Bauen in Bornheim Wohnen auf dem Kallenberg?

BORNHEIM · Die Stadt Bornheim erwägt eine Bewerbung für ein Landesprogramm zur sozialen Baulandentwicklung. Der Vorteil: Die Landesgesellschaft erwirbt die Grundstücke, sichert die Finanzierung, betreibt die Vermarktung und stellt das Projektmanagement sicher.

Die Frage, wie die Stadt Bornheim weiteren und vor allem preiswerten Wohnraum schaffen kann, beschäftigt derzeit die politischen Gremien. So laufen die Überlegungen zur Gründung einer eigenen Wohnungs- und Grundstücksgesellschaft. Wegen des wirtschaftlichen Risikos, das damit verbunden wäre, gibt es allerdings Bedenken.

Um eine neue Option geht es an diesem Mittwoch im Stadtentwicklungsausschuss: Die Verwaltung schlägt vor, sich für ein Landesprogramm zur sozialen Baulandentwicklung zu bewerben und sich so die Unterstützung einer Stadtentwicklungsgesellschaft „auf Zeit“ zu sichern.

Eine konkrete Fläche für eine Zusammenarbeit mit der landeseigenen Gesellschaft NRW.Urban hat die Verwaltung bereits im Blick: Es geht um den Kallenberg in Bornheim-Ort zwischen der Bahnlinie 18, Pohlhausenstraße, Kalk- und Mühlenstraße.

Im Zuge des Programms Flächenpool.NRW, das ebenfalls von der Landesgesellschaft NRW.Urban betreut wird, sind bereits Bodendenkmaluntersuchungen auf dieser Fläche erfolgt. Mit einem Ergebnis sei zeitnah zu rechnen, heißt es in der Sitzungsvorlage. Nach jetzigem Stand sei nicht davon auszugehen, dass dieses eine weitere Entwicklung der Fläche verhindern würde.

Nach dem Konzept von NRW.Urban erwirbt die Landesgesellschaft die Grundstücke, sichert die Finanzierung, plant und baut die Erschließung, betreibt die Vermarktung und stellt das Projektmanagement sicher. Die zentrale Steuerung soll aber bei der Kommune verbleiben: Die Stadt und ihre politischen Gremien entscheiden über die Projektlaufzeit, die Höhe der Ankaufspreise für den Grunderwerb sowie die späteren Verkaufspreise, über die Art der baulichen Ausnutzung und Verdichtung der Bauflächen sowie die Zielgruppen für die Vermarktung.

Auch Zusammenarbeit bei „Bornheim-West“ und „Sechtem-Ost“ denkbar

Mit dem Programm will das Land NRW Kommunen angesichts des Handlungsbedarfs bei der Schaffung von Wohnraum unterstützen. Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass 30 Prozent der geplanten Wohneinheiten der sozialen Baulandentwicklung dienen.

Laut Sitzungsvorlage wäre für Bornheim zu einem späteren Zeitpunkt auch eine Zusammenarbeit mit der Landesgesellschaft bei den Flächen „Bornheim-West“ und „Sechtem-Ost“ denkbar. Die Kooperation mit NRW.Urban „könnte eine gute und sinnvolle Ergänzung sein“, meint Bürgermeister Wolfgang Henseler. Mit dem Flächenpool.NRW habe Bornheim bereits „positive Erfahrungen“ gemacht.

Bei den Überlegungen der Stadt zum sozialen Wohnungsbau sei man sich sehr wohl bewusst, dass es die „Bausünden vergangener Jahrzehnte“ zu vermeiden gelte, betont Henseler: Das „Bunte Viertel“ in Roisdorf hänge „wie ein Trauma“ über der Diskussion. Dabei sei auch bei gefördertem Wohnraum eine Kombination aus Geschosswohnungsbau und Einfamilienhäusern möglich.

Vor allem bei den Plänen der Stadt für Flüchtlingsheime in Festbauweise, die später für den sozialen Wohnungsbau zur Verfügung stehen sollen, waren zuletzt Bedenken und Widerspruch in der Bevölkerung aufgekommen (der GA berichtete).

Doch auch bezüglich einer eigenen Wohnungsgesellschaft möchte die Politik weitere Möglichkeiten ausloten. In der jüngsten Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses beauftragten die Fraktionen die Verwaltung einstimmig, das Gespräch mit der Nachbargemeinde Alfter zu suchen, ob eine Kooperation denkbar wäre. Zudem soll die Stadt prüfen, inwiefern sie andere Instrumente zur Steuerung der privaten Bautätigkeit innerhalb der bestehenden Strukturen nutzen könnte.

Nach den Vorschlägen des Beratungsunternehmens Rödl & Partner, das im Auftrag der Stadt Chancen und Risiken für die Gründung einer eigenen Wohnungs- und Grundstücksgesellschaft untersucht hatte, könnten geeignete Mittel zum Beispiel städtebauliche Verträge, Vergaben an Träger mit bestimmten Bauprojekten und Sanierung im Bestand mit entsprechender Beratung sein.

Die Fachleute hatten festgestellt, dass in Bornheim vornehmlich Einfamilien- und Reihenhäuser gebaut würden, es aber zu wenig Wohnraum mit günstigen Mieten sowie seniorengerechte Angebote gebe.

Einen hohen Bedarf an mehr Wohnraum hatte jüngst auch eine Analyse im Auftrag des Rhein-Sieg-Kreises prognostiziert: Nach den Untersuchungen des Bonner Büros Empirica werden im Kreis bis zum Jahr 2030 rund 30.000 zusätzliche Wohneinheiten benötigt: 20.000 in Ein- und Zweifamilienhäusern und 10.000 im Geschosswohnungsbau.

Der Stadtentwicklungsausschuss tagt am Mittwoch, 7. Dezember, um 18 Uhr im Ratssaal des Bornheimer Rathauses.

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