Schulstart in der Region Erinnerungen an einen besonderen Tag

RÖSBERG · Am Miittwoch beginnt wieder der Unterricht. Für die i-Dötzchen und Fünftklässler geht die Schule erst morgen los. Wie sie ihre eigene Einschulung erlebten, schildern uns Schulleiterinnen aus der Region.

 Barbara Thienpont an ihrem ersten Schultag 1962.

Barbara Thienpont an ihrem ersten Schultag 1962.

Foto: Rolans Kohls

Wenn am Mittwoch die Schulen nach den Sommerferien in das neue Schuljahr starten, können die Erstklässler noch einen Tag nach Herzenslust spielen oder im Schwimmbad die Sonne genießen. Für sie geht es erst am Donnerstag mit Tornister und Schultüte ausgerüstet zum ersten Mal ins Klassenzimmer. An diesen ersten, aufregenden Schritt ins Erwachsenenleben erinnern sich die Schulleiterinnen der KGS Meckenheim und der Georg-von-Boeselager-Sekundarschule in Heimerzheim.

Seit Mai 2014 liegen die Geschicke der Katholischen Grundschule Meckenheim (KGS) in den Händen von Corinna Stühm, die zuvor seit 2003 am KGS-Teilstandort Altendorf unterrichtete. Ihren eigenen ersten Schultag hat die Grundschulleiterin 1974 in der idyllischen, einzügigen und überschaubaren Dorfschule von Sankt Augustin-Meindorf verlebt. Da auch ihre ältere Schwester die Schule besuchte, war ihr die Umgebung vertraut. Sie war stolz, nun „endlich groß zu sein“. Doch schon ein halbes Jahr später zog ihre Familie ins Nato-Hauptquartier Shape in Belgien um.

Die große Internationale Schule dort mit ihrem riesigen Campus bildete für die kleine Corinna einen starken Kon-trast zum Dorfidyll. „Ich sehe mich noch nach meinem ersten Schultag dort weinend im Sekretariat stehen, weil ich auf dem Nachhauseweg den richtigen Bus nicht finden konnte“, erinnert sich Stühm. Ansonsten machte sie „durchweg positive Erfahrungen“ in ihrer Schulzeit.

In Belgien lernte sie, mit vielen verschiedenen Situationen zurechtzukommen. „Der häufige Wechsel der Klassenlehrer dort war tatsächlich förderlich für meine Persönlichkeitsentwicklung“, resümiert die Grundschulrektorin. Für die Fächer Deutsch, Mathematik und Sport und das Grundschul-Lehramt entschied sie sich, weil man durch Förderung im Grundschulalter noch viel erreicht und wichtige geistige und körperliche Grundlagen für die spätere Laufbahn legen kann.

Angelika Bierbach wollte „unbedingt“ in die Schule. „Ich war richtig heiß darauf, endlich lesen und schreiben lernen zu können“, sagt das ehemalige i-Dötzchen. 1963 stand die kleine Angelika, die heute auf den Nachnamen Polifka hört und die Georg-von-Boeselager-Sekundarschule in Heimerzheim leitet, mit einer großen Tüte vor der Franziskus-Grundschule in Krefeld. Das Mädchen hatte die Haare brav zum Pferdeschwanz gebunden und trug ein Karo-Kleidchen.

In der Schultüte befanden sich keine großen Geschenke, sondern nur ein paar Süßigkeiten. Schon damals stand für sie fest, dass sie Lehrerin werden wollte. Ihre Tante Roswitha war ihr Vorbild. „Eine für die damalige Zeit sehr fortschrittliche Pädagogin“, sagt Angelika Polifka. Sie trainierte damals mithilfe einer Puppenschule für ihren späteren Beruf. Diese bestand aus sechs Bankreihen, in denen Mädchen mit Zöpfen saßen, die von einer strengen Lehrerin mit Hornbrille unterrichtet wurden. „Ich war eine liebe und ehrgeizige Schülerin und hatte auch immer gute Noten“, erinnert sich die Schulleiterin. Nur im Fach Schönschrift holte sie sich einmal einen Tadel ab. „Angelika, du kannst schöner schreiben“, schrieb die Lehrerin ihr ins Heft. „Dabei hatte ich mir so große Mühe gegeben.“

Barbara Thienpont war gerade sieben Jahre alt, als sie im April 1962 in der Cyriakus-Schule in Bottrop eingeschult wurde. „Meinen ersten Schultag habe ich nie vergessen. Er war ein wichtiges Ereignis in meiner Kindheit“, erzählt die Schulleiterin der Markus-Schule in Rösberg. „Ich freute mich wahnsinnig darauf, dass ich bald ein Schulkind sein würde“, erinnert sich die 61-Jährige. „Oft hatte ich mit den Nachbarskindern in meiner Straße ,Schule' gespielt. Und natürlich war ich die Lehrerin.“Als der große Tag endlich gekommen war, wurde sie von ihren Eltern zur Schule begleitet. Ihr Vater hatte sich extra beurlauben lassen. „Ich hatte mein bestes Kleid an und trug stolz meinen Tornister auf dem Rücken.

In ihm waren eine kleine Schiefertafel, Griffel in einem Griffelkasten, ein Tafellappen, den meine Mutter an den Abenden zuvor gehäkelt hatte, eine Fibel und ein Kästchen zum Rechnen mit Zehner-, Fünfer-, Zweierstäbchen und Einerwürfeln“, berichtet die Schulleiterin.Nach dem Gottesdienst begrüßte der Rektor die Kinder und hielt eine Rede. „Meine Lehrerin hieß Fräulein Armbruster, und ich fand sie sofort sehr nett.“ Und: „Wir waren 33 Kinder in der Klasse. In der ersten Stunde lernten wir das A durch Vor- und Nachschreiben. Ich war total stolz, dass ich den Buchstaben mit dem Griffel auf meine Tafel schreiben durfte.“Die Schultüte wurde erst nach der Schule überreicht.

„Sie war viel kleiner als die Schultüten von heute. Darin waren eine Dose mit meinen Lieblingsplätzchen, die meine Mutter gebacken hatte, und einige Kleinigkeiten, an die ich mich nicht mehr erinnere.“ Nach einem gemeinsamen Mittagessen verlief der Tag wie alle anderen. Bereits am Ende des ersten Schuljahres musste sich Barbara Thienpont von ihrer heiß und innig geliebten Klassenlehrerin verabschieden, weil diese Rektorin an einer anderen Schule wurde. „Ich war sehr traurig, aber gleichzeitig mächtig stolz, dass meine Lehrerin so gut war, dass sie Rektorin werden konnte“, so Thienpont. Beeindruckt von dieser Erfahrung fasste das Mädchen am Ende der vierten Klasse einen Entschluss, den sie ihrer erstaunten Mutter glasklar präsentierte: „Mama, ich muss unbedingt zum Gymnasium“, stellte die Elfjährige fest. „Ich will Lehrerin werden, und dafür brauche ich das Abitur.“

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