Sie treten für christliche Werte ein 150-jähriges Jubiläum der Kolpingsfamilie Meckenheim

MECKENHEIM · Am kommenden Sonntag feiert die Kolpingsfamilie Meckenheim ihr 150-jähriges Bestehen. Christlich und familiär ist die Kolpingsfamilie Meckenheim nach wie vor – allerdings konfessionsunabhängig.

Vor allem soziale Aspekte waren es, die den inzwischen selig gesprochenen Priester Adolph Kolping in der Mitte des 19. Jahrhunderts zur Gründung von Gesellenvereinen und Gesellenhäusern bewogen hatten. Mit der Industrialisierung waren alte Strukturen verloren gegangen. Lehrlinge und Gesellen waren nur noch Arbeitskräfte und wurden nicht mehr in die Familien ihrer Handwerksmeister integriert.

So wählte Kolping eine familiäre Struktur, um dafür Ersatz zu bieten. Auch in Meckenheim wurde 1867 ein „katholischer Gesellenverein“ gegründet. Am kommenden Sonntag feiert die Kolpingsfamilie Meckenheim ihr 150-jähriges Bestehen. „Wir sind eine familienhafte Weg- und Wertegemeinschaft“, erklären Karl-Heinz Koop, Manfred Rehbein und Karl-Heinz Tuschen vom heutigen Leitungsteam. Christlich und familiär ist die Kolpingsfamilie Meckenheim nach wie vor – allerdings konfessionsunabhängig.

Selbsthilfe für Afrika steht im Fokus

Wie früher fördert der Verein Bildung und Geselligkeit vor Ort. Das soziale Engagement hat sich mittlerweile verlagert. Statt sich hierzulande für junge Handwerker starkzumachen, fördert die Kolpingsfamilie nun Projekte, die Hilfe zur Selbsthilfe in Afrika bieten.

Der Meckenheimer Oberpfarrer Peter Josef Clemens war es, der den Katholischen Gesellenverein ins Leben rief. Gründungstag war der 8. Dezember 1867. Dem Gründungsvorstand gehörten unter anderem Rentmeister und Baumschuler Wilhelm Offermann, Lehrer Hünten und Vikar Heinrich Corsten als Präses an, dem Schutzvorstand neben Oberpfarrer Clemens unter anderen auch Bürgermeister Christian Thiesen.

Bei der ersten feierlichen Mitglieder-Aufnahme 1868 traten 55 Gesellen und 41 Meister dem Verein bei. Der erste Präses Vikar Corsten richtete Fortbildungskurse ein und hinterließ 1869 die stolze Mitgliederzahl von 126 Gesellen und 59 Meistern. Unter den Verdacht, „staatsgefährlich“ zu sein, geriet der katholische Gesellenverein erstmals während des Kulturkampfes von 1873 bis 1886 infolge eines Attentats auf Reichskanzler Bismarck. Auch in Meckenheim wurden die Versammlungen zeitweise polizeilich überwacht.

Eigene Krankenkasse wurde 1884 gegründet

Auch im Nationalsozialismus war die Tätigkeit der Kolpingsfamilie eingeschränkt. Die Mitglieder des Gesellenvereins waren ein sangesfreudiges Völkchen und bildeten so auch die Keimzelle des Meckenheimer Kirchenchores Cäcilia im Jahr 1883. 1912 habe der damalige Oberpfarrer Pesch auf eine Trennung von Chor und Gesellenverein gedrängt, berichtet Koop.

Einen Meilenstein in der Vereinsgeschichte bildet die Gründung einer eigenen Kolping-Krankenkasse 1884, lange bevor die hiesige Ortskrankenkasse ins Leben gerufen wurde. Sie sorgte für erkrankte Mitglieder und schickte im Krieg 1870/71 Versorgungspakete an die elf Mitglieder im Feld. Dem Ersten Weltkrieg war der Umstand geschuldet, dass die 50-Jahr-Feier ausfallen musste. Doch zehn Jahre später wurde das 60. Jubiläum umso größer eine ganze Woche lang gefeiert mit Gewerbeausstellung, Festakt, Festumzug, Pferdewagen und Musikkapellen. In den 1960er Jahren gelang es Präses Pfarrer Johannes Heisterkamp, viele junge Menschen als Mitglieder zu gewinnen und eine Jungkolpinggruppe zu gründen. 26 Namen stehen mittlerweile auf der Liste der Präsides der Kolpingsfamilie Meckenheim.

Ältestes Mitglied ist 94 Jahre

32 Jahre lang hat Pfarrer Albrecht Tewes das Amt innegehabt. Er ist heute Ehrenpräses. Beinahe genauso lang ist die Liste der Vorsitzenden. Zuletzt hatte Hermann-Peter Ruland diese Funktion bis zum Jahr 2013 inne. Seither habe man sich für eine andere Arbeitsverteilung und ein Leitungsteam entschieden, erklärt dessen Sprecher Karl-Heinz Koop.

83 Mitglieder aller Altersklassen hat die Meckenheimer Kolpingsfamilie zurzeit. Jüngstes Mitglied ist die zwei Jahre alte Pia Wallot, ältestes der 94-jährige Alfons Deutsch, der seit 1964 dabei ist. Präses ist Pfarrer Reinhold Malcherek. Die Meckenheimer Kolpingsfamilie bietet ein abwechslungsreiches Veranstaltungsprogramm mit Wallfahrten und Andachten, Wanderungen, Radtouren, Ausflügen und Festen an, bei denen immer Gäste willkommen sind.

Besonderen Zuspruchs erfreuen sich die Themenabende, bei denen zum Beispiel Meckenheimer Persönlichkeiten betrachtet werden. Mithilfe der Spenden, die bei solchen Gelegenheiten eingehen, können soziale Projekte gefördert werden, so das Projekt „Lichtbox für Ghana“, bei dem Krankenstationen mit kleinen autonomen Solaranlagen ausgestattet wurden. Ob demnächst ein Projekt des international agierenden Kolpingwerkes von Meckenheim aus unterstützt wird, stehe noch nicht fest, aber eines sei sicher: „Wir bleiben Afrika treu“, sagt Koop. Für die Zukunft wünscht sich die Meckenheimer Kolpingsfamilie vor allem „Prosperität“. „Wir wollen dem Werteverfall die Stirn bieten mit engagierten Menschen, die von der Idee Adolph Kolpings überzeugt sind. Wir sind mehr als ein Verein, wir gehen eine Bindung miteinander ein“, beschreibt Koop das familiäre Miteinander.

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