hauptstraße, wo sich viele Meckenheimer versammelt haben, um zur Abwechslung auch mal beim Eisschlecken den Jecken zuzuwinken.

Familie Walterich wartet mit drei Generationen gleich neben dem Kirchplatz auf den Zug und ist guter Dinge, denn der Himmel ist blau, und es könnte sein, dass es der Zug trockenen Fußes durch die Innenstadt schafft. Bei der Aufstellung am Festzelt sah das noch anders aus. Es goss wie aus Kübeln, auch Hagelkörner kamen vom Himmel, und die bunte Schar verkroch sich unter ebenso bunten Schirmen.

Kaum setzte die Marschmusik des Tambourcorps der Blau-Rot-Weißen an, kam die Sonne durch und brachte Schwung in den Zug. Mit dabei auch der Schirmherr der Veranstaltung, Bürgermeister Bert Spilles. Er durfte in der Kutsche mit den Kinderprinzessinnen Catharina II. und Jenny I. fahren. Zu den besonderen Gäste zählte der Musikverein Neumarkt Steiermark, aber auch die Stadtsoldaten Rheinbach und die Prinzengarde aus Sankt Augustin waren zu Gast in Meckenheim und gingen im Zug mit.

Zu einer Zeit als noch alles kleiner und überschaubarer war in Meckenheim, gründeten anno 1868 rund 30 Karnevalisten die Große Meckenheimer Karnevals-Gesellschaft. Sie gilt als Keimzelle des Stadtsoldaten-Corps und hatte damals das Motto "Allen wohl und niemand wehe". Vergangenes Wochenende hieß die Losung "145 Jahre - von Generationen getragen".

Das erklärte der noch frische Kommandant den Gästen gleich am Freitagabend beim Festkommers zur Eröffnung der dreitägigen Feierlichkeiten. Er nutzte die Gelegenheit, zurückzublicken auf zwei Vorgänger, die besondere Verdienste um die Stadtsoldaten erworben haben. Das war zum einen sein Vorgänger Hans-Erich Jonen, der 18 Jahre lang Kommandant der närrischen Truppe war und am Freitag von Klee den Verdienstorden in Gold verliehen bekam sowie zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Klee erinnerte in seiner Ansprache auch an Jonens Vorgänger Klaus Siegberg, der den Verein vor 49 Jahren als Kommandant übernommen hatte und dafür verantwortlich war, dass die Stadtsoldaten zu ihrer heutigen Größe mit über 500 Mitgliedern anwuchsen. Mit der Ära Jonen ist hingegen das neue Zeughaus an der Schützenstraße verbunden, welches 2001 fertiggestellt wurde.

Musikalisch anspruchsvoll und unterhaltsam wurde es anschließend, als die Gruppe "Lederhos'n Blech" aus Österreich aufspielte. Diesen Kontakt hatten die Meckenheimer schon bei ihrem letzten Besuch des Musikvereins aus dem österreichischen Neumarkt hergestellt. Denn mit dem Musikverein verbindet die Stadtsoldaten seit 45 Jahren eine Freundschaft die mit gegenseitigen Besuchen am Leben erhalten wird.

Samstags waren die Senioren bei Kaffee und Kuchen zu Gast bei den Stadtsoldaten. Richtig eng wurde es dann beim Rheinischen Abend, den zunächst die sieben Tanzgruppen der Stadtsoldaten gestalteten, bevor dann die Räuber für beste Stimmung unter den rund 700 Gästen sorgten. Der Zapfenstreich am Sonntagabend beendete den 145. Geburtstag der Stadtsoldaten. Sie werden in fünf Jahren wieder einladen werden und dann auf beständigeres Wetter hoffen, wenn in Meckenheim im Frühling wieder Karneval gefeiert wird.

Traditionscorps mit 555 Mitgliedern

Elf uniformierte Abteilungen bilden das Corps der Stadtsoldaten. Die Altersspanne reicht von drei bis 87 Jahren. Beginnen können die Kinder ab drei bei den Minis. Es folgen die Kadettengruppe für die Jungs und die kleine beziehungsweise große Mädchentanzgruppe.

Die mehr als 40 Kinder und Jugendliche werden von den Trainern Julia Grohs, Regina Gutzeit, Monika Klein, Ute Littawe, Annette Rähse, Ulrike Seidel und Kathi Zeus betreut. Die Damentanzgruppe wird von Sabrina Jonen-Diedrich trainiert. Herzstück des Traditionscorps ist die Soldatengruppe mit dem Tanzpaar Laura Lücker und Lars Klimaschewski.

50 Musiker im Musikzug geben den Ton an. Weitere wichtige Bestandteile des Vereins, der zu den ältesten in Deutschland zählt, sind der Elferrat und das Reservistencorps. Aktuell zählt Corps 555 Mitglieder.

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