Gespräche mit Grundstückseigentümern Zieht die Mertener Grundschule an die Landstraße 183 um?

Bornheim · Nachdem der Campus an der Beethovenstraße zu klein geworden ist, will die Bornheimer Stadtverwaltung die Sekundarschule an Ort und Stelle belassen und die Grundschule neu bauen. Die Verwaltung wurde beauftragt, die Schulentwicklungsplanung mit den Nachbarkommunen abzustimmen.

57 Folien: Auf diesen immer noch beachtlichen Umfang hatte Wolf Krämer-Mandeau von der Projektgruppe Bildung und Region (biregio) den 155 Seiten umfassenden Entwurf zur Fortschreibung des Schulentwicklungsplans bis 2022/2023 zusammengekürzt. Vom Schulangebot über die Entwicklung der Schülerzahlen bis hin zur Raumsituation wurde der Ausschuss für Schule, Soziales und demographischen Wandel über alles informiert, was für den Schulstandort Bornheim zukünftig eine Rolle spielen wird. Einzig das letzte Kapitel „Kernergebnisse, Alternativen und Empfehlungen für die Entwicklung der Schulen in der Stadt Bornheim“ war mit dem Hinweis „wird nachgereicht“ versehen.

Die großen Fragezeichen in den Gesichtern vieler Ausschussmitglieder versuchte die Beigeordnete Alice von Bülow gleich zu Beginn aufzulösen. „Die Schlussfolgerungen, die wir aus den Darstellungen und Prognosen ziehen, möchten wir zusammen mit Ihnen erarbeiten“, erklärte sie in Richtung der Politik und den zahlreich erschienenen Schulleitern. Hierzu sollen laut Beschluss die Schulkonferenzen und die Zukunftswerkstatt dienen, die im Oktober in Bad Breisig stattfindet. Darüber hinaus wurde die Verwaltung beauftragt, die Schulentwicklungsplanung mit den Nachbarkommunen abzustimmen.

Sekundarschule konnte von 121 Anmeldungen nur 81 berücksichtigen

Mit Blick auf die Situation an der derzeit noch dreizügigen Heinrich-Böll-Sekundarschule und der benachbarten zweizügigen Martinus-Grundschule Merten soll die Verwaltung untersuchen, welche Möglichkeiten für eine künftig vierzügige Sekundarschule und eine dreizügige Grundschule mit Betreuungsmöglichkeit im Ganztag für alle Schüler bestehen. Zum Schuljahr lagen der Sekundarschule 121 Anmeldungen vor – aus Kapazitätsgründen konnten jedoch nur 81 Schüler aufgenommen werden.

Um mehr Zeit zum Diskurs zu haben, wird die für Oktober geplante Sitzung des Schulausschusses ausgesetzt. Stattdessen sind interfraktionelle Gespräche geplant, in denen insbesondere der Schulstandort Merten eine Rolle spielen soll. In der Sitzung am 22. November soll es einen ersten Zwischenstand geben, und eventuell sollen bereits einzelne Entscheidungen vorgezogen werden, bevor im Januar über die Schulentwicklungsplanung entschieden wird. „Uns läuft die Zeit davon“, sagte Alice von Bülow in Bezug auf Merten. Allein um den aktuellen Raumbedarf zu decken, seien Erweiterungen für beide Schulen notwendig. Der Ausbau der beiden Schulen um je einen Zug würde sich am jetzigen Standort jedoch nicht parallel umsetzen lassen.

Wie berichtet, war im September 2015 ein dreigeschossiger Anbau mit einer Fläche von 1090 Quadratmetern für rund fünf Millionen Euro an der Heinrich-Böll- Sekundarschule beschlossen worden. Zusätzlich sollten Umbaumaßnahmen im Bestand für 1,8 Millionen Euro vorgenommen werden. Wie aus einer Mitteilung im Schulausschuss hervorgeht, war es der Stadt bislang nicht gelungen, den Auftrag an ein Generalunternehmen zu vergeben. Die Unternehmen hatten aus verschiedenen Gründen abgesagt.

Auf GA-Nachfrage erklärte Bürgermeister Wolfgang Henseler, dass die Erweiterungspläne nun erst einmal „auf Eis“ liegen. „Vor den Sommerferien kamen zwei Entwicklungen zusammen.“ Zum einen hätten die Zahlen der biregio vorgelegen, zum anderen erhielt die Stadt die Absagen der Unternehmen für die Erweiterung der Sekundarschule. Henseler: „Aufgrund dieser Situation haben wir dann noch einmal neu überlegt. Andernfalls hätten wir bei den Unternehmen natürlich noch einmal vehementer nachgefragt.“ Der noch nicht vergebene Auftrag könne eine Win-win-Situation sein.

Die Tendenz der Verwaltung gehe derzeit dahin, einen Alternativstandort für die Grundschule auf der Ortsseite der L 183 zu suchen, damit die Grundschüler die vielbefahrene Straße nicht queren müssten. Es spräche viel dafür, die Sekundarschule am jetzigen Standort zu belassen und die Grundschule an anderer Stelle neu zu bauen. „Die Grundschule hat etwa die Hälfte des Raumbedarfs der Sekundarschule“, so Henseler. „Ganz grob geschätzt würde ein Neubau der Grundschule zehn Millionen Euro, der Neubau der Sekundarschule 20 Millionen Euro kosten.“ Die Gespräche mit Grundstückseigentümern befänden sich noch in einem sehr frühen Stadium, sagte Henseler. Daher wolle er sich zu einem möglichen Standort noch nicht äußern.

Und was sagen die betroffenen Schulleiter? „Wir warten die Zukunftswerkstatt in Bad Breisig ab“, meinte Stefan Vaudlet von der Mertener Grundschule. „Der Standort Merten ist bereits jetzt völlig überlastet“, sagte dagegen Astrid Geschwind, Leiterin der Sekundarschule, mit Blick auf die Container, die eigentlich als Übergangslösung für die Erweiterung geplant waren. „Diese Lösung sollte endlich sein – doch jetzt ist wieder alles mit einem großen Fragezeichen versehen.“

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