Soziales Wohngruppe statt Flüchtlingsheim

Bornheim-Merten · In ihren Häusern an der Brahmsstraße in Bornheim-Merten will die Awo Menschen mit geistiger Behinderung betreuen. Zuvor soll aber kernsaniert werden.

 Momentan noch eine Flüchtlingsunterkunft: Die Awo-Häuser an der Brahmsstraße in Merten.

Momentan noch eine Flüchtlingsunterkunft: Die Awo-Häuser an der Brahmsstraße in Merten.

Foto: Axel Vogel

Aus der Flüchtlingsunterkunft an der Mertener Brahmsstraße soll eine betreute Wohngruppe für Menschen mit einer geistigen Behinderung werden. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) bestätigte auf Anfrage entsprechende Informationen des General-Anzeigers.

Die Awo Bonn/Rhein-Sieg ist Besitzer der Liegenschaft in Merten. Aktuell werden die beiden Häuser von der Stadt Bornheim bekanntlich als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Wie berichtet, hatte die Bornheimer Politik beschlossen, den Vertrag mit der Awo letztmalig bis zum 31. Juli 2019 zu verlängern. Bis dahin müssen die verbliebenen dort noch lebenden Menschen in anderen Örtlichkeiten untergebracht werden.

Heimstätte für 16 bis 18 Personen

Danach würden Handwerker anrücken, um die Gebäude von Grund auf zu sanieren. Nach dem Umbau sollen dort laut Awo 16 bis 18 Menschen ein neues Zuhause finden. „Wir streben an, dort geistig Behinderte unterzubringen“, erläuterte Awo-Kreisgeschäftsführer Franz-Josef Windisch. Die Betreuung, die diese Menschen zum Beispiel derzeit zu Hause durch Angehörige erhielten, finde in professioneller Weise dann bei der Awo statt.

„Wir betreuen dort also die Menschen, die grundsätzlich zum eigenständigen Leben in der Lage sind und beispielsweise einer Beschäftigung in einer Werkstatt für Behinderte nachgehen können“, erklärte Windisch weiter. Tagsüber würden die Bewohner von Fachpersonal betreut, nachts soll es eine Rufbereitschaft geben. Im Haus Bellinghausen in Sankt Augustin-Hangelar betreibt die Awo bereits ein vergleichbares Wohnprojekt, wobei es sich laut Windisch dort um einen Neubau handelt.

Langjährige Nutzung durch die Stadt Bornheim

Wann die Umbauarbeiten starten werden, steht indes noch nicht fest – auch, weil „eine intensive Beteiligung der Politik und der Nachbarschaft zuvor gesucht wird“, sagte Windisch. Nach Angaben der Awo nutzt die Stadt Bornheim die beiden Häuser an der Brahmsstraße schon lange. Der Mietvertrag mit der Stadt sah zunächst die Nutzung als Übergangswohnheim, dass als Aussiedlerwohnheim genutzt wurde.

Der Vertrag mit der Stadt wurde 1993 geschlossen, wobei seinerzeit ein Belegungsrecht von 25 Jahren vereinbart wurde“, erläuterte Windisch. Später wurden dann Flüchtlinge an der Brahmsstraße untergebracht. Als in den Jahren 2014/15 sehr viele Menschen als Flüchtlinge nach Deutschland kamen, spiegelte das Heim die Not der Kommunen, den Menschen ein Dach über dem Kopf zu bieten, beispielhaft wider. Während eiligst Wohnraum in Containern geschaffen wurde, platzten die Gebäude aus allen Nähten. Konflikte innerhalb der Unterkunft und mit der Nachbarschaft waren die Folge.

Fraktionen kritisierten Bürgermeister scharf

Wie berichtet, hatte es im vergangenen Jahr einen heftigen Streit zwischen CDU, UWG, FDP und der Stadtverwaltung gegeben. Anlass war, dass die Stadt die Häuser noch so lange nutzen wollte, bis ein Ersatzbau fertig ist, also deutlich länger als eigentlich vorgesehen. Die drei Fraktionen hatten der Stadt – und vor allem Bürgermeister Wolfgang Henseler – Wortbruch gegenüber den Anwohnern der Brahmsstraße vorgeworfen – zumal es freie Kapazitäten in Wohncontainern gab. Dazu hatte die Stadt die Anlage an der Goethestraße ohne politischen Beschluss zunächst für ein Jahr an die Musikschule vermietet. Die Stadt hatte sich aus „Gründen der Integration“ gegen einen Umzug der Menschen weg von der Brahmsstraße ausgesprochen.

Eine Anfrage des General-Anzeigers zur Zahl der aktuell in der Brahmsstraße lebenden Flüchtlinge und deren Wohnperspektive nach dem 31. Juli 2019 hat die Stadtverwaltung bis Redaktionsschluss am Donnerstag nicht beantwortet.

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