Heimatverein Meckenheim Ein Buch für "schützenswerte Zeitzeugen"

MECKENHEIM · Von vielen werden sie kaum beachtet, andere pflegen sie aufwendig oft jahrzehntelang, einige Übeltäter schänden sie: Wegekreuze. Ein Büchlein über "Wegekreuze, Kreuzwegstationen und kleine Kapellen in Meckenheim" hat jetzt der Heimatverein Meckenheim anlässlich seines 40-jährigen Bestehens herausgegeben.

 Stellen das Buch über Wegekreuze vor: Meinolf Schleyer vom Heimatverein (links) und Autor Ludwig Bertram Reuter

Stellen das Buch über Wegekreuze vor: Meinolf Schleyer vom Heimatverein (links) und Autor Ludwig Bertram Reuter

Foto: Wolfgang Henry

Vorsitzender Meinolf Schleyer und Buchautor Ludwig Bertram Reuter stellten das 54-seitige, reich bebilderte Werk jetzt in der Katholischen Öffentlichen Bücherei vor.

23 Kreuze, 16 Kreuzwegstationen und sechs Kapellen gebe es in Meckenheim und den Ortsteilen Merl, Lüftelberg und Altendorf-Ersdorf, berichtete Schleyer. Sieben der Kreuze seien geschändet worden. "Davon sollten wir uns nicht beirren lassen bei der Erhaltung der christlichen Symbole", forderte Schleyer auf. Der Schaden sei oft "still und unauffällig" von den Betreuern beseitigt worden.

Der Heimatverein habe im Mai den Christus-Corpus am Weißen Kreuz in Meckenheim erneuert und das Fliegerkreuz instand gesetzt, das dem verstorbenen Heimatforscher Hubert Spilles besonders am Herzen lag. Auch habe der Verein eine Zeittafel zur Geschichte der Stephanus-Kapelle errichtet, die von der Gemeinde zum silbernen Priesterjubiläum des Oberpfarrers Franz Kreiten 1924 gestiftet und von renommierten Architekten entworfen worden war, darunter auch Alois Böll, ein Onkel von Heinrich Böll.

Buchautor Reuter stellte einige der "schützenswerten Zeitzeugen" vor, so die Kreuzwegstationen in Ersdorf und Altendorf, die dort "Fußfälle" genannt werden und von 1722 bis 1735 errichtet wurden. Die sechs Merler Holzkreuze seien der Überlieferung nach von den sechs Bauern des Dorfes wohl im 17. Jahrhundert aufgestellt worden als Dank dafür, dass Merl von der Pest verschont blieb, berichtete Reuter.

Weil Holzkreuze etwa alle 40 Jahre erneuert werden müssen, folgerte Reuter, dass die Kreuze bereits mindestens acht Mal ausgetauscht worden sind. Der 78-Jährige begründete sein Interesse damit, dass ihn das fast 100 Jahre alte Wegekreuz fasziniert habe, das er aus dem Schlafzimmerfenster seines Hauses in Wachtberg-Ließem sehe und das die gesamte Passionsgeschichte darstelle.

Zunächst habe er sich mit Kreuzen in Wachtberg beschäftigt und dann auf Anregung des Heimatvereins auch mit denen in Meckenheim. Auch hier seien oft Passionszeichen abgebildet, so auf dem Kreuz am Vogelherd in Lüftelberg, das wohl das älteste Kreuz dieser Art in Meckenheim sei und 1719 errichtet wurde - eventuell als Unfallkreuz, mutmaßten einige Anwesende.

Den Vertretern der Lüftelberger Dorfgemeinschaft, Carmen und Peter Marienfeld, gab Schleyer die Aufgabe mit auf den Weg, das Kreuz am Vogelherd in die Denkmalliste aufnehmen zu lassen. Wer die Kreuze vor Ort betrachten will, kann dies zu Fuß oder mit dem Fahrrad tun. Zwei Touren von 16 und 17 Kilometern Länge hat Wilhelm Ellinger vom Meckenheimer ADFC ausgearbeitet und im Buch beschrieben.

Info: L. Bertram Reuter: "Wegekreuze, Kreuzwegstationen und kleine Kapellen in Meckenheim", Herausgeber: Heimatverein Meckenheim, ISBN 978-3-00-0414116-9, Preis: sieben Euro

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